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Landtagswahl Bayern 2023

Landtagswahl: Bayernpartei-Kandidat Michael Kandler im bt-Interview

Michael Kandler tritt für die Bayernpartei im Bayreuther Wahlkreis zur Landtagswahl an. Sie findet am 8. Oktober statt.

Michael Kandler erklärt, wieso sich Bayern seiner Ansicht nach von der Bundesrepublik abspalten sollte.

Alle Interviews mit den Bayreuther Direktkandidaten finden Sie hier.

Forderung: Bayern soll eigener Staat werden

bt-Redaktion: Herr Kandler, wieso soll Bayern aus der Bundesrepublik austreten?

Es geht so viel bayerisches Geld durch den Länder-Finanz-Ausgleich verloren. Wenn die vielen Milliarden in einem Topf bleiben würden, dann würde das viele Probleme lösen. Wir könnten Steuern senken, vom Netto-Lohn würde mehr übrig bleiben, vielleicht müssten die Leute nicht mehr so lange arbeiten.

Gibt es neben den wirtschaftlichen noch andere Gründe?

Wir haben über die Jahrzehnte hinweg gesehen, dass es mit Bayern und der Bundesrepublik nicht funktioniert. Auch das Bildungssystem ist nicht kompatibel. Bayern ist halt ein bisschen weiter als andere Bundesländer. Das führt zu Problemen, wenn beispielsweise jemand aus Sachsen in Bayern studieren will. Aber passt es wirtschaftlich, dann passt der Rest. Zum Beispiel auch beim Thema Familie.

Ein Elternteil sollte daheimbleiben können

Was würde das für die bayerischen Familien bedeuten?

Die Eltern müssen zurzeit all ihre Mühe ins finanzielle Einkommen stecken. Das erzeugt eine Schlüsselkind-Generation. Die Kinder kommen heim und müssen sich selbst ihr Essen in der Mikrowelle aufwärmen. Wenn die Kinder merken: Die Arbeit nimmt die Familie weg, dann ist das abschreckend. Deswegen gibt es wohl immer mehr Schüler, die keinen Bock auf eine Ausbildung haben.

Müsste man es den Familien erleichtern, dass ein Elternteil wieder daheimbleiben kann?

Das wäre der Wunschgedanke. Es muss nicht die Frau sein, die daheimbleibt. Aber wäre dieses Problem behoben, wären viel mehr junge Menschen bereit, etwas zu leisten. Dann müssten wir auch nicht ins Ausland fahren, um nach Fachkräften zu werben. Wir haben ja das Potential im Land, aber über diese Menschen wird konsequent hinweggesehen.

Der Absturz der Bayernpartei – welche Rolle spielte die CSU?

Die Bayernpartei ist aktuell nicht im Landtag. Wieso hat sie scheinbar so wenig Erfolg?

In den ersten Jahren war die Bayernpartei im Landtag, damals lief es richtig gut. Aber dann ist es so gekommen wie jetzt beim Hubert Aiwanger – kurz vor der Wahl wird man halt geschröpft. Bei der Bayernpartei war es damals die Spielbanken-Affäre. Da ging es darum, dass Politiker der Bayernpartei Lizenzen zum Betreiben von Spielbanken an Privatpersonen vergeben hatten. Die CSU hat behauptet, dass die Spielbank-Interessenten Schmiergelder an die Bayernpartei gezahlt hätten. Beweise hat es zwar nicht gegeben, aber die CSU hat es irgendwie glaubwürdig dargestellt. Es ist auch zu einer Verurteilung gekommen. Das hat das Image der Bayernpartei geschädigt. Und seitdem ist sie irgendwie in Vergessenheit geraten.

“Ich erlebe auch oft, dass die Leute sagen: ‘Mensch, so verkehrt seid ihr gar nicht'”

Machen Sie sich dann überhaupt Hoffnungen, dass Sie als Direktkandidat gewählt werden?

Natürlich ist die Hoffnung da. Es wäre aber eine stolze Leistung. Wir haben bei der letzten Wahl mit 1,1 Prozent abgeschlossen. Allerdings sind nach der Corona-Zeit die Faktoren anders. Während dieser Zeit haben viel mehr Leute begonnen, sich für Politik zu interessieren. Ich erlebe auch oft, dass die Leute sagen: „Mensch, so verkehrt seid ihr gar nicht, wieso hört man denn von euch nix?“

Wenn Bayern eigenständig werden sollte: Müsste man als Franke nicht befürchten, dass der Norden zugunsten von Altbayern benachteiligt wird?

Die Sorge ist berechtigt. Aber das heißt ja nicht, dass alles von München aus vorgeschrieben wird. Denn in einer Demokratie soll ja das Volk bestimmen. Die Mehrheit muss zählen.

Es soll also weiter Bezirke und Bezirkstage geben?

Genau.

Für den Dialekt

In Bayern spielt traditionell die Kirche eine große Rolle, vor allem die katholische Kirche in Südbayern. Wie blickt die Bayernpartei auf das Thema?

Meine persönliche Meinung ist: Die Kirche hat ihren festen Platz, sie gehört zum kulturellen Leben. Aber ich kann nachvollziehen, dass viele die Kirche nicht mehr als elementar betrachten.

Würde sich die Bayernpartei denn auch mehr für die Dialekte einsetzen?

Es gab ja mal den Ansatz, dass Lehrkräfte im Unterricht ein sehr klares Hochdeutsch sprechen müssen. Das hat viel kaputtgemacht. Das Problem ist aber: In der Arbeitswelt versteht nicht jeder den Dialekt, gerade in der Großstadt. Deswegen muss man sich halt anpassen – es ist ein notwendiges Übel. Aber die Bayernpartei ist an sich für den Erhalt von Dialekten. Wer Dialekt spricht, gilt gleich als Bauer. Wir müssen klarmachen, dass es unsere Heimatsprache ist.

Was den typischen Bayern ausmacht

Was zeichnet denn eigentlich einen typischen Bayern aus?

Der Bayer ist ziemlich gradraus. Eine Diskussion mit einem Bayern wird lebhaft. Aber der Bayer ist auch offen für eine Gegenmeinung, er nimmt das nicht bös.