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Bayreuth
Bayreuther Alt-Stadtrat blickt zurück: 60 Jahre in der Politik
Reinhold Glaser trat vor 60 Jahren in die SPD ein, von 1980 bis 2002 saß er im Bayreuther Stadtrat. Er hat miterlebt, wie die Stadt sich gewandelt hat.
Als Reinhold Glaser in die Bayreuther Lokalpolitik eingestiegen ist, gab es noch keine Universität und kein Rotmain-Center – und Ludwig Erhard wurde gerade Bundeskanzler.
Das bt hat mit ihm über die Veränderungen gesprochen, die er in Bayreuth mitgestaltet und miterlebt hat.
Wie Bayreuth sich verändert hat
Reinhold Glaser kam 1940 im polnischen Lodz auf die Welt, wuchs in Niedersachsen und bei Aachen auf, er kam 1959 nach Bayreuth. Hier hat er seine Frau Waltraud kennengelernt, 1961 haben sie geheiratet „Ich habe mich in Bayreuth sofort wohlgefühlt“, sagt er. Damals war die Stadt in vielerlei Hinsicht noch eine andere.
„Bayreuth hat sich kolossal verändert“, sagt Glaser. Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr arbeitete er 40 Jahre lang im Gewerbeaufsichtsamt – und 22 Jahre lang als Stadtrat. In dieser Zeit hat er den Bau der Universität in den 1970ern miterlebt, den Bau des Klinikums in den 80ern, den der Lohengrin-Therme in den 90ern. „Bayreuth hat sich zur Moderne gewandelt.“
Als es in der Innenstadt noch nach Vieh roch
Reinhold Glaser trat 1963 – vor 60 Jahren – in die SPD ein. Von 1980 bis 2002 war er im Bayreuther Stadtrat. Den langen Weg, den die Stadt in dieser Zeit zurückgelegt hat, ist er mitgegangen. Als etwa in den 1990er-Jahren das Rotmain-Center entstehen sollte, war er als Stadtrat beteiligt, hat sich Einkaufszentren in anderen Städten angeschaut.
Den Bau sieht er noch immer als wichtige Etappe für Bayreuth – besonders, wenn er an den Schlachthof denkt, der bis 1990 dort stand. Er erinnert sich noch an den Geruch der Viehtransporte im Herzen Bayreuths. „Das Rotmain-Center ist ein wichtiger Teil der Stadt“, sagt er. Lesen Sie auch: Bald öffnet ein neuer Laden im Rotmain-Center.
Wie es früher im Stadtrat war
Als Glaser 1980 für die SPD in den Stadtrat einzog, war die Bayreuther Parteienlandschaft noch überschaubar. „Es gab ja nur SPD, CSU und die Bayreuther Gemeinschaft“, sagt er. „Es war eine freundschaftliche Zusammenarbeit.“
Glaser setzt sich auch bis heute für seinen Stadtteil St. Johannis ein, wo er seit 1975 wohnt – noch immer im gleichen Haus. Damals habe es nachts in manchen Straßenteilen von St. Johannis keine Beleuchtung gegeben. Das habe sich geändert – auch durch seinen Einsatz.
Die bekannten Gesichter sind verschwunden
„Früher konnte ich nicht durch die Stadt gehen, ohne Bekannte zu treffen und mich zu unterhalten“, erinnert sich Reinhold Glaser. Doch nicht nur die bekannten Gesichter sind verschwunden. „Ich bedaure sehr, dass die Innenstadt keine Wohngegend mehr ist.“
Glaser erinnert sich an die früheren Faschingsumzüge, bei denen er als Mitglied der Faschingsgesellschaft „Schwarz-Weiß“ oft dabei war. Noch in den 90er-Jahren hätten viele Leute aus den Fenstern geschaut, wenn sie durch die Maxstraße gezogen sind – heute würden nur noch wenige dort wohnen.
Zufriedener Rückblick
Was wünscht er sich für die Stadt, die er so lange mitgestaltet hat? „Was Bayreuth guttun würde, wären mehr Baugebiete für junge Familien“, sagt der Alt-Stadtrat.
Wenn er zurückblickt auf den Weg, den er zusammen mit Bayreuth gegangen ist, zeigt er sich zufrieden. Die Stadt sei modern geworden, aber nicht im negativen Sinne. „Es ist immer noch eine menschliche Stadt“, sagt Glaser.