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Start-up

Computerspiele entwickeln in Bayreuth: Uni-Absolventen gründen eigene Agentur

Zwei Uni-Absolventen sehen hohes Potential, die Stadt Bayreuth zu einem starken Standort für Computerspielentwicklung zu machen. Mit dieser Motivation haben sie ihr eigenes Start-up-Unternehmen gegründet.

Seit dem Wintersemester 2015/16 gibt es in Bayreuth den Masterstudiengang “Computerspielwissenschaften”. Dass sich angesichts dessen früher oder später auch Spielefirmen in Bayreuth finden werden, ist wohl keine Überraschung. Die beiden Absolventen Paul Redetzky und Carl-Philipp Hellmuth haben bereits 2019 ihr Start-up “Emergo Entertainment” gegründet.

Das Unternehmen ist im Startup Point angesiedelt, einer Initiative der Stadt Bayreuth für Gründer.

Computerspiele entwickeln in Bayreuth – so kam es dazu

Für das Bayreuther Urgestein Paul Redetzky war eine Firmengründung von Tag 1 seines Studiums der Computerspielwissenschaften in Bayreuth beschlossene Sache: “Für mich war von Anfang an klar: Ich werde aus diesem Studium mit einer Firma herausgehen und bei Carl-Philipp wusste ich direkt, dass ich mit ihm arbeiten möchte.”

Ursprünglich entstanden ist die Firma 2019, als das Bayerische Landesamt für Wein- & Gartenbau für eine Messe ein Spielprojekt entwickeln wollte. Dieses Projekt sollte mit 10.000 Euro bezahlt werden. “Auf irgendein Konto muss das Geld halt gehen, also haben wir die Firma gegründet”, lächelt Paul.

Der Aufgabe nahmen sich Paul und Carl-Philipp zusammen mit ihrer früheren Kollegin Lisa Zumblick an. Das daraus entstandene Spiel “Green Urban Climbing” wurde auf der Grünen Woche in Berlin ausgestellt und erntete viel Beifall.

Staat fördert Bayreuther Spielprojekt

Bei einer Veranstaltung für Spieleentwickler, bei der innerhalb von wenigen Tagen ein Spiel entstehen soll, begann dann die Entwicklung von “Fireside”, an dem Paul und Carl-Philipp, zusammen mit ein paar anderen freien Mitarbeitern, immer noch aktiv arbeiten. “Eigentlich sollte es ein kleines Projekt werden, aber wir haben dort den Sonderpreis der Jury erhalten, also mussten wir damit schon fast weiter machen.” Auch der FilmFernsehFonds Bayern hat dem Projekt eine Förderung von 34.000 Euro verschafft.

Emergo Entertainment ist nicht das einzige Games-Start-up, das in den letzten Jahren in der Stadt entstanden ist. Nach Paul könnte Bayreuth in der Spieleindustrie sehr gut Fuß fassen: “Bayreuth braucht einfach ein Thema, das zukunftsorientiert ist. Auch durch den Studiengang gibt es hier so viele fähige Leute. Man muss sich nur trauen, das nach außen zu tragen.”

Spielestudio und Agentur zugleich in Bayreuth

Gedacht ist Emergo Entertainment jedoch nicht exklusiv als Spielestudio, sondern auch als eine Art Werbeagentur. Paul und Carl-Philipp arbeiten neben der Spieleentwicklung als Designer von interaktiven Visualisierungen. Das heißt: Sie entwickeln am Computer 3D-Modelle von verschiedenen Produkten. Auf der Emergo-Website findet man z.B. ein 3D-Modell einer Kupplung, eines Drehgestells oder eines ganzen Busses.

Diese Modelle sind nicht nur detaillierte Darstellungen von Gegenständen, sondern man kann sie bereits virtuell bedienen. Solche Anwendungen sollen interaktiv zeigen, wie die abgebildeten Gegenstände funktionieren und damit potentiellen Kunden besser im Gedächtnis bleiben. “Wie ein Kunde mit einem Produkt umgeht, ist unglaublich wichtig dafür, dass er sich daran erinnert”, erklärt Paul.

Der Plan zu den Computerspielen: zweigleisig fahren

Die Kombination aus Spielestudio und einer solchen Agentur hat sich aus der Ähnlichkeit der beiden Tätigkeiten ergeben. Laut Paul überschneiden sich viele der Fähigkeiten, die man für Spieleentwicklung und für die Entwicklung solcher Anwendungen braucht.

“Wenn der große Durchbruch mit einem Spiel kommt, dann kann man das natürlich weiter verfolgen, aber für den Moment wollen wir erst einmal zweigleisig fahren.” Ziel sei ein Team aus zehn Mitarbeitern, da sich dann die Arbeiten gut aufteilen ließen. “Ein 50-Mann-Team ist einfach nicht nachhaltig genug.”

Der nächste Schritt ist also, die Entwicklung von “Fireside” weiter voranzubringen und Kunden für interaktive Visualisierungen zu finden. An Motivation fehlt es Emergo Entertainment gewiss nicht. Paul trägt seinen Enthusiasmus jedenfalls offen nach außen: “Wir haben schon so viel Lob für “Fireside” bekommen. Und vielleicht gibt es ja auch irgendwann richtige Werbecomputerspiele!”

Bayreuther Tagblatt - Michael Kind

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Michael Kind