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Städtisches Gärtnern

Urban Gardening: Mehr als nur ein Hobby

Externer Redakteur

Wer in einer Stadt wohnt, kommt möglicherweise nicht in den Genuss eines eigenen Gartens. Damit das mit dem Gärtnern trotzdem funktioniert, gibt es das sogenannte Urban Gardening. Doch das ist mittlerweile weit mehr als nur ein Hobby.

Was ist Urban Gardening
Urban Gardening, übersetzt „städtisches Gärtnern“, bezeichnet die Praxis des Anbaus von Pflanzen in einem städtischen Umfeld. Dies kann auf individueller Ebene in privaten Gärten, auf Balkonen und Terrassen oder gemeinschaftlich in öffentlichen Räumen wie Parks, leerstehenden Grundstücken und Dachgärten erfolgen. Urban Gardening umfasst eine breite Palette von Pflanzaktivitäten, darunter den Anbau von Gemüse, Obst, Kräutern und Zierpflanzen, sowie die Begrünung städtischer Flächen durch Baumpflanzungen und die Anlage von Blumenbeeten.

Der Kerngedanke hinter Urban Gardening ist es, die städtische Umwelt zu beleben und zu verbessern, indem ungenutzte oder untergenutzte Flächen in produktive und ästhetisch ansprechende Bereiche umgewandelt werden. In den letzten Jahren hat es weltweit an Popularität gewonnen, angetrieben durch ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit und das Streben nach einer stärkeren Verbindung zur Natur, auch in dicht besiedelten städtischen Gebieten.

Container-Gärten: Die tragbare Revolution des Urban Gardenings

Eine besonders innovative und flexible Lösung innerhalb der Bewegung sind Container-Gärten. Diese “tragbare Revolution” bietet nicht nur eine Antwort auf die räumlichen Einschränkungen städtischer Umgebungen, sondern öffnet auch neue Wege für Kreativität, Nachhaltigkeit und Gemeinschaftsgefühl.

Container-Gärten bestehen aus Pflanzen, die in verschiedenen Behältern statt in traditionellen Beeten oder direkt im Boden angebaut werden. Diese Behälter können von speziell dafür entworfenen Pflanzgefäßen bis hin zu wiederverwendeten Objekten wie alten Schuhen, Kisten oder Fässern reichen. Die Flexibilität bei der Wahl des Containers ermöglicht es Urban Gardeners, ihre Pflanzprojekte auf Balkonen, Terrassen, Dachgärten und sogar in Innenräumen zu realisieren.

Der offensichtlichste Vorteil von Container-Gärten ist ihre Flexibilität. Sie können leicht umgestellt werden, um den Bedürfnissen der Pflanzen gerecht zu werden, sei es in Bezug auf Sonnenlicht, Schatten oder Schutz vor extremen Wetterbedingungen. Sie senken zudem die Einstiegshürden für angehende Gärtner, da sie weniger Werkzeug, Zeit und physischen Raum als traditionelle Gärten benötigen. Dadurch sind sie besonders attraktiv für Menschen, die neu im Bereich des Gärtnerns sind oder die aus Platzgründen keine anderen Möglichkeiten haben.

Mit Urban Gardening hin zur Entsiegelung der Städte

Urban Gardening kann ein wirksamer Ansatz sein, um zur Entsiegelung von Flächen in Städten beizutragen. Entsiegelung bezieht sich auf den Prozess, versiegelte oder asphaltierte Flächen zu entfernen oder zu reduzieren, um die natürliche Bodenbeschaffenheit wiederherzustellen. Durch die Versiegelung der Böden ergeben sich mehrere Nachteile, unter anderem staut sich die Wärme und kann nicht effektiv abgeleitet werden und extreme Niederschläge können nicht abfließen. 

Urban Gardening kann in diesem Kontext auf mehrere Arten hilfreich sein:

  • Förderung der Bodendurchlässigkeit: Durch die Umwandlung versiegelter Flächen in Gärten wird der Boden wieder durchlässiger gemacht. Dies verbessert die natürliche Wasserfiltration, reduziert Oberflächenabfluss und kann zur Wiederauffüllung des Grundwassers beitragen.
  • Reduzierung des städtischen Wärmeinseleffekts: Pflanzen in städtischen Gärten können helfen, die Umgebungstemperatur zu senken, indem sie durch den Prozess der Transpiration Feuchtigkeit in die Luft abgeben. Dies kann den städtischen Wärmeinseleffekt mildern, der oft in Gebieten mit hohem Anteil an versiegelten Oberflächen auftritt.
  • Erhöhung der Biodiversität: Die Schaffung von Grünflächen bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Dies erhöht die biologische Vielfalt in städtischen Gebieten, die oft durch extensive Flächenversiegelung beeinträchtigt wird.
  • Bewusstseinsbildung und Bildung: Urban Gardening Projekte können das Bewusstsein für die Bedeutung von unversiegelten Flächen und deren ökologische Vorteile erhöhen. Sie bieten eine praktische Plattform für Bildung und Engagement in Bezug auf nachhaltige Stadtentwicklung und Umweltschutz.

Obwohl Urban Gardening allein nicht alle Probleme im Zusammenhang mit der Flächenversiegelung lösen kann, stellt es doch einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltigerer und lebenswerterer städtischer Umgebungen dar. Es demonstriert, wie städtische Gebiete durch die Integration von Grünflächen und natürlichen Elementen in das städtische Gefüge transformiert werden können.

