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Bayreuth

Ärger mit dem E-Rezept: Das sagen Bayreuther Apotheker und Ärzte

Das E-Rezept hält Einzug – auch in den Bayreuther Apotheken und Arztpraxen. Dort bereitet das digitale Rezept teils noch Probleme.

Bayreuther Apotheker befürchten, durch das E-Rezept auf manchen Kosten sitzenzubleiben, bis das System reibungslos funktioniert.

Das bt hat sich umgehört.

Wie das E-Rezept in den Bayreuther Apotheken ankommt

Das E-Rezept hat den rosa Zettel am 1. Januar 2024 weitgehend abgelöst. Gesetzlich Versicherte erhalten seitdem verschreibungspflichtige Arzneimittel nur noch über den digitalen Weg. Doch der hat noch seine Hürden. „Etwa jedes zehnte E-Rezept macht derzeit Probleme, trotzdem läuft der Start besser als gedacht“, sagt Apotheker Dennis Stephan von der Bayreuther Apothekengemeinschaft.

„Manchmal können wir das Rezept nicht einlösen, weil die Server überlastet sind“, sagt der Apotheker. Dann müssten sich die Kunden einige Minuten gedulden, bis der Server wieder laufe. Das größte Problem aber sei ein anderes. „Wenn das Rezept nicht ordnungsgemäß ausgefüllt oder etwas verordnet ist, das nicht lieferbar ist, haben wir weniger Änderungsmöglichkeiten als vorher.“

Der Arzt müsse dann das E-Rezept zuerst neu ausstellen, erklärt Dennis Stephan. Das könnte innerhalb weniger Minuten vonstatten gehen: Indem der Apotheker anruft und der Arzt ein neues Rezept in den Computer eintippt. Nur: In der Praxis könnten die Ärzte nicht immer so schnell reagieren. Lesen Sie auch: Wie groß ist die Brandgefahr bei Akkus?

Welche Probleme es bei der Belieferung von Altenheimen gibt

Ein weiteres Problem ergebe sich bei der Belieferung von Heimen. „Bei Heimbewohnern haben wir einen Heimversorgungsvertrag. Das heißt, wird dürfen den Bewohner im Heim beliefern.“ Doch: Ein E-Rezept könne man nur mit der Versicherungskarte abholen. Somit müsste der Heimbewohner selbst oder jemand vom Pflegepersonal mit der Karte vorbeikommen, um das E-Rezept einzulösen. Während die Mitarbeiter vorher mit einem Stapel Rezepte in die Apotheke fahren konnten, müssten sie nun die ganzen Versichertenkarten der Bewohner einsammeln und hinterher wieder austeilen.

Dieses Problem kritisiert auch der Internist Dr. Stefan Wirth aus Bayreuth, oberfränkischer Bezirksdelegierter des Bayerischen Hausärzteverbands. Früher hätte er die Rezepte direkt an die Heime schicken können, das gehe nun nicht mehr. Ein anderes Problem kennt er aus seiner täglichen Praxis.

Rezepte ausstellen dauert länger

„Man kann nicht mehr schnell mal ein Rezept zwischen Tür und Angel unterschreiben“, sagt Dr. Wirth. Stattdessen müsse man sich nun immer erst vor den Computer setzen. Für ihn als Arzt sei es ein zusätzlicher Aufwand – der auch für die Patienten Folgen haben könnte.

Seiner Ansicht nach könnte das dazu führen, dass Ärzte die Rezepte nun nicht mehr einzeln schnell zwischendurch unterschreiben, sondern nur noch in längeren Abständen gesammelt Rezepte signieren. Wenn ein Patient nach dem Arztbesuch am Morgen direkt in die Apotheke gehe, könne es also sein, dass dort das Rezept noch nicht auf dem Server auffindbar sei. Dann müsse der Patient unter Umständen erst nachhause gehen und später wiederkommen.

Zudem würde die Software beim Ausstellen eines E-Rezepts in manchen Arzt-Praxen noch des Öfteren abstürzen. „Es ist relativ abhängig vom Software-Hersteller“, sagt Dr. Wirth. „Es gibt wohl bei einigen Anbietern Probleme.“

Bleiben Apotheker auf Kosten sitzen?

Einen prinzipiell positiven Blick auf das E-Rezept hat der Bayreuther Apotheker Andreas Paul. Er ist Mitinhaber der Mohren-Apotheke und zweiter Bezirksvorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands.

„Grundsätzlich ist es eine deutliche Erleichterung“, sagt er. „Es spart eine Menge Papier und nimmt Unschärfe.“

Denn: Wenn die Software erst mal überall einwandfrei laufe, könne es kaum noch Fehler bei den Rezepten geben, so Paul. Doch bis dahin gebe es die Gefahr, dass Apotheker aufgrund von Fehlern auf ihren Kosten sitzenbleiben. „Es kann sein, dass eine Apotheke ein Medikament ausgibt und die Ausgabe hinterher nicht von der Krankenkasse erstattet bekommt“, sagt Paul. „Das ist das Damokles-Schwert, das derzeit über den Köpfen der Apotheken schwebt.“

Der große Vorteil könnte noch kommen

Apotheken gehen bei Arzneimitteln in Vorleistung: Sie bezahlen zunächst und bekommen das Geld dann von der Krankenkasse zurück. Doch es gibt die „Retaxation“. So nennt sich das Prinzip, wonach Krankenkassen das Geld nicht erstatten müssen, wenn das Rezept beispielsweise fehlerhaft war. Dann kann die Apotheke auf den Kosten sitzenbleiben – und die können je nach Medikament hoch sein.

Die Gefahr eines fehlerhaft ausgestellten Rezepts habe es natürlich auch beim rosa Zettel gegeben, so Paul. „Aber da sehe ich es einfacher.“ Er geht allerdings davon aus, dass das digitale System hier noch aufholen könnte. Denn wenn die Programme erst mal auf allen Arzt- und Apotheken-Computern einwandfrei laufen, würde das System die Fehler automatisch erkennen. „Wenn alles richtig eingestellt ist, wird die ‚Retax‘-Quote sinken“, sagt der Bayreuther Apotheker.