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Landkreis Kulmbach

Rund 200 alte Filme gerettet: Ködnitzer Schulmuseum gibt Einblick in die Welt von früher

Das Dorfschulmuseum in Ködnitz bei Kulmbach beherbergt rund 200 alte Lehrfilme. Nun können Besucher einen Einblick gewinnen.

Die alten Lehrfilme zeigen beispielsweise, wie einst Seiler, Drechsler und Handweber gearbeitet haben.

Das Dorfschulmuseum in Ködnitz zeigt zum Jahresende eine Auswahl der Filme.

Schulgeschichte erleben in Ködnitz

Das frühere Ködnitzer Schulhaus beherbergt seit 1993 das Dorfschulmuseum. Besucher können hier nacherleben, wie der Unterricht in einer einklassigen Landschule einst ablief, bevor die Schulreform im Jahr 1969 die klassischen bayerischen Landschulen auflöste.

Museumsleiter Günter Wild hat seine Laufbahn in den 1960ern noch als Volksschullehrer an einer zweiklassigen Landschule begonnen. Er hat damals selbst noch Lehrfilme durch den 16-mm-Projektor rattern lassen. “Wir mussten als Lehrer noch lernen, wie man die Filme richtig einlegt. Ein Laie kann das nicht”, erinnert sich Wild heute.

Schulmuseum rettet alte Lehrfilme vor dem Vergessen

Die Filmrollen lagerten früher bei den “Bildstellen” im Landratsamt. Von dort konnten Lehrer sie ausleihen. Die Videokassetten haben in den 1980ern die Filmrollen aus den Klassenzimmern verdrängt. “In den 90er-Jahren wurde die große Masse an Filmrollen in den Bildstellen überflüssig”, sagt Wild. Mitte der 90er erfuhr er, dass das Kulmbacher Landratsamt die alten Schulfilme entsorgen wollte.

“Ich habe mir gedacht: Das ist doch wahnsinnig. Die Filme zeigen Dinge, die es heute nicht mehr gibt – wenn ich alleine an die Filme über die alten Handwerksberufe denke”, so Wild. Zum Beispiel gebe es einen Lehrfilm zu den Handwebern. “Ein jahrhundertealter Beruf, der bei uns im Frankenwald sehr verbreitet war.” Andere Filme würden etwa zeigen, wie ein Schuster einen Schuh herstellt.

Günter Wild nahm die Filme im Ködnitzer Dorfschulmuseum auf. Es sind ihm zufolge um die 200 Stück, sie stammen aus den Jahren 1930 bis 1960, die meisten sind zwischen zehn und 20 Minuten lang. Fast alles sind Stummfilme. “Der Lehrer hat die Filme erläutert”, erinnert sich Wild. “Der Unterrichtsfilm diente nicht der Gaudi, die Kinder sollten etwas lernen.”

Eine andere Zeit

Neben Lehrfilmen über Berufe, Tiere oder Erdkunde sind auch einige Märchenfilme im Archiv, etwa der Gestiefelte Kater und Rotkäppchen. “Die Märchenfilme waren nur für die Unterstufe gedacht”, sagt Wild. “Das waren moralische Belehrungen. Bei Rotkäppchen haben die Schüler beispielsweise gelernt, dass sie einen Auftrag auf dem direkten Weg erledigen und sich dabei vorsehen sollten.”

Die alten Lehrfilme zeigen auch, wie stark sich die Medienlandschaft verändert hat. “Früher hat der Lehrer bestimmt, was geschaut wurde – und hat es für die Schüler interpretiert”, sagt Rainer Gill, zweiter Vorsitzender des Dorfschulmuseums. “Heute haben die Lehrer und Eltern keine Kontrolle mehr, was ihre Kinder schauen.”

Filmabend am 29. Dezember geplant

Die Vereinsmitglieder des Dorfschulmuseums haben sich entschlossen, die filmischen Schätze wieder zugänglich zu machen – und haben die Filmrollen digitalisieren lassen. “Das Zelluloid ist nicht für die Ewigkeit gemacht”, sagt Wild. “Die Weichmacher gehen raus, der Film wird brüchig. Die kann man gar nicht mehr durch den Projektor laufen lassen.”

Nun hat das Ködnitzer Dorfschulmuseum die rund 200 Filme digital vorliegen. Eine Auswahl will das Museum am 29. Dezember 2023 zeigen. Von 17 bis 18 Uhr sollen Kinderfilme laufen, von 18:30 bis 20 Uhr die Filme für Erwachsene. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.