Die psychologischen Vorteile von Urban Gardening: Grüne Oasen in der Betonwüste

In der Hektik des städtischen Alltags bieten grüne Oasen einen dringend benötigten Rückzugsort für Körper und Geist. Die psychologischen Vorteile von Urban Gardening in den städtischen Betonwüsten sind vielfältig und tiefgreifend. Einer der signifikantesten Vorteile von Urban Gardening ist die Fähigkeit, Stress und Angstzustände zu mindern. Die Arbeit mit Pflanzen ermöglicht es Menschen, sich von den Sorgen des Alltags zu distanzieren und in eine Welt einzutauchen, die weit entfernt von Bildschirmen und Termindruck ist. Studien haben gezeigt, dass Zeit, die in der Natur oder sogar nur in der Nähe von Grünflächen verbracht wird, das Stressniveau signifikant senken kann.

Gärtnern trägt jedoch nicht nur zum Abbau von Stress bei, sondern kann auch die allgemeine Stimmung und das Wohlbefinden verbessern. Die Aktivität fördert die Ausschüttung von Endorphinen, den sogenannten Glückshormonen, die eine positive Stimmung und ein Gefühl des Glücks hervorrufen. Darüber hinaus kann die erfolgreiche Pflege von Pflanzen und das Beobachten ihres Wachstums ein Gefühl der Zufriedenheit und des Stolzes erzeugen.

Die Arbeit mit Pflanzen kann auch als Form der Ergotherapie verwendet werden, um Menschen mit Depressionen, Angstzuständen oder anderen psychischen Erkrankungen zu helfen. Die regelmäßige Interaktion mit Pflanzen und die Verantwortung für ihre Pflege können helfen, den Geist zu beruhigen, Konzentration und Geduld zu fördern und den Teilnehmern ein Gefühl der Zweckmäßigkeit zu vermitteln.

Die Teilnahme an Urban Gardening Projekten kann auch das Gemeinschaftsgefühl stärken. Gemeinschaftsgärten bieten eine Plattform für soziale Interaktion und den Aufbau von Beziehungen innerhalb der Nachbarschaft. Sie fördern den Austausch von Wissen und Fähigkeiten und ermöglichen es den Teilnehmern, gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit und das gemeinsame Engagement können dazu beitragen, die soziale Isolation zu verringern und das Gefühl der Verbundenheit in der Gemeinschaft zu stärken.

Die Herausforderungen des Urban Gardenings: Platzmangel, Schädlinge und rechtliche Hürden
Trotz aller positiver Aspekte stehen Urban Gardeners vor einigen Herausforderungen, die bewältigt werden müssen, um erfolgreiche urbane Gartenprojekte zu realisieren.
In dicht bebauten städtischen Gebieten ist der verfügbare Platz oft begrenzt. Viele Bewohner haben keinen Zugang zu eigenen Gärten und müssen kreative Lösungen finden, um Pflanzen anzubauen. So können sie beispielsweise Gemeinschaftsgärten nutzen, die oft auf brachliegenden Flächen oder öffentlichen Parks eingerichtet werden.

Für den Fall, dass es einen Balkon gibt, kann dieser zum vertikalen Gärtnern verwendet werden. Ein Balkongarten zieht Nutzinsekten an, die wiederum andere Pflanzen bestäuben und somit ihren Teil zur Artenvielfalt und zum Klimaschutz beitragen.

Städtische Gärten ziehen eine Vielzahl von Schädlingen an, von Insekten bis hin zu Nagetieren. Die Nähe zu anderen Gärten und die oft dichtere Vegetation können das Problem verschärfen. Um dem entgegenzuwirken, gibt es mehrere Lösungsansätze:

  • Natürliche Schädlingsbekämpfung: Einsatz von natürlichen Feinden der Schädlinge, wie z.B. Marienkäfern gegen Blattläuse.
  • Barrieren und Fallen: Aufstellen von Barrieren und Fallen, um Schädlinge fernzuhalten, ohne schädliche Chemikalien zu verwenden.
  • Pflanzenauswahl: Auswahl von Pflanzenarten, die in der jeweiligen Umgebung weniger anfällig für Schädlinge sind.
  • Urban Gardening kann auch auf rechtliche Hindernisse stoßen, wie zum Beispiel Beschränkungen durch Mietverträge oder städtische Vorschriften. Sich über lokale Vorschriften zu informieren und mit Vermietern oder der Stadtverwaltung über die Möglichkeiten und Grenzen von Urban Gardening zu sprechen, kann helfen, die rechtliche Grundlage zu verstehen. Durch die Zusammenarbeit mit Gemeinschaftsgruppen oder lokalen Behörden ist es einfacher, Zugang zu öffentlichen Flächen für Gärten zu erhalten oder Änderungen in der Gesetzgebung zu fördern.

    Fazit

    Trotz der Herausforderungen, die das Urban Gardening mit sich bringt, gibt es viele kreative und effektive Strategien, um diese zu überwinden. Von der Nutzung des verfügbaren Raums auf innovative Weise über den Einsatz natürlicher Schädlingsbekämpfungsmethoden bis hin zur Navigation durch rechtliche Vorschriften – die Möglichkeiten, in städtischen Umgebungen erfolgreich zu gärtnern, sind vielfältig. Indem Urban Gardeners diese Herausforderungen als Teil des Prozesses ansehen und proaktiv nach Lösungen suchen, können sie nicht nur ihre eigenen grünen Oasen schaffen, sondern auch zur Vitalität und Nachhaltigkeit ihrer städtischen Umgebungen beitragen.