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Fastenzeit

Beginn der Fastenzeit: Religiöser Brauch und gesunder Lebensstil?

von Hannah Neudecker und Hans Koch

Pünktlich zum Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Doch was sind die theologischen und ernährungswissenschaftlichen Aspekte des Fastens?

Doch auf was verzichten Christen eigentlich beim Fasten? Und welche gesundheitlichen Auswirkungen können die verschiedenen Fastentechniken haben? Um diese Fragen zu beantworten, sprach das bt mit dem Theologieprofessor Dr. Dr. Werner H. Ritter und Frau Helga Hofmann, Ernährungsberaterin sowie Regionalbeauftragte der Stiftung “Lebensblicke”.

Freiheit durch Verzicht

“Die Fastentradition der Christen reicht mindestens bis ins frühe Mittelalter zurück”, erklärte uns der Professor für evangelische Theologie, Dr. Ritter. “Wann genau die Tradition seinen Anfang hatte, lässt sich aber nicht sagen”. Die 40 Fastentage von Aschermittwoch bis Ostersonntag erinnern ebenfalls an die 40 Tage, die Jesus der Bibel zufolge fastend in der Wüste verbrachte.

Doch das Fasten hat sich über die Zeit gewandelt. Der Verzicht beschränkt sich schon lange nicht mehr auf Alkohol und Fleisch. So fahren manche Menschen in der Fastenzeit bewusst ihren Social Media Konsum zurück. Früher wollten die Christen durch das Fasten verzichten und so den Gotteswillen erfüllen. Für Professor Ritter steht heute vor allem die gewonnene Freiheit von weltlichen Zwängen im Vordergrund, die man durch den Verzicht erreicht.

Außerdem hält Herr Ritter es nicht für zwingend, dass Christen fasten. Es gibt im Gegensatz zu früher keine genauen Vorgaben von der Kirche wie man zu fasten hat und so ist der Fastenbegriff inhaltlich unterschiedlich erfüllbar. Man solle vielmehr die Fastenzeit nutzen, um sich auf das Wesentliche zu besinnen und so trotz schwerer Zeiten die “Leichtigkeit des Lebens zurückgewinnen”, erklärte uns Professor Ritter.

Fasten aus Sicht einer Ernährungsberaterin

“Durchs Fasten nimmt man nicht ab, da der Körper seinen Energiebedarf herunterfährt und der verminderten Nahrungsaufnahme anpasst”, erklärte uns die Ernährungsberaterin Helga Hofmann, die in der gastroenterologischen Praxis Dr. Johannes Hofmann in Kulmbach tätig ist. “Allerdings kann es der Einstieg in ein allgemein gesünderes Leben sein.”

Beim Heilfasten, dem eigentlichen Fasten aus ernährungswissenschaftlicher Sicht, nehmen Fastende nur max. 500 kcal in Form von flüssiger Nahrung zu sich. Häufig tun sie das in Form von Wasser, Gemüsebrühe oder Obstsäften. Vorteilhafte Effekte können unter anderem bei Fettstoffwechselstörungen, bei Rheuma oder bei psychosomatischen Krankheiten auftreten.

Neben dem Heilfasten sind auch viele weitere Fastenmethoden im Trend, wie beispielsweise Intervallfasten, Detox-Diäten oder eine vegane Ernährungsweise, die Planetary Health Diet. Vorsicht ist jedoch geboten beim dauerhaften Basenfasten und bei der HCG-Diät, da beide negative Nebenwirkungen wegen zu geringer Nährstoffzufuhr haben. Ganz die Hände vom Fasten sollten Kinder, ältere Leute, Schwangere, Stillende und Gichtpatienten lassen.

“Beim Auftreten von Kopfschmerzen auf genügend Salz- und Fruchtzuckerzufuhr achten”, legt uns die Ernährungsberaterin als Tipp ans Herz. Zudem ist reichlich Bewegung, am besten in der Natur, wichtig. Bei Heißhunger rät Frau Hofmann zur Ablenkung durch Tätigkeiten, die Konzentration erfordern, beispielsweise durch ein interessantes Buch.