Stellenmarkt

Wandel am Arbeitsmarkt: Chancen und Risiken für Arbeitnehmer

Externer Redakteur

Die Situation am deutschen Arbeitsmarkt hat sich innerhalb der letzten anderthalb Jahrzehnte deutlich geändert. Die Nachfrage nach qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern ist in nahezu allen Branchen gestiegen, zugleich entstanden völlig neue Berufsbilder. Gleichzeitig wird darüber diskutiert, inwieweit die Entwicklung und zunehmende Nutzung von künstlicher Intelligenz dazu führen wird, dass bestimmte Jobs künftig wegfallen oder nur noch in deutlich geringerem Maße benötigt werden als früher. Zudem machen sich demografische Veränderungen immer stärker bemerkbar. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt in Deutschland stetig an, und es zeichnet sich bereits heute ab, dass ohne Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland mittel- bis langfristig ein erheblicher Arbeitskräftemangel droht.

Demografische Entwicklungen haben gravierende Folgen für den Arbeitsmarkt

Noch bis weit über das Jahr 2000 hinaus hatte sich in Deutschland ein ganz anderes Bild geboten. Jahrelang war die Arbeitslosenquote zweistellig, und selbst Studienabsolventen mit hervorragenden Abschlüssen mussten teilweise mehrere Monate lang Bewerbungen schreiben, um endlich einen ihren Vorstellungen entsprechenden Job zu finden. Erst im Jahr 2008 ging die Arbeitslosenquote auf weniger als zehn Prozent zurück, und seit 2016 war sie stets niedriger als sieben Prozent. In manchen Branchen herrscht faktisch sogar Vollbeschäftigung, und Experten warnen bereits davor, dass der Fachkräftemangel nicht ausgeglichen werden könne, wenn in Deutschland nicht wieder mehr gearbeitet werde und verweisen dabei auf das Beispiel anderer Länder wie beispielsweise der Schweiz. Genau dies scheint allerdings nicht der Lebensplanung vieler Menschen zu entsprechen, die demnächst in Rente gehen wollen, obwohl sie das reguläre Rentenalter noch gar nicht erreicht haben. Vor allem in der Generation der „Babyboomer“, die zwischen 1959 und 1969 geboren worden sind, zeichnet sich mittlerweile eine klare Präferenz für einen möglichst frühzeitigen Eintritt in den Ruhestand ab, was den Fachkräftemangel zusätzlich verschärfen dürfte. Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ergeben sich aus den aktuellen Entwicklungen bestimmte Risiken, aber auch attraktive Chancen, die so vor einigen Jahren noch nicht vorstellbar waren. Risiken betreffen dabei primär jene, die entweder gar keine oder nur eine geringe Qualifikation vorweisen können. Ihre Jobs sind am ehesten davon bedroht, durch Automatisierung oder Nutzung von künstlicher Intelligenz wegzufallen. Zugleich haben sie die schlechtesten Voraussetzungen für den Wechsel in einen anderen Job oder eine andere Branche. Attraktive Chancen eröffnen sich dagegen vor allem für diejenigen, die über eine solide Ausbildung verfügen und im Idealfall auch schon erste Berufserfahrungen erworben haben. Ein Abitur oder ein Universitätsabschluss ist dafür nicht zwingend erforderlich. So kann man beispielsweise verschiedene zukunftsträchtige Studiengänge wie Kommunikationsdesign studieren ohne Abitur. Auch im technischen Bereich oder in der Informatik gibt es ähnliche Möglichkeiten. Und wer ein Handwerk erlernt oder eine andere fundierte Berufsausbildung absolviert hat, wird von vielen Unternehmen ebenso händeringend gesucht wie Studienabsolventen.

Lebenslanges Lernen und gute Ausbildung sind unverzichtbar

Neben einer soliden Ausbildung gewinnen die Fähigkeit zur Anpassung an neue Entwicklungen und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen immer mehr an Bedeutung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollten deshalb kontinuierlich darauf achten, Weiterbildungsangebote zu nutzen, ihr Fachwissen stets auf dem aktuellen Stand zu halten und im besten Fall nach der ersten Ausbildung auch weitere, höhere Qualifikationen zu erwerben. Wer ohne Abitur Kommunikationsdesign studiert hat, kann beispielsweise später ein Bachelorstudium in Kommunikationsdesign oder – um mehr theoretisches Hintergrundwissen zu erwerben – in Kommunikationswissenschaften absolvieren. Und wer bereits ein technisches Bachelorstudium absolviert hat, kann sich mit zum Beispiel mit einem Master of Business Administration (MBA) oder einem vergleichbaren Studiengang Wirtschafts- und Managementkenntnisse aneignen, die den Weg in höhere Führungspositionen erleichtern. Doch ohne Studium lassen sich ebenfalls nach einigen Jahren Berufstätigkeit zusätzliche Qualifikationen erwerben, die dann wiederum den Einstieg in höher dotierte und verantwortungsvollere Jobs ermöglichen. Je nachdem, ob es sich um eine technische oder eine kaufmännische Fachrichtung handelt, kommen dafür beispielsweise Weiterbildungen zum Fachwirt, zum Techniker oder zum Technischen Fachwirt infrage. Wer seine Berufstätigkeit für ein Studium oder eine Weiterbildung nicht unterbrechen möchte, kann inzwischen aus einer beträchtlichen Zahl von entsprechenden Angeboten wählen, die berufsbegleitend durchlaufen werden können. So lassen sich Beruf und Weiterbildung besser miteinander verbinden, und neben dem Zuwachs an Kenntnissen nehmen auch die praktischen Berufserfahrungen weiter zu.

Viele Arbeitgeber fördern Weiterbildung aktiv

Angesichts der wachsenden Probleme vieler Unternehmen bei der Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs sind heute immer mehr Arbeitgeber bereit, die Aus- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu fördern. Das gilt für die Vereinbarung von Teilzeitarbeitsmodellen während eines Teilzeit- oder Fernstudiums oder für die Beteiligung an dualen Ausbildungsgängen ebenso wie für die Finanzierung. Vor allem Letzteres kann eine große Hilfe sein, wenn jemand einen relativ teuren Masterstudiengang absolvieren möchte, der dann ganz oder anteilig vom Arbeitgeber finanziert wird. Somit wird die Unterstützung bei der Aus- und Weiterbildung mittlerweile auch zu einem immer wichtigeren Instrument der Mitarbeiterbindung, ähnlich wie Gehaltserhöhungen, ein Jobticket oder ein Fitnesscenter-Vertrag auf Kosten der Firma. Zu beachten ist bei der Auswahl von Weiterbildungsangeboten, dass der dafür erforderliche Zeitaufwand und die individuelle Situation diesbezüglich realistisch eingeschätzt werden. Anderenfalls drohen Frustration oder gar ein Abbruch der Weiterbildung, was weder im Interesse des Arbeitnehmers noch in dem des Arbeitgebers wäre.