kontrast-Filmfestival: “Immer eine Überraschung”

Gläser klirren, es ist laut im Foyer. Alle warten gedrängt bis sich die Tür des Europasaals für den nächsten Filmblock öffnet. Bayreuther, Studenten und auch Filme-Liebhaber aus anderen Städten besuchen heute das kontrast-Filmfest im Zentrum. Draußen Wind, Regen, Schmuddelwetter vom Feinsten. Zum 20. Mal in Folge findet das Festival über drei Abende hinweg statt: von Freitag bis Sonntag. Das Sonderthema lautet diesmal “Dumme Idee”. In zehn Filmblöcken, die etwa 1,5 Stunden dauern, laufen ab dem späten Nachmittag internationale Kurzfilme, auch einige speziell für Kinder. Wir haben die Bayreuther gefragt, was ihnen am Bayreuther Filmfestival gefällt.

bt-Umfrage beim kontrast-Filmfest

Impressionen aus dem Zentrum

[masterslider id=”126″]

 

Am Bischofsgrüner Marktplatz entsteht Schneemann Jakob

Bischofsgrün: So entsteht Schneemann Jakob

Seit Donnerstagmorgen um 7 Uhr sind zwei Kipplaster und ein zwei Bagger im Einsatz um auf dem Bischofsgrüner Marktplatz Schnee aufzuschütten – denn direkt vor der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde entsteht Schneemann Jakob. Der Schnee wird von einer Waldlichtung in Karches nach Bischofsgrün gebracht. Ein Video dazu finden Sie über dem Text.

Stefan Schregelmann ist einer der Kipplaster-Fahrer. Sicher bugsiert das große Fahrzeug durch die engen Gassen und in den Waldweg an der B303 bei Karches. “Auf die Ladefläche passen ungefähr neun bis zehn Kubikmeter Schnee”, erklärt er. “Da sind wir heute den ganzen Tag beschäftigt.” Etwa 25 Fahrten sind notwendig.

Armin Hackl bedient den Bagger auf der Waldlichtung um einzelne Schneehaufen für die Kipplaster zu bilden. Schon seit dem allerersten Schneemannbau hilft er mit. Aus insgesamt 200 Kubikmetern Schnee werde der bis zu zwölf Meter hohe Schneemann dann am Freitag modelliert, bestätigt Hackl.

Die Idee für den ersten Riesenschneemann stammt von Horst Heidenreich und fand bis heute großen Anklang. Ist in Karches mal kein Schnee, wird er vom Schneeberg oder vom Ochsenkopf geholt.

Bei Karches wird der Schnee für den Bau von

Bei Karches wird der Schnee für den Bau von “Jakob” geholt. Foto: red / cr

Am Rosenmontag steigt das 34. Bischofsgrüner Schneemannfest. Um 19 Uhr startet der Fackelumzug an der Hubertus-Apotheke Illerswiesen, mit der Fichtelgebirgskapelle Ebnath, zum Schneemann auf den Marktplatz.

Hier können Sie den Aufbau von Schneemann Jakob live verfolgen:

Der Bischofsgrüner Marktplatz via Webcam:

Milch-Flatrate im Jahr 1900: Hobbyforscher fördern Kurioses zutage

Gerhard Zahn organisiert beim Evangelischen Bildungswerk Bayreuth den Offenen Arbeitskreis Familiengeschichtsforschung. Bei den Treffen im evangelischen Gemeindehaus steht das Entziffern alter Schriften auf dem Programm. Für uns hat Zahn sein Archiv geöffnet.


Dreißig Leute, ausgestattet mit Stift und Lupe, beugen sich über Kopien von alten Handschriften und versuchen gemeinsam die ungewohnt schnörkeligen Kurrentschriften zu entziffern. Dazu gibt es wissenswerte Erläuterungen zu verwendeten Abkürzungen, aus der Mode gekommenen Ausdrücken und zum Verständnis des Inhaltes. Wir sind beim Arbeitskreis Familiengeschichtsforschung.

Der Arbeitskreis ist kein Verein, kostet keine Mitgliedsbeiträge. Ein „Leitungsteam“ organisiert die monatlichen Treffen mit unterschiedlichsten Themen mit genealogischem Bezug. Genealogie, das ist die Familiengeschichtsforschung. Jeder darf mitmachen und das schon seit über 25 Jahren.

Konzentration beim Entziffern alter Urkunden beim offenen Arbeitskreis. Foto: Gerhard Zahn.

