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Polizei
Bayerischer Klimaaktivist präventiv verhaftet: Polizisten schleiften ihn aus Haus
Polizisten haben den bayerischen Klimaaktivisten Simon Lachner vor einer Aktion verhaftet. Das Video sorgt für Aufsehen.
Der Regensburger Klimaaktivist Simon Lachner hat auch schon in Bayreuth bei einer Klebe-Aktion den Verkehr blockiert. Nun hat ihn die Polizei vor einer Klebe-Aktion der „Letzten Generation“ in Regensburg zuhause abgeführt.
Das bt hat mit der Regensburger Polizei über die Gründe gesprochen.
„Als wär ich ein Schwerverbrecher“
Die „Letzte Generation“ hat das Video auf Twitter veröffentlicht. Darin sieht man, wie Beamte den Aktivisten Simon Lachner aus dem Haus schleifen. „Ich werde aus meinem eigenen Haus rausgetragen, als wär ich ein Schwerverbrecher, der festgenommen werden muss“, sagt Simon Lachner in dem Video.
Die Regensburger Polizei bestätigt gegenüber dem bt, dass sie Lachner am gestrigen Montag, den 12. Juni 2023, präventiv in Gewahrsam genommen hat. „Es ist öffentlich eine Klebeaktion angekündigt worden“, sagt Polizeisprecher Markus Reitmeier. „Somit ist aus polizeilicher Sicht eine Straftat angekündigt worden. Und die Polizei ist dafür zuständig, Straftaten zu verhindern.“
Aktivist saß bis zum Abend in Präventivhaft
Die Beamten mussten bei der Festnahme des Aktivisten „unmittelbaren Zwang“ anwenden, wie Polizeisprecher Reitmeier sagt. Ansonsten habe es keine Probleme gegeben. Eine Präventivhaft sei nichts Ungewöhnliches – allerdings habe die Regensburger Polizei sie nun erstmals vor einer Klebe-Aktion angewandt.
Der Aktivist kam in einen Haftraum der Polizeiinspektion Regensburg. Dort saß er laut Reitmeier bis zum Abend – denn dann war die Klebe-Aktion vorbei.
„Letzte Generation“ klebte sich trotzdem fest
Die Aktivisten der „Letzten Generation“ haben dennoch wie geplant gegen 16:30 Uhr ihre Klebeaktion in der Regensburger Furtmayrstraße durchgeführt. Sieben Aktivisten haben sich laut Reitmeier beteiligt, fünf von ihnen haben sich festgeklebt. Die Polizisten brauchten rund anderthalb Stunden, bis 18 Uhr, um die Straße wieder vollständig freizumachen.
Bei früheren Aktionen sei es schneller gegangen, sagt Reitmeier. „Aber es haben sich diesmal relativ viele festgeklebt. Und sie haben ein Sand-Klebstoff-Gemisch verwendet, das entwickelt eine Härte wie Beton.“ Die Beamten hätten jedoch schnell genug reagiert, sodass laut Reitmeier Lösungsmittel ausreichte und kein Entfernen von Asphaltstücken notwendig war.
Werden weitere Verhaftungen folgen?
Die Präventivhaft konnte zwar die Aktion selbst nicht verhindern, Polizeisprecher Reitmeier wertet sie dennoch als Erfolg. „So hat die betroffene Person selbst keine Straftat begangen.“ Lachner habe daher auch keine weiteren Folgen zu befürchten. Gegen die sieben beteiligten Aktivisten hingegen ermittelt die Polizei wegen Nötigung.
Wird die Regensburger Polizei künftig wieder zu solchen Mitteln greifen? „Wir werden es in jedem einzelnen Fall neu bewerten“, sagt Reitmeier.