Wenn Oma vergisst: Bezirkskrankenhaus lädt Angehörige zum Demenztag

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„Grün, grün, grün sind alle meine Kleider…“. Zusammen mit der 88-jährigen Patientin stimmt Carmen Trautvetter das bekannte Kinderlied an. Die Diplom-Psychologin am Bezirkskrankenhaus weiß: „Zumindest an die erste Strophe erinnern sich die meisten. Das vermittelt ein gutes Gefühl, ein Erfolgserlebnis.“ Denn mit Erinnerungen haben die meisten ihrer Patienten Probleme.

Trautvetter leitet die kognitive Trainingsgruppe in der Gerontopsychiatrie. Zu ihr kommen Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Beim GeBO-Demenztag am Mittwoch, 18. September, gibt die Psychologin um 14 Uhr in einem Fachvortrag Einblicke in ihre Arbeit.

Mein Ziel in der Trainingsgruppe ist es, die Kommunikation und das Denken anzuregen, um die Dinge, die im Kopf noch da sind, möglichst lange zu erhalten und das Vergessen zu verzögern.

(Carmen Trautvetter, Diplom-Psychologin)

Sprache, Auffassungsgabe und Gedächtnisleistung verschlechtern sich bei Demenzkranken immer mehr. Die einstündige geistige Anregung in der Gruppe schafft wieder Flexibilität im Kopf.

Diplom-Psychologin Carmen Trautvetter arbeitet in ihrer kognitiven Trainingsgruppe mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Foto: GeBO

Aus der Reserve locken

Trautvetter geht im Gespräch intensiv auf den persönlichen Lebensalltag der Patienten ein: Was haben Sie erlebt diese Woche? Wie ist Ihr Arztbesuch gestern gelaufen? Hatten Sie am Sonntag Besuch? „Die Patienten sollen erst mal bei mir in der Gruppe ankommen.“ Um sie aus der Reserve zu locken, handelt die Psychologin nicht einfach nur einen Themenschwerpunkt ab, sondern geht individuell auf die Menschen ein.

Wir aktualisieren immer wieder die Biografie und versuchen, die bestehenden Erinnerungen möglichst lange zu erhalten.

(Carmen Trautvetter)

Trautvetter legt eine Stofftasche auf den Tisch, an dem sie mit der 88-jährigen Patientin sitzt. „Ich habe Ihnen heute etwas mitgebracht. Ich dachte, wir unterhalten uns ein wenig über Berufe.“ Zum Vorschein kommen nach und nach ein Schneebesen, ein Pinsel, ein Stethoskop, Verbandszeug, ein Zollstock. Vorsichtig nimmt die ältere Dame die Gegenstände in die Hand. „Meine Schwester war Schneiderin. Ich habe immer mehr geflickt als genäht“, erzählt sie, als sie Nadel, Faden und Fingerhut inspiziert. „Aber meine Jacke, die habe ich selbst mit der Hand gestrickt“. Bei der Malerrolle tut sie sich schwerer: „Braucht man das nicht für die Küche?“ Trauvetter gibt ihr Hilfestellungen. „Man muss vorsichtig sein und sollte die Patienten nicht überfordern.“

Test bringt Klarheit

Ob jemand wirklich dement ist oder im hohen Alter einfach nur vergesslicher geworden ist, sollte man abklären. Trautvetter empfiehlt, dafür einen Termin für die Gedächtnissprechstunde am Bezirkskrankenhaus zu vereinbaren. „Mit Hilfe von einfachen Tests und Voruntersuchungen hat man sehr schnell Klarheit.“ Und dann? Trautvetter wünscht sich eine bessere Informationspolitik, was die Krankheit betrifft.

Angehörige sind oft überfordert und reagieren ungehalten.

(Carmen Trautvetter)

Der GeBO-Demenztag bietet für alle Altersgruppen die Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Das Programm

  • 13 – 13:15 Uhr:  Eröffnung in der Mehrzweckhalle mit Prof. Dr. Thomas W. Kallert
  • 13:15 – 14 Uhr: Fachvortrag: Prävention in der Demenz mit Dr. Christian Mauerer
  • 14 – 14:30 Uhr: Fachvortrag: Kognitive Trainingsgruppe mit Carmen Trautvetter
  • 14:30 – 15:45 Uhr: Imbiss in der Alten Wäscherei
  • 15:45 – 16:30 Uhr: Podiumsdiskussion in der Mehrzweckhalle: „Demenzfreundliche Stadt“
  • 16:30 Uhr: Abschluss mit  Prof. Dr. Thomas W. Kallert