Die Familienforscher suchen nach Spuren ihrer Vorfahren um deren Lebensdaten zu erfassen, ihre Lebensbedingungen zu veranschaulichen und in Erinnerung zu rufen. Die Ergebnisse ihrer Forschungen werden in Ahnentafeln und Familienbüchern beschrieben. Historische Landkarten, alte Schwarz-Weiß-Fotos, aufbewahrte Postkarten und Briefe, sowie Auszüge aus Kirchenbüchern und in städtischen und staatlichen Archiven schlummernde Urkunden belegen die Forschungsergebnisse.

Im Laufe jahrelanger Forschungen stoßen die Genealogen auf überraschende und interessante Details, die schon fast verschüttet waren. Unter anderem auf folgende Geschichten aus unserer Region ist Georg Zahn bei seinen Forschungen gestoßen:


Tod innerhalb einer Woche

1728 verstarben alle Söhne eines Mühlenbesitzers, 16, 18 und 20 Jahre alt, innerhalb einer Woche. Der Grund für diese epidemische Katastrophe dürfte der Ausbruch einer heute beherrschbaren Krankheit gewesen sein, wie Tuberkulose oder Diphterie.

Sechs Paten

Nichtehelich geborene Kinder wurden vom Pfarrer im Taufbuch als „Hurenkinder“ eingetragen und diskriminiert. Und sie brauchten auch nicht nur einen, sondern sechs Paten. Es finden sich aber auch Eintragungen wie „ein adelig unehelich Kind“.

Milchvorrat gesichert

Eine Bauerswitwe übergibt um 1900 ihren Hof und regelt im Übergabevertrag bis ins kleinste Detail ihre „Ausnahme“. Dabei wird unter anderem vereinbart, dass ihr in der Zeit von Walburgis bis Martini ein Liter „Frühmilch“ zusteht und zwar „von einer von ihr zu wählenden Kuh“. Außerdem hatte sie alle sechs Monate Anspruch „auf frisches Bettstroh“. Da war Haferstroh für den Strohsack, denn damals kannten selbst begüterte Menschen noch kaum eine Matratze.

Ein Bild aus Gerhard Zahns Archiv aus dem Jahr 1880 mit moderner Bildbearbeitung auf Vordermann gebracht. Foto: Privat.

Plötzlich unehelich

Ein Bauer heiratet und es werden ihm in kurzer Zeit vier Kinder geboren. Sechs Jahre später stellt der Pfarrer im Zuge einer anderen Hochzeit fest, dass der Bauer und seine Frau entfernt miteinander verwandt sind und es zur Hochzeit eine Ausnahmegenehmigung, einen sogenannten Dispens, gebraucht hätte. Kurzerhand erklärt er die Ehe für nichtig. Die vier Kinder sind also kirchenrechtlich „illegal“ geboren. Also wird der fehlende Dispens nachträglich beantragt, noch einmal kirchlich geheiratet und dann gelten auch die vier Kinder wieder als „legal“.

Erinnerung an einen Taubstummen

1941 wird ein 39-jähriger Taubstummer nach Hartheim in Österreich verbracht und im Rahmen der Menschen verachtenden Euthanasie der Nationalsozialisten vergast. Die ihn noch kannten, haben ihn als geistig regen und freundlichen Menschen in Erinnerung.

Ein indonesischer Vulkan

Ein Müller und Bauer geht „auf die Gant“, sprich „pleite“ und dann stellt sich heraus, dass der Ausbruch des Vulkans Tambora im fernen Indonesien im Jahr 1815, eine die Kontinente verfinsternde Staubwolke im Jahr 1816, das „Jahr ohne Sommer“ verursachte. Folglich wurde 1816 keine Ernte reif, das Vieh verhungerte oder musste notgeschlachtet werden. Manche Menschen aßen schon Baumrinde und der Müller hatte rein gar nichts zu mahlen. Das war sein wirtschaftliches Ende.


Text: Gerhard Zahn.

Gerhard Zahn. Foto: privat


Der offene Arbeitskreis Familiengeschichtsforschung trifft sich monatlich zu Vorträgen und Exkursionen. Die Teilnahme ist offen für alle Interessierten. In der Regel finden die Treffen an jedem zweiten Dienstag im Seminarraum des evangelischen Gemeindehauses, Richard-Wagner-Straße 24, statt. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Website des Evangelischen Bildungswerks Bayreuth.

