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Religion

Islamischer Unterricht an Schulen in Bayreuth: “Wurde auch langsam Zeit”

Das Wahlpflichtfach „islamischer Unterricht“ wird als Alternative zu Ethik künftig in Bayerns Schulen angeboten. Das hat der Bayerische Landtag am Dienstag (6. Juli 2021) beschlossen. 

Ab September 2021 soll in einigen Schulen Bayerns bereits islamischer Unterricht angeboten werden. Das wurde von der Bayerischen Regierung beschlossen. So ist die Lage in Bayreuth.

Islamischer Unterricht in Bayreuth: „Eine sehr sinnvolle Entscheidung“

„Das wurde auch langsam Zeit“, sagt Erkan Bilge (Vorsitzender Integrations-, Kultur und Bildungsverein Bayreuth e.V.). „Wenn man bedenkt, dass Menschen mit muslimischen Wurzeln seit über 50 Jahren hier leben und zur Schule gehen, ist das eine sehr sinnvolle Entscheidung.“

Der islamische Unterricht in bayerischen Schulen soll ab September starten, allerdings kann das Wahlpflichtfach nicht in allen Schulen Bayerns angeboten werden. Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunk reichen die verfügbaren Gelder aktuell für etwa 360 von 6.000 Schulen in Bayern.

Schulversuch „islamischer Unterricht“ bereits seit Jahren in Bayreuth

Bayreuth geht hierbei voran. „Es gibt in der Stadt Bayreuth seit Jahren einen Schulversuch, bei dem islamischer Religionsunterricht in Schulen angeboten wird“, erklärt Werner Lutz vom Staatlichen Schulamt in Bayreuth. Aktuell sind zwei Lehrkräfte im Einsatz, die den Unterricht in Grund- und Mittelschulen im Stadtgebiet erteilen.

Nun werde der Schulversuch in das reguläre Unterrichtsfach übergeführt, erklärt Lutz. An den entsprechenden Schulen werde sich kaum etwas ändern. Dort wurde bereits in der Vergangenheit der islamische Unterricht als Alternative zum Ethik-Unterricht angeboten. Ein Problem war dabei häufig, dass es nur zwei Lehrer gab. Eine Aufstockung sei aktuell und kurzfristig nicht möglich, so Lutz.

Lehrer brauchen Qualifikation und Ausbildung für islamischen Unterricht

„Es ist wichtig, dass die Lehrer auch wirklich Ahnung davon haben. Es reicht nicht aus der muslimischen Glaubensgemeinschaft anzugehören, um den Kindern Religionsunterricht zu geben. Man benötigt natürlich eine entsprechende Qualifikation und Ausbildung“, sagt Erkan Bilge. Deshalb brauche es bei der Etablierung des islamischen Unterrichts Geduld. Aktuell werde der Glaube den Kindern oft in der Gemeinde vermittelt. Dass dies in Zukunft zusätzlich in Schulen vermittelt werde, sei eine gute Sache.

Es liegen noch einige Hürden auf dem Weg. Ob überhaupt islamischer Unterricht in einer Schule angeboten werden kann, liegt natürlich auch an der Anzahl der muslimischen Schüler an der entsprechenden Schule. Als Bilges Tochter an der Bayreuther Birkenschule zur Grundschule ging, hat es dort insgesamt nur drei oder vier muslimische Kinder gegeben. „Dafür extra einen Lehrer zu bestellen ist schwierig“, sagt Bilge.

Islamischer Unterricht vorerst nur an Grund- und Mittelschulen in Bayreuth

Werner Lutz vom Staatlichen Schulamt in Bayreuth bestätigt die schwierige Lage: „Aktuell kann der Unterricht nur in Grund- und Mittelschulen im Stadtgebiet von Bayreuth angeboten werden. Sowohl Gymnasien und Realschulen in der Stadt als auch die Schulen im Landkreis sind derzeit außen vor.“ In der Zukunft könne sich das natürlich ändern, aber aktuell sei das der Stand.

Mit der Entscheidung des Bayerischen Landtags ist zumindest der nächste Schritt nun gegangen, sehr zur Freude des Bayreuther Stadtrats Halil Tasdelen. „Ich habe mich bereits vor über 10 Jahren sehr für den islamischen Unterricht eingesetzt. Damals hat es leider nicht geklappt. Dass es jetzt noch so weit ist, freut mich sehr.“

Bayreuther Tagblatt - Frederik Eichstädt

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Frederik Eichstädt