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Zurück ins Paradies? Das Überlebenstraining und Friedrich Nietzsche

Externer Redakteur

Die Digitalisierung hat uns einen Komfort und Lebensstandard beschert, der für unsere Vorgängergenerationen nur ein Traum gewesen wäre. Der heutige Stand der Zivilisation hat uns aber auch von unserer Natur entfremdet. Durch die Moderne geht der Charakter des Menschen als Naturwesen verloren und wir verlieren die Fähigkeit der Intuition und der sensorischen Wahrnehmung.

Kurz gesagt, wir leben nicht mehr im Einklang mit der Natur, von der wir letztendlich ein Teil sind, und auch nicht mehr im Einklang mit uns selbst. Schon ein einwöchiges Campen ist ein wirksames Korrektiv. Eine Radikalkur ist hingegen das Überlebenstraining.

Nietzsche und das „gefährlich Leben“

Der einflussreiche Philosoph der Moderne, Friedrich Nietzsche, war ein Schüler Schopenhauers, der über diesen hinausging. Er wollte sich nicht mit dem Pessimismus seines einstigen Lehrmeisters abfinden, der die Geschöpfe der Erde zum ständigen Leiden verdammt sah. Ihn trieb das Ziel an, diese Aporie zu überwinden. Für Nietzsche stand fest, dass sich das Glück nicht erzwingen lasse, da man „nicht wollen“ könne. Dennoch könne jedes Individuum die Wahrscheinlichkeit, Glücksmomente zu erleben, durch ein aktives, tätiges Leben beeinflussen.

Dabei stellte er die Rechnung auf, je größer der Aufwand sei, desto größer sei am Ende das empfangene Glück, vor allem, wenn das Abenteuer mit einem glücklichen Ende verknüpft ist und die Herausforderungen gemeistert wurden. Ohne Kampf könne es kein Glück geben. Sein Ideal war deshalb, wie er in seinem Werk Die fröhliche Wissenschaft enthüllte: „Glaubt es mir – das Geheimnis, um die größte Fruchtbarkeit und den größten Genuss vom Dasein einzuernten, heißt: gefährlich leben.“

Das Überlebenstraining im Einklang mit Nietzsches Heilsgeschichte

Bei diesem Ansatz wird deutlich, dass Nietzsche der Grundgedanke des Überlebenstrainings sympathisch gewesen wäre, wenngleich er vielleicht beanstandet hätte, dass im kontrollierten Rahmen heutiger Survival-Abenteuer natürlich keine echte Lebensgefahr mehr besteht.

Das Überlebenstraining gewinnt heute als Gegengift zu den Einflüssen des Digitalzeitalters enorm an Popularität und hat eine Wirkung auf den Menschen, die seine Betäubung durch die heutige Reizüberflutung ebenso überwindet wie ein Erholungsurlaub arbeitsbedingte Erschöpfung. Das Material für das Survival-Training finden Sie bei diesem Anbieter, der für alle Fälle vorgesorgt hat: www.preppers.shopping/

Der Übermensch: vom Löwen zum Kind

Während das Christentum dem Menschen ein Korsett der „Sklavenmoral“ aufgezwungen und dessen „existenzielle Leidenschaften“ niedergehalten habe, gehe es nun darum, sich aus diesem zu befreien und nach dem Überwinden der Religion („Gott ist tot“) einen neuen Lebenssinn zu finden. Dieser bestehe darin, durch den „Griff nach der Macht“ eine neue Welt zu erschaffen. Der „Übermensch“, der man durch diese „Heldentaten“ geworden sei, habe sämtliche Widerstände bezwungen und sich gegenüber den vielfältigen und intensiven Erwartungen der anderen unabhängig gemacht. Er steht über diesen Dingen.

„Haben die wirklichen Dinge oder die eingebildeten Dinge mehr zum menschlichen Glück beigetragen?“, so fragt der Philosoph der Tat, der, einem Titel seiner Werke nach, „mit dem Hammer philosophieren“ wollte, in seinem Essay Morgenröte: Gedanken über die moralischen Vorurteile, rhetorisch. Der Dreiklang zum Glück besteht nach ihm in der Metamorphose vom Kamel, das alle Lasten zu tragen habe, zum Löwen, der sich seine Freiräume erkämpft, und dann zum Kind, das sich nun endlich seine Sehnsüchte erfüllen kann, ohne von anderen daran gehindert zu werden. „Wer ein Wozu hat, erträgt jedes Wie.”

Die griechischen Heroen

Für Nietzsche waren die griechischen Heroen, Helden wie Herkules, Odysseus und Achilles, die spirituellen Vorbilder, die das menschliche Streben nach Glück in Perfektion verkörperten. In ihrem Ideal sah er den Schlüssel zum Glück. In den Heldengeschichten dieser Halbgötter wirke das fruchtbare Spannungsverhältnis des Menschen zwischen dem apollinischen Streben nach Visionen und dem dionysischen Streben nach Orgien und sei harmonisch ausbalanciert.

Bereits in der späten griechischen Antike hätten sich mit dem Stoizismus (den auch die Römer zu ihrem Ideal erhoben haben) und der platonischen Vernunft Gegenbewegungen entwickelt, die im Streben nach Höherem die natürlichen Urinstinkte des Menschen unterdrückt hätten. Die Spitze des Eisbergs sei daraufhin das Christentum mit seiner Leibfeindlichkeit und Erziehung zur Demut gewesen, das den „Lebenswillen“ des Menschen abgetötet und den Menschen zum „Mucker” verwandelt habe.

Die „Umwertung aller Werte“, die Nietzsche postulierte, habe schon vorher stattgefunden, sodass die Verhältnisse, in Abwandlung eines Zitats von Marx, wieder „vom Kopf auf die Füße” gestellt werden müssten.

Zurück zu den Quellen

Dies ist nicht die einzige Analogie zum von Nietzsche stets verachtenden Marx („neuer Götze“), denn ironischerweise gibt es mit diesen Grundgedanken in Nietzsches Philosophie eine ähnliche Heilsgeschichte wie im Christentum und dem „wissenschaftlichen Sozialismus“, mit einem idealen Urzustand auf der einen Seite sowie einer Vertreibung aus diesem Paradies auf der anderen Seite, in das wir zu unserem Heil wieder hineinfinden müssten. Wenn das Überlebenstraining auch nur einen Teil dazu beiträgt, wird sich das Abenteuer gelohnt haben.