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Coronavirus

Beschaffungsdrama wie vor einem Jahr: Diese Fehler macht Deutschland in der Corona-Krise aus Sicht eines Experten aus Franken

Ein Medizintechniker aus Franken sagt: “Wir verwalten COVID 19 nur” und warnt vor dramatischen Kollateralschäden. Das bt hat mit ihm gesprochen. 

Wir verwalten eine Krankheit“, sagt der staatlich geprüfte Medizintechniker Matthias Tafelmeyer (39) aus Buchschwabach im Landkreis Fürth in Mittelfranken zur derzeitigen Situation in der Corona-Pandemie in Deutschland. “Wenn wir so weiter machen, wird es zu schweren Kollateralschäden kommen.” Das bt hat mit dem Chef der ELKOBA Service GmbH gesprochen.

Diese Fehler mache Deutschland in der Corona-Krise

Matthias Tafelmeyer aus Buchschwabach im Landkreis Fürth in Mittelfranken hat als staatlich anerkannter Medizintechniker sich mit seiner Medizintechnik-Firma ELKDOBA Service GmbH selbstständig gemacht. Acht Mitarbeiter arbeiten dort.

Die ELKOBA Service GmbH ist spezialisiert auf die Wartung und Instandhaltung von Krankenhausbetten. Diese können je nach Ausführung bis zu 40.000 Euro kosten – pro Stück. Tafelmeyer und sein Team sind bei ihrer Arbeit also dort, wo Covid-Patienten sind. Deshalb sieht der 39-Jährige die Probleme dort und klagt an: Im Moment würde man in Deutschland die Pandemie nur verwalten, anstatt zu lernen, reagieren statt agieren.

Wie ein Medizintechniker aus Franken Corona begegnet

In ihrem Job sind Matthias Tafelmeyer und sein Team in Pflegeheimen und Kliniken unterwegs.

“Wir müssen dem Virus und den Menschen gegenüber Respekt und Empathie zeigen, um zu verstehen”, sagt er. Nur, wer das Virus und die Betroffenen verstanden hat, könne letztlich den Kampf gewinnen. Mit Bürokratie sei das Virus nicht zu besiegen.

Einem Virus Respekt und Empathie entgegen zu bringen? Genau so sei er in Sachen Schutz seiner Mitarbeiter auch an das Thema herangegangen. Er wollte seinen Leuten gerne auch Corona-Tests ermöglichen. Ein Unding sei es nach seinen Ausführungen gewesen,

  • dass Lieferanten keine genaue Angaben machen können, wann geliefert wird und
  • dass die Politik Firmenchefs als Testmuffel bezeichnet und nicht zuletzt
  • dass sich somit beim Thema Selbsttests das gleiche Beschaffungsdrama abspielt wie bei den Masken vor einem Jahr.

“Wir behelfen uns selbst, kaufen derweil beim Discounter und schulen unser Team selbst.” Tafelmeyer weiß sich und seinen Mitarbeitern zu helfen. Gut findet er die Lage dennoch nicht.

“Perspektiven wechseln und zuhören”: Wie ein Firmenchef aus Franken zur Vernunft aufruft

“Die Kunst liegt im Wechsel der Perspektiven und dem Zuhören”, erzählt Matthias Tafelmeyer. Bis Herbst 2020 habe er gut mit der öffentlichen Strategie leben können. “Heute muss ich sagen: Wir müssen umdenken.”

Tafelmeyer empfiehlt, den in der Öffentlichkeit nahezu unbekannten Hygienefachkräften zuzuhören. Und deren Wissen und den oft über Jahrzehnte reichenden, praktischen Erfahrungen zu folgen. Tafelmeyer warnt, “Krankheitserreger sind für uns insgesamt eine wachsende Aufgabe. Wir müssen Strategien entwickeln, um mit ihnen langfristig zu leben. Der bloße Versuch per Verwaltung einem Virus zu begegnen, wird zu erheblichen Kollateralschäden führen.”

Bayreuther Tagblatt - Raphael Weiß

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Raphael Weiß