Serdar Keskin: Ein Mahnmal in der Sübkültür

Am Dienstagabend wird in der Kämmereigasse 9 1/2 ein besonderer Künstler auftreten. Einer, der  Menschen vertritt, die ihr Land nicht verlassen dürfen. Weil sie sich regierungskritisch geäußert haben. Der türkische Liedermacher Serdar Keskin tritt in der Subkültür auf und hat eine wichtige Botschaft, auch für Deutschland, im Gepäck.

In Mersin ist Keskin ein Star. 1967 in der Millionenstadt am Mittelmeer geboren, ist er nicht nur Musiker sondern auch Politikwissenschaftler. Er gilt als enger Verbündeter von Wissenschaftlern und Kulturschaffenden, die ihren Beruf unter Präsident Erdogan nicht mehr ausüben dürfen. Keskin singt von Freiheit und Liebe und den Verbannten damit aus der Seele.

Tasdelen übersetzt

Halil Tasdelen, Stadtrat der Bayreuther SPD, wird den Abend übersetzen. Mersin, die Millionenstadt am Mittelmeer, hat er schon mehrfach der Schwiegereltern wegen besucht. Allerdings, sagt er, sei ihm das Kulturhaus dort zunächst kaum aufgefallen. Heute weiß er: Lehrer und Dozenten, die wegen ihrer Regime-Kritik von der dortigen Universität verbannt wurden, sich davon aber nicht einschüchtern ließen, haben das Kulturhaus gegründet. Es sind mutige Leute, sagt Tasdelen, die sich trotz widrigster Umstände nicht den Mund verbieten lassen. Und die in der Kültürhane eine Institution gefunden haben, in der Meinung- und Kunstfreiheit noch gefördert wird. Eine Institution, die man als Cafeteria getarnte Akademie begreifen kann. Oder als Kulturverein getarnte Bibliothek. Die Macher sprechen von einem “Garten der Hoffnung”. Der Hoffnung darauf, dass die Meinungs- und Kunstfreiheit in der Türkei noch nicht unwiederbringlich verloren ist.

Lesestoff für Arbeiter und Schüler

Mit einer Bibliothek, die mehr als 10.000 allenvoran sozialwissenschaftliche Bücher zählt, wirbt die Kültürhane auf ihrer Website. Das Sortiment sei größer als das der Universität Mersin, von der die meisten der Verbannten kommen. Die Einrichtung wirbt zudem damit, dass sie einfache Arbeiter mit den Autoren der Bücher ins Gespräch bringe. Über Spenden wird Schülern aus armen Familien ein Leseausweis für die Bibliothek spendiert. Auf der Homepage der Sübkültür ist zu lesen, wie man die Macher der Kültürhane unterstützen kann.

Rund 100.000 Türken sind in den vergangenen drei Jahren per Notstandsdekret bereits aus dem Staatsdienst entlassen worden. Aufgrund regierungskritischer Äußerungen stehen sie unter Verdacht, Terroristen zu sein oder anderweitig die Staatssicherheit zu gefährden. Darunter Tausende Armeeangehörige und Polizisten, Lehrer und Universitätsdozenten.

Betroffene auch in Bayreuth

Eine, die ihren Beruf deshalb nicht mehr nachgehen konnte und das Land verlassen musste, ist Eylem Camuroglu Cig. Seit zwei Jahren ist die Stipendiatin der Philipp Schwartz-Initiative der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Uni Bayreuth zu Gast und als Dozentin am Lehrstuhl für Digitale und Audiovisuelle Medien tätig.

In der Türkei sei sie zuvor zweimal gefeuert worden. Weil sie 2016 eine Petition für den Frieden mit den Kurden unterschrieben habe. Einige, die das auch getan haben, fanden sich anschließend im Gefängnis wieder. Andere haben ihren Pass verloren und können nicht mehr ausreisen um davon zu erzählen. Den meisten Mitgliedern der Kültürhane geht es so. Cig kam sozusagen mit einem blauen Auge davon. Umso wichtiger, dass Keskin kommt.

Keskin als Mahnmal

Katharina Fink ist eines der Mitglieder der Sübkültür, die Serdar Keskin jetzt nach Bayreuth geholt haben. Und geht es nach Fink, kommt der Liedermacher wie ein Mahnmal nach Deutschland. “Noch ist es komfortabel hier zu leben. Aber an der Türkei kann man sehen, wie schnell sich das ändern kann. Dann ist es wichtig, dass man Netzwerke hat.” Auch dafür ist der Abend in der Sübkültür wichtig. Etliche Türken werden erwartet, denen es wie Eylem Camuroglu Cig erging.

