Zuletzt aktualisiert am
Bayreuth
Rettung für das Bayreuther Eichala: Hier gibt es die Zinnkrüge wieder
von Hans Koch
Ein Bayreuther Edelmetallhändler will den Restbestand an Bayreuther Eichala retten. Denn neu gibt es die kultigen Zinnkrüge nicht mehr.
Der Eichala-Retter ist Charly Breitzmann, Geschäftsführer von Breitzmann Edelmetalle in der Wölfelstraße in Bayreuth.
Eichala sollten nicht auf dem Schrott landen
Über 160 der Bayreuther Zinnkrüge hat Charly Breitzmann schon sammeln können – und er kauft gerne weitere an. “Bevor ihr ein Eichala zum Schrotthändler des Zinngeldes wegen schafft, bringt sie zu uns, wir zahlen das doppelte, um diese Eichala zu erhalten”, sagt der Edelmetall-Händler.
Auch heute kann man noch aus dem Eichala trinken. Der Krug sollte aber nicht mit säurehaltigen Getränken befüllt werden, die können das Zinn angreifen. “Aber in einen Bierkrug gehört auch Bier rein und im Eichala bleibt es länger kühl”, sagt Breitzmann. Denn Zinn kühle das Bier besonders gut. Lesen Sie auch: Der Bauausschuss diskutiert einen möglichen Neubau des Sportzentrums.
Zinnkrüge von Fachmann restauriert
Die Restauration übernimmt ein Bekannter von Breitzmann. Sie kann je nach Schaden unterschiedlich aufwendig ausfallen. Besonders kompliziert sind tiefe Dellen am Deckel. Wenn der Deckel extrem verformt ist, muss er ausgetauscht werden. Das benötigte Werkzeug hat Breitzmann von Carolus Fischer bekommen.
Bis vor kurzem stellte die Bayreuther Zinngießerei Sturm unter der Leitung von Carolus Fischer und seinem Sohn die Bayreuther Eichala her. Altersbedingt hat Fischer aber die Produktion 2022 niedergelegt.
Neue Eichala produzieren kann Breitzmann allerdings nicht. “Die bürokratischen Hürden sind zu groß. Ich müsste die ganzen Gerätschaften beschaffen und einen Handwerksbetrieb anmelden. Außerdem bräuchte ich einen Zinngießermeister.”
Eichala sind Unikate
Viele Eichala sind Unikate und erzählen eine ganz eigene Geschichte. Je nach Auftraggeber wurden die Eichala mit einem eigenen Emblem gegossen und mit einer eigenen Gravur versehen.
Laut Breitzmann galten sie daher als beliebte Geschenke, zum Beispiel für Jubiläen in Vereinen. So hat Breitzmann etwa ein Eichala vom Automobil-Club Bayreuth vom 5. Februar 1934 im Geschäft, das wohl einem langjährigen Mitglied überreicht wurde.
Ein besonderes Eichala entfachte Charly Breitzmanns Liebe für die Bayreuther Zinnkrüge. Die Geschichte dahinter erfahrt ihr in unserem Video.
Markgrafen gaben Eichala in Auftrag
Das Eichala wurde vor etwa 300 Jahren nach einer markgräflichen Anordnung ins Leben gerufen. Der Grund: Mit dem Eichala wollten die Markgrafen endlich einen geeichten Bierkrug einführen – daher auch der Name. Die Eichel, die den Deckel vieler Eichala ziert, kam laut Breitzmann erst später dazu.