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LGBTQ

Bayreuther Politiker über Regenbogen-Beleuchtung: “Entscheidung der UEFA eine Frechheit”

Die Allianz-Arena darf heute (23.6.2021) nicht in Regenbogenfarben leuchten. Das hat die UEFA entschieden. Die Entscheidung sorgt in weiten Teilen des Landes für Kopfschütteln. Das bt hat bei Bayreuther Politikern nachgefragt.

Andere Städte in Deutschland lassen ihre Fußballstadien am Mittwoch (23. Juni) in Regenbogenfarben strahlen. Sie wollen ein Zeichen setzen. Die UEFA hat das für die Allianz-Arena in München beim Spiel Deutschland gegen Ungarn verboten. So ist die Situation in Bayreuth.

Bayreuther Rathaus leuchtet nicht in Regenbogenfarben – „in der Kürze der Zeit nicht machbar“

In der Vergangenheit hat das Bayreuther Rathaus schon mehrfach geleuchtet. Um ein Zeichen gegen die Todesstrafe zu setzen, wurde es zum Beispiel im Rahmen der Bewegung „Cities for Life – Städte für das Leben“ blau angestrahlt. Am französischen Nationalfeiertag leuchtete das Rathaus Bayreuth sogar blau-weiß-rot. Heute Abend wird es hingegen nicht in Regenbogenfarben strahlen, obwohl es Überlegungen in diese Richtung gegeben hat, erklärt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU).

„Das Problem ist, dass das in der Kürze der Zeit einfach nicht machbar war“, sagt Ebersberger. „Regenbogenfarben sind kompliziert. Es gibt weder am Rathaus noch am Hans-Walter-Wild-Stadion eine entsprechende Lichtinstallation, bei der wir einfach nur auf einen Knopf drücken können. Wir hätten dazu mehr Vorlauf gebraucht.“

Für Ebersberger ist die Entscheidung der UEFA Diskriminierung. „Für mich ist Diversität eine Selbstverständlichkeit. Jeder Mensch soll selbst über seine Sexualität entscheiden können“, sagt Bayreuths Oberbürgermeister.

„Die Entscheidung der UEFA ist eine Frechheit“

Stadtrat Halil Tasdelen (SPD) hat auch eine klare Meinung: „Die Entscheidung der UEFA ist eine Frechheit. Zum Glück hat die UEFA damit genau das Gegenteil bewirkt. In den sozialen Medien hat das Thema so noch mehr Aufmerksamkeit bekommen und große Kreise geschlagen. Überall sieht man seit gestern nur noch die Regenbogenflagge.“ Das sei gut, denn als Demokrat müsse man “ein Zeichen setzen, wenn es darauf ankommt.”

LGBTQ: „Man muss sich auch in Zukunft weiter engagieren“

„In der Eremitagestraße in Bayreuth steht eine kleine Brücke, die schön in den bunten Farbe der Queer-Bewegung gestaltet ist“, sagt Christian Schuh (Junges Bayreuth). Es sei wichtig, dass Thema LGBTQ auch langfristig zu unterstützen. „Es sollte nicht nur ein Gebäude angestrahlt werden, weil heute ein Fußballspiel stattfindet“, sagt Schuh. Die Politik sollte sich hier auch in Zukunft weiter engagieren.

Sportler mit Vorbildfunktion

Nina Hellbach (Frauenliste) findet es gut, dass das Thema nach der Absage der UEFA viel Aufmerksamkeit bekommen hat, denn „ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz ist per se erstmal nicht politisch.“ Es sei gut gewesen, dass sich die Stadt München im Vorfeld für das Thema stark gemacht hat. Dass es nun nicht geklappt hat, sei schade. „Wichtig ist aber auch, dass Sportler ihre Vorbildfunktion erkannt haben und sich selbst für positive Werte stark machen.“ So trug zum Beispiel DFB-Kapitän Manuel Neuer zuletzt eine Regenbogen-Kapitänsbinde und Mats Hummels bei der letzten Pressekonferenz ein buntes T-Shirt mit der Aufschrift „Love unites“.

“Eigentor der UEFA – besser geht’s nicht”

Auch Stephan Müller (BG) kann die Entscheidung der UEFA nicht verstehen. „Selbst wenn es nach den Statuten nicht möglich wäre, denke ich, dass man bei einem entsprechenden Willen die Erlaubnis schon hätte erteilen können. Um beim Fußball zu bleiben: Diese Entscheidung war ein Eigentor der UEFA. Selbst die Britischen Zeitungen haben das Thema als Titelgeschichten. Besser geht’s nicht“, sagt Müller.

“Bitter enttäuscht”: UEFA verpasst historische Chance

“Die Absage der UEFA, sich mit der LGBTQI-Community zu solidarisieren, hat uns bitter enttäuscht”, sagt Filiz Durak (Die Grünen). “Im Sport geht es um Fairness und wie in anderen Bereichen unseres täglichen Lebens haben im Sport Rassismus, Homo- und Transphobie keinen Platz. Die UEFA verpasst somit eine historische Chance, sich für Vielfalt und gegen Hass und Diskriminierung zu positionieren.”

“Die Beleuchtung sollte als Provokation dienen”

Tina Seyffert-Reinhold (AfD) findet die Entscheidung der UEFA “absolut richtig” und begrüßt diese “ausdrücklich.” Seyffert-Reinhold fügt hinzu: “Politische Aussagen haben im Fußballsport nichts zu suchen. Die Beleuchtung der Allianz Arena sollte als Provokation gegenüber Ungarn dienen. Wenn man ein Land zu einem Sportereignis einlädt, sollte man es dann nicht provozieren, mit Themen die in dem jeweiligen Land eventuell anders gesehen werden”, sagt die AfD-Politikerin.

Angestrahlte Gebäude – in Zukunft in Bayreuth leichter möglich

In Zukunft könnte eine solche Aktion in Bayreuth leichter möglich sein. Beim Friedrichsforum soll es eine solche Lichtinstallation geben, sagt Oberbürgermeister Ebersberger. „Bis es so weit ist, dauert es aber noch ein paar Jahre“, erklärt der CSU-Politiker. Aktuell sei eine solche Aktion immer eine Einzelfallentscheidung die Vorlauf braucht und für die Stadt sehr teuer sei.

Hintergrund: Allianz-Arena in München darf nicht in Regenbogenfarben leuchten

Am Mittwochabend empfängt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft Ungarn. Das Spiel findet in München statt. Weil Ungarns Staatschef Viktor Orbán offen Politik gegen Homosexuelle und Transgender-Personen macht, hatte der Münchener Antrag an die UEFA gestellt, die Allianz-Arena in Regenbogenfarben anzustrahlen. Die Aktion sollte ein Zeichen für Vielfalt und selbstbestimmte Lebensformen sexueller Orientierung sein.

Am Dienstag wurde bekannt, dass die UEFA diesen Antrag abgelehnt hat. Als „politisch und religiös neutrale Organisation“ begründete die UEFA die Entscheidung damit, dass dieser spezielle Antrag einen politischen Kontext habe, weil er auf „eine Entscheidung des ungarischen nationalen Parlaments abzielt.“

Die Beleuchtung der Allianz Arena

So wird die Allianz Arena beleuchtet.

Fotos: Stephan Müller

Bayreuther Tagblatt - Frederik Eichstädt

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Frederik Eichstädt