Cig glaubt, dass sich die Stimmung in Deutschland in den vergangenen Monaten bereits geändert hat. Umso mehr freue sie sich auf Keskirs Lieder von Freiheit und Liebe.

Ihr Lieblingslied heißt bezeichnenderweise Ütopya – Utopia – und klingt so:

 

 

Festspiele: Der Dirigent und die Maus

Die Satzung sieht vor, dass im Festspielhaus nur Wagners Werke aufgeführt werden dürfen und der sogenannte Dirigentengang im Festspielhaus hängt voll mit Männern von Welt, die das schon getan haben. Nur zwei von ihnen haben dabei zehn Wagner-Opern am Grünen Hügel dirigiert.

Der erste ist Felix Mottl und das ist lange her. Mottl war von 1886 bis 1906 am Festspielhaus tätig.

Felix Mottl.

Der zweite ist der aktuelle Musikdirektor der Festspiele, Christian Thielemann. Zwischen 2000 und 2018 dirigierte er die zehn Opern. Dazu kommen eine Symphonie und ein Konzert zum 200. Geburtstag des Meisters.

Ein Eintrag auf Thielemanns Foto im Dirigentengang fällt aber aus der Reihe. “Die Maus” steht da, offensichtlich dargeboten im Jahr 2018.

Christian Thielemann.

Wie es zur dieser Aufführung kam, weiß der Sprecher der Festspiele, Peter Emmerich.

Und das war so: Im vergangenen Jahr war ein Fernsehteam des Westdeutschen-Rundfunks (WDR) zu Gast am Grünen Hügel. Gedreht wurde ein Beitrag über die Bayreuther Festspiele und zwar für die Sendung mit der Maus. Spontan soll Thielemann zu den Taktstöcken gegriffen und mit dem Festspielorchester die Titelmelodie der bekannten Sendung gespielt haben.

Wenig später soll ein Mitarbeiter des Festspielhauses den Eintrag an Thielemanns Foto im Dirigentengang ergänzt haben. Wer das war, darüber rätselt man im Festspielhaus bis heute.

Die aufgezeichnete Sendung wurde übrigens noch nicht ausgestrahlt.

Ball der Stadt: Erinnerungen an die Stadthalle

Zur Einstimmung auf den Abend: Ein Video des vorerst letzten Balls, der in der Stadthalle stattfand.

Heute Abend wird getanzt. Weil die Stadthalle kernsaniert wird, lädt die Stadt bereits zum dritten Mal zum Ball in die Oberfrankenhalle. Zur Einstimmung haben wir ein Video des bekannten Bayreuther Fotografen Sven Lutz, besser bekannt als Swutz, für euch. Es zeigt die 52. und vorerst letzte Auflage des Balls in der altehrwürdigen Stadthalle im Jahr 2016. Obwohl gerade einmal drei Jahre her, scheint das Video wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen. Stadthalle, wir vermissen dich.

Das Video finden Sie über dem Text.

Baustelle Stadthalle

Die jüngsten Schätzungen gehen davon aus, dass die Sanierung der Stadthalle mindestens 65 Millionen Euro kosten wird. Seit September 2016 ist die Stadthalle geschlossen, wird entkernt und komplett renoviert. Wenn sie voraussichtlich im Jahr 2021 wieder eröffnet wird, soll sie Friedrichsforum heißen. Über diesen Namen, für den sich der Stadtrat entschieden hat, scheiden sich in Bayreuth die Geister.

Die Namensfindung gelang sowieso erst im zweiten Anlauf. Zunächst entschied sich eine Jury für den Namen “Forum am Hofgarten”, den es in Günzburg aber schon gibt.

Müllabfuhr-Lego

Winterspielplatz: Eine Fahrt durch die Lego-Stadt

Mitten in Bayreuth entsteht eine riesige Lego-Stadt. Wir sind einmal mit der Eisenbahn durchgefahren.

In der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde am Hohenzollernring entsteht seit Mitte November eine große Lego-Stadt. Winterspielplatz nennt sich das. Jeden Freitag von 17 bis 19 Uhr dürfen Kinder an der Lego-Stadt im Untergeschoss bauen. In den kommenden Wochen sind riesige Bauwerke geplant, die etwa 1,50 Meter oder höher werden.

Der Winterspielplatz ist noch bis 5. April 2019 geöffnet. Ein Video aus der Lego-Stadt finden Sie über dem Text. 

Impressionen aus der Lego-Stadt

[masterslider id=”103″]