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Coronavirus
Klinikum Bayreuth: Mediziner mit Corona auf der Intensivstation – „ich hatte einen Schutzengel“
Jakob Kalisch arbeitet als Assistenzarzt am Klinikum Bayreuth. Im Januar lag er mit Corona auf der Intensivstation. Jetzt spricht der Mediziner über die Infektion.
Ein Assistenzarzt des Klinkum Bayreuths spricht über seine Corona-Infektion im Januar. Erst vor Kurzem hat die Klinikum Bayreuth GmbH den jüngsten Corona-Ausbruch für beendet erklärt. Es hat dabei über 100 Fälle von Corona-Mutationen gegeben.
Arzt am Klinikum Bayreuth mit Corona auf der Intensivstation
In einem Post auf Facebook spricht Jakob Kalisch, Assistenzarzt am Klinikum Bayreuth, über das Coronavirus. Er selbst habe den Virus von zwei Seiten erlebt: als betreuender Arzt sowie als Patient. Kalisch ist 32 Jahre alt. Schon in der Oberstufe am WWG wusste er, dass er Arzt werden möchte. Aktuell ist der Bayreuther Assistenzarzt der Geriatrie am Klinikum Bayreuth, zuletzt arbeitete er in der Zentralen Notaufnahme und auf der Intensivstation 28. Dabei konnte er Covid-19 von beiden Seiten erleben: als Mediziner und als Patient.
„Als Corona anfing, war ich in der Notaufnahme eingeteilt. Ich erlebte die ersten Stunden und der erste Corona-Patient, der im Klinikum aufgenommen wurde, war meiner. Meine Kollegen und ich haben die ganze Bandbreite der Coronawelle erlebt. Zeiten, zu denen die Notaufnahme mit hoch kritischen Patienten gefüllt war und wir das Beste versuchten, um die Situation zu bewältigen.“
(Jakob Kalisch vom Klinikum Bayreuth spricht über das Coronavirus)
Von vielen Seiten sei Unterstützung gekommen, das Personal habe Zuwendungen und Zuspruch von Bevölkerung, Wirtschaft, Gastronomie und von Kollegen des Hauses erhalten. „Dies hat uns sehr geholfen und die Moral im Team konnte auch mit dieser Hilfe aufrecht erhalten werden. Man hoffte einfach, dass es besser wird“, erinnert sich Kalisch. Im Sommer sei dann das Ende der ersten Welle gekommen. Dadurch habe man etwas Zeit zum Verschnaufen gehabt, bevor die zweite Welle zugeschlagen habe.
Klinkum Bayreuth: Ein Arzt mit Corona auf der Intensivstation
„Am 5. Januar musste ich meinen Dienst abbrechen aufgrund von Fieber. Der Abstrich bestätigte eine Infektion mit SARS COV-19. Die nächsten Tage verbrachte ich in häuslicher Quarantäne mit Durchfall, Husten, Fieber, Dyspnoe und Abgeschlagenheit. Vier Tage später stellte ich fest, dass ich nur noch Sauerstoffsättigungen von 92 Prozent hatte. Ich sprach mit meinen Kollegen in der Klinik und stellte mich sicherheitshalber stationär vor. Einen Tag später wurde bei mir ein CT der Lunge gemacht, um eine Lungenembolie auszuschließen. Die Werte meiner Sauerstoffsättigung und mein Allgemeinzustand verschlechterten sich weiter.
Ich hatte Sättigungen von nur noch 85 bis 88 Prozent unter Raumluft und mein Allgemeinzustand verschlechtere sich weiterhin. Dies wurde zu riskant, um auf Normalstation weiter zu behandeln.
Am 13. Januar wurde ich auf die Intensivstation verlegt. Ich bekam einen arteriellen Zugang, zentralen Venenkatheter, Blasenkatheter und wurde mit einer NIV-Beatmung versorgt. Eine NIV ist die Vorstufe der Intubation – eine Maskenhochdruckbeatmung, wenn man so sagen will. Die gleiche Maschine wird auch für intubierte Patienten verwendet.
Mehrere Tage lang hing ich fast ununterbrochen an der NIV. Um die Schmerzen in der Lunge und das Husten auszuhalten, bekam ich Morphin über die Vene. Es ging mir weiterhin schlecht, aber ich berappelte mich während der nächsten Tage. Ich bin unendlich dankbar für die Unterstützung der Pflege und der Ärzte. Zum Glück blieb mir eine Intubation erspart. Ich wurde dann immer öfter raus gesetzt, auch mit Sauerstoffbrille.“
(Jakob Kalisch (Klinikum Bayreuth) spricht über seine Corona-Infektion)
Kalisch: Körperlich nach Corona-Infektion immer noch nicht in Topform
Dann verbesserten sich die Werte des Assistenzarztes, die medikamentöse Therapie wirkte. Fünf Tage nachdem er auf die Intensivstation gekommen war, konnte er auf eine Normalstation zurückverlegt werden. Aber immer noch brauchte er Sauerstoff über die Nasenbrille. Während der folgenden Tage hatte Kalisch weit weniger Schmerzen und konnte so deutlich besser durchatmen, sodass eine Sauerstoffunterstützung nicht mehr notwendig war. Ebenfalls hatte er eine Thrombozytose (Erhöhung der Thrombozyten im Blut), weshalb er weiterhin Bauchspritzen erhielt. Am 25. Januar wurde er dann entlassen.
„Wie es mir heute geht? Körperlich bin ich immer noch nicht in Topform. Weiterhin kann ich mich weit nicht so belasten, wie ich es gewohnt war. Mit Glück habe ich keine weiteren Spätfolgen bisher bemerkt, wobei eine Ungewissheit bleiben wird. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken und habe das Klinikum aus der Perspektive eines Patienten erlebt. Meine Kolleginnen und Kollegen leisten tolle Arbeit in jeder Hinsicht. Sie sind medizinisch absolut kompetent und menschlich zugewandt. Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich COVID so gut überstanden habe. Sie gaben mir Mut und Kraft wenn ich sie gebraucht habe.“
(Jakob Kalisch über seine Corona-Erkrankung)
Bayreuther Arzt spricht über Corona-Erkrankung: „Ich hatte einen Schutzengel“
„Ihnen, meinen Kolleginnen und Kollegen, wünsche ich von Herzen, dass sie weiterhin die Kraft für Ihre Patienten und für Ihre Arbeit haben“, schreibt Kalisch auf Facebook. „Und ich wünsche gerade Ihnen, aber auch uns allen, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Es ist wichtig, die Erkrankung nicht zu leicht zu nehmen“, fügt er hinzu. Die meisten Infektionen würden gut verlaufen. Eine Garantie dafür habe aber niemand. Man wisse nie, ob die eigene Erkrankung so oder schlimmer ende als seine. „Ich hatte einen Schutzengel und meine tollen Kolleginnen und Kollegen. Danke und haltet durch!“
Aktuelle Corona-Zahlen aus Bayreuth Stadt und Land gibt es im Corona-Ticker des Bayreuther Tagblatt. Den kompletten Post des Assistenzarztes gibt es auf der Facebookseite der Klinikum Bayreuth GmbH.
Redaktion