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Landtagswahl Bayern 2023
Landtagswahl: Freie Wähler-Kandidat Stefan Frühbeißer im bt-Interview
Bayern wählt am 8. Oktober seinen neuen Landtag. Stefan Frühbeißer kandidiert für die Freien Wähler im Bayreuther Wahlkreis.
Der Bayreuther Freie Wähler-Kandidat Stefan Frühbeißer erklärt im bt-Interview, wie er den oberfränkischen Tourismus in die Zukunft führen würde.
Alle Interviews mit den Bayreuther Direktkandidaten finden Sie hier.
Wieso er von Pottenstein nach München will
bt-Redaktion: Herr Frühbeißer, Sie sind seit etwa 21 Jahren Bürgermeister von Pottenstein. Wieso wollen Sie überhaupt in den Landtag wechseln?
Stefan Frühbeißer: Als ich in Pottenstein angetreten bin, stand die Kommune wirtschaftlich sehr schlecht da. Wir hatten in der Spitze 9,6 Millionen Euro Schulden. Damals haben mich Bekannte angesprochen, ob ich nicht als Bürgermeister antreten will. Mittlerweile sind wir bei 2,5 Millionen Euro Schulden, Pottenstein hat sich nicht schlecht entwickelt. Ähnlich wie damals baten mich nun enge Freunde, ob ich nicht auch im Landtag gute Arbeit machen will.
Einer Ihrer Schwerpunkte ist der Tourismus. Wie könnte der Freistaat den Tourismus im Bayreuther Land fördern?
Wir haben im Landkreis Bayreuth viele finanzschwache Kommunen. Da gibt es das Problem, dass Stabilisierungs-Gemeinden keine touristischen Investitionen als sogenannte freiwillige Leistungen tätigen dürfen. Der Freistaat muss den Tourismus bei Gemeinden, die darauf angewiesen sind, als Pflichtaufgabe anerkennen. Aber wir müssen auch mehr mit privaten Investoren zusammenarbeiten.
“Oberfranken ist so schön, dass man gar nicht viel mehr Großprojekte bauen müsste”
Welche Vorteile haben private Investoren?
Bei einem privaten Investor geht es mitunter schneller, weil er keine unzähligen Gremien-Sitzungen braucht. Wir haben in Pottenstein mit der Erlebnismeile einen riesengroßen Erfolg, weil überwiegend professionelle Privatbetreiber dabei sind.
Welche Tourismusprojekte im Bayreuther Land wären Ihrer Ansicht nach wichtig?
Oberfranken ist so schön, dass man gar nicht viel mehr Großprojekte bauen müsste. Das Problem ist eher die grundlegende Infrastruktur, wie Radwege und Beherbergungsbetriebe. Die Gaststätten machen zu, es gibt immer weniger Zimmer für Übernachtungen.
Die Zeit der großen Wellness-Hotels ist vorbei
Braucht die Region also mehr Hotels?
Nicht mehr Hotels. Wir brauchen mehr Unterkünfte, aber die Zeit der großen Wellness-Hotels wie etwa im Bayerischen Wald ist vorbei. Was ganz wichtig sein wird, ist naturnaher Tourismus. Ferienhäuser im Chalet-Stil beispielsweise. In Püttlach haben wir bereits ein schönes Beispiel mit dem Hüttendorf.
Wie ist es mit Einkaufsmöglichkeiten vor Ort?
Wir wollten in Elbersberg einen Dorfladen einrichten. Zuerst war die Begeisterung groß. Aber dann haben wir mal ausgerechnet, was jeder Haushalt dort kaufen müsste, damit es sich lohnt. Letzten Endes haben viele gesagt: Wir fahren sowieso für die Arbeit nach Pegnitz, dann kaufen wir dort auch ein. Das zeigt, dass der Druck größerer Einzelhandelszentren nicht aufzuhalten ist.
Bewusstsein fürs Heimische schaffen
Kann man den Trend also nicht umkehren?
Wohl nicht – aber wir müssen in den Schulen das Bewusstsein wecken. Wenn beispielsweise Eltern im Auto den Gurt nicht angelegt hatte, sagten wir ihnen das Kind, dass sie sich anschnallen müssen. Weil wir das in der Schule gelernt haben. Die Schulen sollten mit den Kindern heimische Betriebe und Landwirtschaft ansehen, und zeigen, wie wichtig regionale Produkte sind.
Damit die Kinder dann zum Beispiel sagen: „Mama, kauf lieber beim Metzger im Dorf statt im Supermarkt“?
Ja, genau; Bewusstseinsbildung beginnt bei den Kindern.
“Viele Länder schauen sehr genau auf Deutschland”
Der hiesigen Natur setzt zurzeit der Borkenkäfer zu. Sie gehen selbst privat öfters mal ins Holz. Wie kann der Freistaat die Waldbesitzer unterstützen?
Es gibt seit vielen Jahren Förderprogramme für den Waldumbau. Aber wichtig wäre, dass man die Absatzmärkte stärkt und mehr heimische Hölzer für öffentliche Bauten nutzt.
Wie stehen Sie allgemein zum Thema Klimaschutz? Manche sagen, auf regionaler Ebene könne man eh nichts verändern.
Das sehe ich anders. Viele Länder schauen sehr genau auf Deutschland und speziell auf Bayern. Wir vom Wirtschaftsband „A9 Fränkische Schweiz“ wurden vor einigen Jahren zu einem Kongress in China eingeladen. Sie wollten erfahren, wie ländliche Entwicklung in Bayern funktioniert. Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen.
Was halten Sie denn von Photovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlichen Feldern? Sollte der Freistaat mehr darauf setzen?
Ich sehe das überwiegend skeptisch. Wenn wir von Flächenverzehr sprechen, können wir nicht zigtausend Hektar mit Photovoltaik-Anlagen zupflastern. Wir müssten eher den Strom produzieren, wo er gebraucht wird. Photovoltaik-Anlagen an Pendlerparkplätzen und Rastanlagen wären zum Beispiel sinnvoll, dort könnten E-Autos laden. Wir haben außerdem unzählige Gebäude, die wir für Photovoltaik-Anlagen nutzen könnten. Nicht nur die Dächer, auch die Fassaden.
Der Blick auf den Flugblatt-Skandal
Sie treten bei der Landtagswahl für die Freien Wähler an. Wie bewerten Sie die Flugblatt-Diskussion rund um Hubert Aiwanger?
Ich urteile nicht öffentlich über andere. Für mich war es befremdlich, dass das ausgerechnet zum Wahlkampf-Auftakt durch die Medien getrieben worden ist. Das haben auch viele in der Bevölkerung so gesehen.