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Oberfranken

Betrug bei Führerschein-Prüfungen: Zahl steigt auch in Oberfranken

Wer den Führerschein will, muss auch eine theoretische Prüfung ablegen. Doch immer mehr Schüler wollen anscheinend eine Abkürzung nehmen.

Das bt sprach mit einem Fahrprüfer sowie mehrere Fahrlehrer über die derzeitigen Fahrschüler.

Mehr Betrugsversuche in Oberfranken

Laut einer Untersuchung des TÜV-Verbands gab es in den ersten drei Quartalen des Jahres deutschlandweit bereits mehr als 2.700 Betrugsversuche bei der Theorieprüfung. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 38 Prozent.

“Auch in Oberfranken gab es einen Anstieg der Betrugsversuche”, sagt Matthias Jordan, Leiter Fahrerlaubniswesen für Oberfranken bei TÜV Süd und Fahrprüfer. “Nahezu wöchentlich werden Betrugsversuche zur Anzeige in Oberfranken gebracht”.

Eine genaue Anzahl der Betrugsversuche in Oberfranken konnte allerdings nicht genannt werden. Lesen Sie auch: Die Ausfahrt Bayreuth-Nord wird wegen des Abrisses der Hochbrücke verlegt. 




Stellvertreterbetrug nimmt in ganz Bayern zu

Die Anzahl der Betrugsversuche stieg aber nicht nur in Oberfranken, sondern in ganz Bayern. Waren es 2022 noch 220 Betrugsversuche, stieg die Zahl im Jahr 2023 auf 254 an. Das entspricht etwa einem Anstieg von 15,45 Prozent. Aber auch die Anzahl der durchgeführten Theorieprüfungen stieg von 264.000 auf 280.000 an. Ein Anstieg von etwa 6 Prozent. “Mit mehr Prüfungen kommen auch mehr Betrugsversuche”, sagt Vincenzo Lucà, Pressesprecher von TÜV Süd.

Laut dem Pressesprecher hat vor allem der Stellvertreterbetrug in Bayern zugenommen. Bei dieser Betrugsform gibt sich eine andere Person als der eigentliche Fahrschüler für die Theorieprüfung aus. Die Zahl der Fälle hat sich von 39 im Jahr 2022 auf bisher 80 im Jahr 2023 mehr als verdoppelt.

Aber auch die Zahl anderer Betrugsmaschen nahm zu. So stieg die Zahl der Betrugsversuche mit Spickzettel von 80 im Jahr 2022 auf 97 im Jahr 2023. Dies entspricht einem Anstieg um etwa 21,25 Prozent. Der Betrug mithilfe von Technik wie Smartphones und Kopfhörern blieb mit 72 Betrugsversuchen im Jahr 2022 und 71 im Jahr 2023 beinahe unverändert.

Fahrschüler werden weniger selbstständig

“Bei uns hat noch keiner versucht zu betrügen” sagt Roger Stoke, Fahrschullehrer bei “Roger’s Crasse Fahrschule” in Bayreuth. Auch Gerhard Vogel von Fahrschule Vogel konnte nicht mehr Betrugsversuche feststellen. Er merkt aber an, dass die Fahrlehrer sowas eher selten mitbekommen, da dies Sache der Prüfer sei.

“Manchmal kommt man sich vor wie ein Motivator als ein Fahrlehrer”, sagt Stoke. Der Fahrschullehrer bemerkt einen Rückgang der Selbstständigkeit und Motivation bei manchen Fahrschülern in den letzten Jahren.

Laut ihm waren die Schüler früher motivierter, den Führerschein zu machen. Eine ähnliche Beobachtung konnte auch der Fahrlehrer Gerhard Vogel machen. “Früher war der Führerschein für die Leute wichtiger als heute”.

Probleme bei der Kommunikation

Ein weiteres Problem sei laut den Fahrlehrern die Kommunikation. Vor allem bei Fahrschülern aus Ländern außerhalb der EU kommt es dabei häufiger zu Problemen. Denn diese müssen nach einer gewissen Zeit eine deutsche Fahrschule besuchen.

“Kommunikation ist integral für das erfolgreiche Bestehen der Prüfung” sagt Alexander Riedel. Um in der Fahrschule von Alexander Riedel teilnehmen zu können, muss man daher deutsch auf dem Niveau B2 sprechen können. Der Schüler muss also in der Lage sein, komplexe Texte zu verstehen und sich mühelos mit Muttersprachlern unterhalten können.

Neue Fahrschüler sind nicht schlechter

“Nicht die Qualität hat nachgelassen, sondern die Interessen haben sich verschoben”, sagt Matthias Jordan, ““der Führerschein hat heute nicht mehr denselben Stellenwert wie früher aufgrund des besser ausgebauten Nahverkehrs”. Laut ihm entwickelt sich die Technikaffinität der Schüler auch eher in Richtung Elektronik anstatt Fahrzeugtechnik.

“Ich denke nicht, dass die Schüler schlechter sind”, sagt Alexander Riedel. Die Fahrschüler müssen laut ihm mit höheren Anforderungen klarkommen. Außerdem bekommen Fahrschüler heutzutage ein ausgereifteres Lernerlebnis bereitgestellt, zum Beispiel mithilfe von Apps wie “Drivers Cam”, die eine Vorschau von Problemstellen im Prüfungsgebiet liefert.

Gerhard Vogel ist sogar der Meinung, dass die Schüler heutzutage “viel mehr können”. Laut ihm liegt das Problem der heutigen Fahrschüler eher in der Selbstüberschätzung und dass sie die Prüfung auf die leichte Schulter nehmen.

Konkret fällt Vogel aber auf, dass jüngere Fahrschüler in der Blickführung nachgelassen haben. “Wir konnten im Straßenverkehr mehr erkennen” so Vogel, “die jungen Leute erkennen dafür alles auf dem Smartphone und Laptop”. Seiner Meinung nach müsste man die Blickführung wieder mehr lehren.