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Lockdown

Bayreuther Ladenbesitzer kritisieren Corona-Politik: „Passt vorne und hinten nicht zusammen“

In Bayern dürfen trotz des Lockdowns Schuhläden seit dem 1. April 2021 wieder öffnen – Klamottenläden müssen geschlossen bleiben. Das sagen Bayreuther Ladenbesitzer zur neuen Corona-Regel.

Unabhängig von der Inzidenz: Seit letztem Donnerstag (1.4.2021) dürfen Schuhläden in Bayern, trotz Lockdown, öffnen. Bei Bekleidungsgeschäften sieht das anders aus.

Schuhläden dürfen öffnen, Bekleidungsgeschäfte nicht – ist das fair?

Um es gleich vorwegzunehmen: Glücklich ist keiner mit den neuen Corona-Regelungen. Denn sie kämpfen alle um das geschäftliche Überleben – ob als Geschäftsführer eines Schuhgeschäfts, eines Outdoor-Ladens für Wanderausrüstung, einer Damenboutique oder eines Herrenausstatters. Neidisch ist aber auch keiner, denn der Besuch der Kunden hält sich – bei einer ansonsten vergleichsweise leeren Einkaufsstraße – in Grenzen.

Was vor allem überwiegt, ist das Unverständnis, denn logisch, warum die einen öffnen dürfen und die anderen nicht, sei das nicht, so Stefan Bauer, Bruder des Geschäftsinhabers von Becker & Exner Herrenbekleidung in Bayreuth: „Vom Prinzip her passt das vorne und hinten nicht mehr zusammen.“

Deshalb hat auch Martin Rummel beschlossen, sein Sportgeschäft in Lauf im Nürnberger Land gegen die geltenden Vorgaben offenzulassen.

Unverständnis über Corona-Regeln der Regierung

In einer Hau-Ruck-Aktion wurden die Schuhläden zum 1. April wieder geöffnet, doch die Resonanz der Kunden sei weiterhin bescheiden. Was verkauft wird, sind Frühjahrsschuhe für Kinder und Jugendliche sowie Wanderschuhe, meint Alexandra Häfner, Bürokauffrau bei Schuh-Reindl in Bayreuth. Bei ihr und Geschäftsführer Georg Enkert herrscht weitestgehend Unverständnis zu den neuen Regelungen.

„Ich kenne es aus München, da fahren die Menschen U-Bahn, stehen dicht aneinander und im Büro müssen die Regeln dann wieder eingehalten werden.“
Im Laden würden sie dafür sorgen, dass es nicht zu Gedränge komme, doch das sei sowieso nicht der Fall. Neid von anderen Geschäften, beispielsweise Damen- und Herrenausstattern, weil sie als Schuhgeschäft öffnen dürften, gäbe es nicht, so Enkert.

Click & Meet plus Online-Konzept gab Anlass zur Hoffnung

Afsaneh Kordbacheh, Geschäftsinhaberin der Boutique Herzblut Mode & Mehr, hielt sich mit Click & Meet und hält sich noch immer mit Online-Konzepten über Wasser. So bewirbt sie beispielsweise ihre neuen Kollektionen über Instagram und auch über Whatsapp, denn: „Wenn man nichts tut, geht man unter.“ Also hat sie sich vorgenommen: „Du musst jetzt die Zähne zusammenbeißen, denn ich liebe ja meinen Laden“.

Auch wenn sie Zukunfts- und Existenzängste hat, versucht sie positiv zu bleiben, denn die Kunden nehmen das gut auf und sagen: „Du hast so eine gute Ausstrahlung.“ Neidisch, dass andere öffnen dürfen, obwohl auch sie Schuhe in ihrem Laden verkauft, ist sie nicht: „Das ist doch sowieso ein Hin und Her.“

„Wir öffnen, obwohl wir das Infektionsgeschehen ernst nehmen“

Öffnen darf dagegen Leopold Kuballa, Geschäftsführer von Der Skandinavier, ein Outdoor-Laden mit Wanderausrüstung. Er darf öffnen, da er einen Anteil von 50 Prozent an Schuhausrüstung vorweisen kann. Jedoch gibt er zu bedenken: „Wir öffnen nun, obwohl wir das Infektionsgeschehen ernst nehmen.“ Doch auch er kann die momentanen Regelungen im Bezug auf den Einzelhandel schlecht nachvollziehen:

„Das steht in keinem Verhältnis, dass der Einzelhandel den Kopf hinhalten muss und in der Wirtschaft 75 Prozent alles so weiterläuft wie bisher.“

(Leopold Kuballa, Geschäftsführer von Der Skandinavier in Bayreuth)

Auch er hält sich und seine Mitarbeiter seit Monaten mit seinem Ersparten, den Einnahmen aus dem Online-Shop und dem Abholgeschäft über Wasser. Wie es nun weitergeht, sei schwierig abzuschätzen, meint Kuballa.

Bayreuther Tagblatt - Redaktion

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