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Coronaviurs-News

Coronapatientin aus Bayreuth: “Ich hätte nie gedacht, dass ich das Virus habe”

Maria Hennig gehört zu den Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben und inzwischen wieder genesen sind. bt-Redakteurin Susanne Monz hat mit ihr über den Verlauf und die Probleme des neuartigen Virus gesprochen.

Das Coronavirus breitet sich auch in Bayreuth immer weiter aus. Inzwischen ist die Zahl der Infizierten auf über 200 angestiegen – darunter auch vier Todesfälle. Doch es gibt auch positive Nachrichten: bt-Redakteurin Susanne Monz hat mit Maria Hennig, die sich mit Corona infiziert hatte und inzwischen genesen ist, über den Verlauf und die Probleme des neuartigen Virus gesprochen.

Eine Bayreuther Coronapatientin berichtet

“Das Virus kann jeden treffen – das ist mir jetzt bewusst”, erzählt die 38-Jährige am Telefon. Alles begann damit, dass Maria Hennig für eine Dienstreise nach Kenia fliegen musste. “Als ich nach Afrika geflogen bin, war die Situation in Deutschland noch nicht so schlimm”, berichtet die Mutter dreier Kinder. Zudem galt Afrika nicht als Risikogebiet. In Kenia bemerkte Hennig dann erste Erkältungssymptome. “Da dachte ich mir noch nichts dabei, auf einer Reise wird man schließlich schnell einmal krank”.

Während in Deutschland die Situation noch relativ entspannt war, gab es in Kenia allerdings bereits verstärkt Kontrollen. “An allen Flughäfen und Ausgängen wurde Fieber gemessen”, beschreibt Maria Hennig die Lage in Afrika. ” Kenia hat gehandelt – in Deutschland wurde nur geredet”. In der Bayreutherin wuchs schnell die Angst, dass sie nicht mehr ausreisen durfte. “Ich hatte große Sorge, dass ich nicht mehr raus komme”, schildert die 38-Jährige. Doch vier Stunden bevor Kenia die Grenzen dicht machte, konnte Maria Hennig ausreisen. Fieber hatte sie nämlich nicht.

“Ich fühlte mich nur etwas schlapp”

In Frankfurt gelandet, erwartete Maria Hennig ein vollkommen anderes Bild. “Die Beamten waren ohne Mundschutz und ich war überrascht über den Kontrast. Aber jedes Land hat eben einen anderen Umgang mit Krisensituationen”.

Zu Hause angekommen fühlte sich Maria Hennig zwar noch etwas schlapp, aber es ging ihr deutlich besser. “Ich hatte durchgehend kein Fieber, war nur etwas abgeschlagen. Auch der Husten war nur ganz leicht. Eigentlich war es mehr ein Druckgefühl auf der Brust”, beschreibt die 38-Jährige die Symptome. Die Universität Bayreuth hatte vorsorglich für alle Mütter Homeoffice angeboten. Das nahm dann auch Hennig wahr. “Zum Glück – denn sonst hätte ich andere Leute unwissentlich angesteckt”.

Geruchs- und Geschmackssinn ging verloren

Eines Morgens merkte Maria Hennig dann, dass ihr der Geruchs- und Geschmackssinn fehlte. “Das hat sich sehr schnell verschlechtert. Ab diesem Zeitpunkt dachte ich dann, dass es vielleicht Corona sein könnte”. Nachdem sie ihrer Hausärztin die Symptome per Telefon beschrieben hatte, wurde sie an das Gesundheitsamt verwiesen. Dort füllte sie per Mail einen Fragebogen aus und bekam prompt einen Rückruf. “Man hat mich schnell kontaktiert und es wurde ein Test angeordnet”, erzählt Maria Hennig. Da sich die Mutter dreier Kinder nicht schlecht fühlte und somit nicht in Kategorie 1 eingeordnet wurde, dauert es drei Tage bis sie getestet wurde. “Beim Test selbst ging es mir schon wieder richtig gut”.

“Die Gefühle lassen sich nicht in Worte fassen”

Sieben Tage musste Maria Hennig dann auf das Ergebnis warten. “Die Woche war sehr schwer und anstrengend”, beschreibt die Bayreutherin ihre Gefühle. Als dann das Ergebnis kam und der Test positiv war, wusste Hennig nicht wie sie empfinden soll. “Auf der einen Seite war da Erleichterung, dass es mir und meiner Familie gut geht und ich niemanden angesteckt habe, aber das Gefühl so nahe an einem schlimmeren Verlauf gewesen zu sein, lässt sich nicht in Worte fassen”.

Die häusliche Quarantäne hat Maria Hennig inzwischen hinter sich. Jetzt steht noch das Testergebnis ihres Mannes aus. “Die Quarantäne war nicht schlimm. Irgendetwas hat man doch immer zu Hause. Außerdem haben uns unsere Freunde und Nachbarn geholfen und wir haben die Lieferdienste in Bayreuth in Anspruch genommen”, erzählt Hennig.

“Ich bin unglaublich dankbar”

Viel schlimmer sei für sie die Zeit der Ungewissheit und die Sorge um ihre Familie gewesen. Der Geruchssinn fehlt der Bayreutherin allerdings immer noch. “Aber das ist nicht schlimm. Ich bin einfach unglaublich dankbar, dass ich so viel Glück hatte. So ein Gefühl habe ich noch nie erlebt”, fasst Maria Hennig zusammen. Woher die 38-Jährige das Virus hatte, kann sie sich bis heute nicht erklären. “Die Welt in Risikogebiete einzuordnen war ein Versuch, der sich in der Praxis nicht bewährt hat.”.

“Es ist einfach unberechenbar”

“Ich hätte nie gedacht, dass ich das Virus habe. Jeder könnte Corona haben. Es ist einfach unberechenbar”, erklärt Maria Hennig zum Schluss. “Wenn wir krank sind, wollen wir das oft nicht wahrhaben und gehen trotzdem zur Arbeit. Aber diese Denke ist falsch. Man gefährdet dadurch auch andere. Das habe ich jetzt realisiert.”

Umso dankbarer ist sie, sich freiwillig in Quarantäne begeben zu haben. “Jetzt kann ich wieder zum normalen Leben zurückkehren, helfen und unterstützen. Mit meiner Geschichte möchte ich aber auch Mut machen und zeigen, dass auch positive Verläufe möglich sind”.

Bayreuther Tagblatt - Susanne Monz

 bt-Redakteurin Online/Multimedia
Susanne Monz