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Landtagswahl Bayern 2023

Landtagswahl: FDP-Kandidatin Luisa Funke-Barjak im bt-Interview

FDP-Kandidatin Luisa Funke-Barjak will für Bayreuth in den Landtag einziehen. Die Landtagswahl findet am 8. Oktober statt.

Luisa Funke-Barjak will sich für die Familien in Bayern einsetzen – denn als Mutter kennt sie die Probleme, wie sie im Interview sagt.

Alle Interviews mit den Bayreuther Direktkandidaten finden Sie hier.

Was sie für Bayerns Familien erreichen will

bt-Redaktion: Frau Funke-Barjak, Sie wollen sich in Bayern für Familien einsetzen. Sie selbst sind Mutter einer zehnjährigen Tochter. Wo liegen denn aus Ihrer Erfahrung heraus die Probleme?

Luisa Funke-Barjak: Die erste Herausforderung ist schon mal, einen Krippen- oder Kindergartenplatz zu bekommen. Das Betreuungsangebot muss besser sein, gerade für die ganz Kleinen. Damit die Eltern überhaupt die Möglichkeit haben zu wählen, ob sie auf die Arbeit gehen oder daheimbleiben. Bei den Angeboten an den Schulen ist es genauso.

Ist es für Sie erstrebenswert, dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten gehen?

Jeder muss es für sich selbst entscheiden. Mir geht es um die Wahlfreiheit. Auch an den Öffnungszeiten können wir was machen. Wenn ich bis 17 Uhr arbeiten muss, darf die Kita nicht um 16 Uhr zumachen. Und auch da braucht es eine Fachkräfte-Offensive, damit wir die nötigen Erzieherinnen und Betreuer haben.

“Die Einwanderung brauchen wir – ich glaube, das kann keiner leugnen”

Wo sollen die Fachkräfte herkommen?


Es ist ganz schwierig, Kita-Fachkräfte zu kriegen. Die Vergütung muss besser werden, auch schon in der Ausbildung.

Welche Rolle sollte die Einwanderung bei den Fachkräften spielen?

Die Einwanderung brauchen wir – ich glaube, das kann keiner leugnen. Wir müssen schauen, dass wir ausländische Fachkräfte anwerben und sie schnell in den Arbeitsmarkt integrieren. Dazu brauchen wir Sprachkurse, dazu brauchen wir Weiterbildung und unbürokratische Verfahren.

Wie die Kirchenmusikerin auf den Islam in Deutschland blickt

Soll die Einwanderung auch der Überalterung unserer Gesellschaft entgegenwirken? Oder müsste die Politik auch einheimische Familien stärker fördern?

Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Wenn man die Voraussetzungen für die Familien verbessert, ist das ein Schritt. Aber das reicht nicht. Wir brauchen trotzdem die Fachkräfte aus dem Ausland.

Sie haben Kirchenmusik in Bayreuth studiert und arbeiten nebenbei noch in dem Bereich. Wie sehen Sie die Vereinbarkeit von Christentum und Islam in Deutschland?

Mit unserem Grundgesetz haben wir da eigentlich die Antwort. Die Religionsfreiheit garantiert, dass es für jeden eine persönliche Entscheidung ist. Glaube ist für mich etwas ganz Persönliches.

Das Bayreuther Bahnproblem

Gehen wir zurück zum Thema Wirtschaft. Welche Anreize bräuchte die Industrie in Oberfranken?

Ein großer Punkt, der unserer Wirtschaft unter den Nägeln brennt, ist die Bahnanbindung. Bayreuth wäre schon mit einer besseren Taktung nach Nürnberg geholfen. Die Geschäftspartner von Unternehmern kommen mit dem Flugzeug nach Nürnberg und reisen mit der Bahn in Bayreuth an. Und unsere Unternehmen müssen auch ihre Güter in die Welt bringen. Die Anbindung an die A9 ist gut, aber über die Schiene passiert bisher wenig.

Welche Zukunft hat das Auto in Bayern?

Mir ist wichtig, dass wir nicht Verkehrsteilnehmer gegeneinander ausspielen. Man sieht ja, wie in Bayreuth die Diskussion um die Erlanger- und die Bismarckstraße hochgekocht ist. Außerdem kann man gerade im ländlichen Raum derzeit schwer aufs Auto verzichten.

Gegen den geplanten Bayreuther Radweg

Ist der Radweg dort eine gute Idee?

Ich bin aktuell dagegen, Ich nutze den Radweg am Mistelbach eigentlich täglich, für mich ist der ausreichend. Ich weiß, dass es schwierig ist, dort mit Kindern spazierenzugehen, weil Fahrradfahrer durchbrausen. Aber wenn man die Bismarckstraße einspurig macht, hat das Folgen für die Pendler aus dem ganzen Landkreis. Als die Testphase war, hatten wir massiven Ausweichverkehr über Meyernberg und die Altstadt. Da sind die Wohngebiete als Umgehungsstrecke genutzt worden. Das hilft uns auch nicht.

Privatisierung könne funktionieren – auch bei Kliniken

Manche Bayreuther befürchten zurzeit eine Privatisierung des Klinikums. Ihre Fraktion im Stadtrat hat den Antrag gestellt, eine Privatisierung zu prüfen. Ist es für Sie prinzipiell ein guter Weg, mehr Kliniken in Bayern in private Hand zu geben?

Das kann man pauschal nicht sagen. Man muss den Einzelfall genau prüfen und abwägen. Dafür muss man aber erst mal alle Zahlen auf dem Tisch haben. Aber dass Privatisierung funktionieren kann, sieht man an den Beispielen Hof und Pegnitz.

Worin sie sich mit den Grünen einig ist

Im Bund koaliert Ihre Partei mit den Grünen. Wollen Sie auch eine grüne Energiewende vorantreiben?

Wir sind uns mit den grünen Kollegen einig, dass die bayerische 10H-Regel bei Windkrafträdern gebremst hat. In dem Bereich wollen wir pragmatische Lösungen – wenn vom Naturschutz her nichts dagegen spricht.

Heißt pragmatisch, dass man auch mal in Wohnhausnähe ein Windrad bauen kann?


Wenn alle einverstanden sind, ja.