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Warum ich nachts in Bayreuth Angst habe: ein Kommentar

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Wer als junger Mensch abends in Bayreuth unterwegs ist, bekommt schon mal ein mulmiges Gefühl. Wer kümmert sich darum, dass wir hier sicher sind? Ein Kommentar.

Vielleicht hört man immer wieder vereinzelt, was Jugendliche in Bayreuth so treiben. Besonders bei Finsternis. Doch kümmert sich eigentlich jemand wirklich darum? Verhindert jemand die Straftaten von Jugendlichen? Und schützt jemand andere Jugendliche davor, Opfer von Straftaten zu werden?

Ich bin 17 Jahre alt. Daher weiß ich, wie es zurzeit ist, als Jugendliche nachts alleine in Bayreuth unterwegs zu sein. Die Polizei müsste meiner Meinung nach für mehr Sicherheit sorgen. Denn nachts streift nur selten ein Beamter durch den dunklen Hofgarten, wie ich selbst festgestellt habe.

Kümmert sich die Polizei?

Bayreuther ZOH, 21 Uhr, die Sonne ist längst untergegangen. Die Bayreuther Innenstadt ist heute wenig besucht. Und die Lampe da hinten, die hat ihre guten Tage auch schon hinter sich. Doch zum Glück gibt es die Polizei, die passt schon auf mich auf. Bei Nacht sind auch die jungen Bayreuther Bürger in Sicherheit. Das ist es zumindest, was Außenstehende denken. Die Polizei, die kontrolliert mit Sicherheit, dass Minderjährige sich nicht an Orten rumtreiben, an die sie nachts nicht hingehören. Die Polizei, die kontrolliert bestimmt, dass Minderjährige nicht an Alkohol gelangen. Das ist doch schließlich auch ihre Aufgabe, sie kümmern sich schon darum. Oder?

Unsinn. Wenn 13-jährige Mädchen am ZOH stehen, mit Zigarette in der Hand. Oder die Gruppe an Fünftklässlern sich mit Alkohol von der Norma von nebenan betrinkt. Wenn es zu einer Schlägerei zwischen Jugendlichen kommt in Bayreuth. Dann erfährt das jeder Teenager in Sekundenschnelle über Social Media. Aber bis die Polizei davon mitbekommt, da braucht es meist länger. Da kann doch irgendwas nicht stimmen.

Als ich das letzte mal die Polizei in Bayreuth gesehen habe, das war wahrscheinlich bei meiner Fahrradprüfung in der Grundschule. Und das obwohl ich die aufgelisteten Dinge fast jeden Tag zu Gesicht bekomme. Ich finde das beunruhigend. All diese Dinge haben mit der Sicherheit von uns Jugendlichen zutun. Wenn das alles der Polizei scheinbar „egal“ ist, wie soll ich mich dann sicher fühlen, wenn ich nachts durch Bayreuth laufe? 




Nachts in Bayreuth

Ich fühle mich nicht wohl auf den Bayreuther Straßen, wenn es dunkel geworden ist. Wenn ich in Bayreuth am späten Abend am ZOH stehe, nachdem ich in der Innenstadt mit meinen Freundinnen essen war. Wenn ich durch den Hofgarten laufen muss, in dem es stockfinster ist. Oder wenn ich bei Dunkelheit nochmal zum Rotmain-Center laufe, kommt mir schon ein mulmiges Gefühl hoch. Da war doch letztens der Fall mit der Radfahrerin, und jetzt lauf ich hier im Dunkeln. Der Lieferwagen da, ich sollte doch auf die andere Straßenseite gehen. Lieber nicht, da läuft dieser breit gebaute Mann, ganz in Schwarz gekleidet. 

Diese Gedanken kreisen mir durch den Kopf, wenn ich am späten Abend in Bayreuth unterwegs bin. Man fühlt sich einfach nicht sicher. Es fühlt sich manchmal so an, als gäbe es in Bayreuth keinen, der sich um unsere Sicherheit schert. Um die Sicherheit von uns Jugendlichen.

Was Minderjährige alles “dürfen”

Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen, dass Polizeibeamte sich nicht dafür interessieren, warum ich mit 14 Jahren mich bei Nacht noch mit meiner 15-jährigen Freundin zu zweit draußen aufhalte und sie es zu Gesicht bekommen. Und ich denke, manche wissen gar nicht, wie es für uns Teenager ist. Wie leicht man mit 14 Jahren schon an Alkohol kommt in Bayreuth, weil viele der Verkäufer nicht mal nach einem Ausweis oder dem Alter fragen. Wie leicht es ist, an Rauschgift zu kommen, weil mindestens einer deiner Sitznachbarn damit auf dem Schulgelände dealt.  

Wenn Minderjährige einen Joint mitten in der Bayreuther Innenstadt rauchen können. Wenn Minderjährige sich völlig zugedröhnt nachts am Bahnhof aufhalten. Wie kann das alles an der Polizei vorbeigehen? 

Ich habe bei der Bayreuther Polizeiinspektion nachgefragt. Ihrer Meinung nach ist die Polizei aktiv und präsent. Vor allem an bekannten Hotspots wie dem ZOH und der Maximilianstraße sprechen sie nach eigener Aussage Jugendliche persönlich an und kommunizieren mit ihnen von Angesicht zu Angesicht. Sie zeigen bei Fußstreifen, welche zu deren Grundsatzaufgaben gehören, Präsenz. Es soll kürzlich auch Kontrollen der Bereitschaftspolizei gegeben haben.

Meine Erfahrung sagt etwas anderes. Ich bin mindestens zehnmal pro Woche am ZOH: von Montag bis Freitag zweimal täglich. Ich habe noch nie gesehen, dass ein Polizeibeamter dort jemanden angesprochen hätte. Die letzte Fußstreifen-Kontrolle am ZOH und in der Maxstraße fand laut Polizei vor zwei Wochen statt.

Laut Polizei gibt es immer wieder vereinzelt Beschwerden. Eine No-go-Area gibt es ihrer Ansicht nach in Bayreuth jedoch nicht. Wann wird ein Bereich zu einer No-go-Area? Wie weit müssen es Jugendliche treiben? Minderjährige an immer den selben Hotspots. Rauchen, Drogenkonsum, Alkohol. Reicht das nicht aus? Jetzt im Winter ist es kalt, da sind Jugendliche nicht so oft draußen. Berichtet mir die Polizeiinspektion Bayreuth. 

Ein sicheres Bayreuth zu Weihnachten

Aber das beste ist, jetzt wo das Winterdorf und der Christkindlesmarkt in Bayreuth sind, da sind Polizisten und Sicherheitspersonal in der Innenstadt zu sehen. Achten sie darauf, dass sich niemand an der Bratwurst verschluckt? Oder die Leute in der Schlange nicht drängeln?

Mir ist bewusst, dass die Polizei nicht alle Probleme lösen kann. Doch ist es zu viel verlangt, dass in der Innenstadt etwas mehr auf Teenager acht gegeben wird? Dass sich Jugendliche im Hofgarten und am ZOH etwas sicherer fühlen, weil dort Polizeibeamte Wache halten. Die auch darauf schauen, dass Jugendliche sich dort nicht besaufen oder Joints rauchen. Es wäre eine Win-Win Situation, wenn mehr auf diese Dinge geachtet wird. Lasst uns Bayreuth doch sicherer machen. Dass auch wir Jugendliche uns sicher fühlen können, wenn wir mal abends durch den Hofgarten laufen müssen.