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Pandemie

Schüler weigern sich wegen Corona in die Schule zu gehen: Das sagen Bayreuther Politiker

Seit Montag (1.2.2021) findet wieder Präsenzunterricht für die Abschlussklassen in Bayern statt. In Nürnberg haben sich mehrere Abiturienten geweigert an diesem teilzunehmen.

Schüler von Abschlussklassen in Bayern haben Ende Januar erfahren, dass sie wieder zum Wechselunterricht zurückkehren sollen. Damit sind nicht alle einverstanden. In Bayreuth lässt die momentane Corona-Situation keinen Wechselunterricht zu. Demnach bleiben die Schulen hier weiterhin geschlossen.

Schüler in Nürnberg verweigern Präsenzunterricht – das sagen Bayreuther Politiker

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, haben mehrer Schüler in Nürnberg und Augsburg den Präsenzunterricht ab 1. Februar 2021 verweigert. Kein Bock auf Schule ist allerdings nicht der Grund für diesen Streik. Den Schülern sei die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu groß.

„Der Online-Unterricht hat sich bei uns sehr gut eingependelt. Wir verstehen nicht, warum wir jetzt so kurzfristig da herausgerissen werden und wieder in den ineffizienteren Wechselunterricht zurücksollen“, sagt Efe Can Boztosun, Schülersprecher der FOS II Nürnberg in einem Bericht auf nordbayern.de.

Schule und Corona: „Gesundheit von Schülern und Lehrern im Vordergrund“

Aber das ist nicht alles. Die Schüler sehen zudem eine große Belastung der Lehrer durch den Wechselunterricht. Diese müssten jede Unterrichtsstunde doppelt vorbereiten, nämlich einmal für die Schüler vor Ort und dann für die Schüler daheim. Dadurch würde der Unterricht für jüngere Klassen leiden.

Kultusminister Michael Piazolo hat sich deswegen in der Münchner Runde im BR Fernsehen am Mittwochabend (3.2.2021) dazu geäußert. Laut Piazolo müsse der Wechselunterricht durchgeführt werden, damit entsprechende Leistungen erbracht werden können. „Die oberste Priorität hat immer noch der Gesundheitsschutz von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften“, sagt er im Fernsehen. Das bt hat mit Bayreuther Politikern über die Situation gesprochen.

Schnelltests für Schüler in Bayreuth als Option?

Stephan Müller (BG) hat den Eindruck, dass die Mehrheit der Schüler der Abschlussklassen in Bayreuth vorerst im Distanzunterricht bleiben möchte. „Wenn der Präsenzunterricht sein muss, dann ist Wechselunterricht aber sicherlich die bessere Variante“, glaubt Müller. Dennoch sei das ganze Thema schwer und komplex.

„In dem Fall, dass die Schüler zurück in die Schule müssen, bin ich für die Schnelltests.“ Denn diese würden in anderen Städten auch funktionieren. „In Jena ist es so, Tübingen bietet Schnelltests für alle Bürger an, in Österreich ist es verpflichtend für alle. Alle Stadträte müssen sich vor den Sitzungen testen lassen – das funktioniert überall. Warum sollten wir das dann nicht machen?“

„Präsenzunterricht unter verlässlichen Hygieneauflagen optimal“

Gert Dieter Meier (DU) hält hingegen gar nichts von Wechselunterricht. „Er stiftet Verwirrung, bringt den Lehrern nur zusätzlichen Aufwand und den Schülern keinen Nutzen. Obendrein stellt er auch viele Eltern bzw. Alleinerziehende vor enorme Herausforderungen“, sagt Meier. Für ihn wäre Präsenzunterricht unter verlässlichen Hygieneauflagen optimal. Er plädiert dafür, die Schulen für die unteren Klassen schon jetzt wieder zu öffnen.

Die Abschlussklassen sollen hingegen noch im Distanzunterricht verbleiben, da sie mit der Technik am besten umgehen können. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass alle Schüler mit Laptops o.ä. ausgestattet sind und die Schulen über entsprechende Konzepte und Tools verfügen.

„Normalbetrieb aufnehmen sobald es möglich ist“

Stefan Schuh (JB) ist hin- und hergerissen. Auf der einen Seite versteht er die Menschen, die aktuell die Kontakte reduzieren wollen, um andere zu schützen. Auf der anderen Seite sei Schule ausschließlich virtuell nur schwer abzubilden. Präsenz sei wichtig. „Möglicherweise muss man hybride Lösungen finden“, sagt er.

Stefan Schlags (Grüne) versteht die Schüler, aber auch die Behörden. „Die Entscheidungen werden sorgsam abgewogen. Das wird nur freigegeben, wenn kein Risiko mehr besteht“, sagt er. Schlags denkt aber auch an die Schüler, die wegen einer schlechten häuslichen Situation im Distanzunterricht nicht klar kommen. Gerade hier fehle der Präsenzunterricht. „Der Normalbetrieb sollte aufgenommen werden, sobald es wieder möglich ist. Das ist eine Gesamtsicht, da sollten die Abiturienten auch als Vorbild agieren.“

„Guter Distanzunterricht besser als Wechselmodelle“

Andreas Zippel (SPD) kann die Schüler verstehen. „Ich bin selbst kein Freund vom Wechselunterricht“, erklärt er. Zippel spricht da aus eigener Erfahrung. „Ich habe das an der Uni ausprobiert und es ist unglaublich anstrengend.“ Bayreuths zweiter Bürgermeister ist der Meinung, dass ein guter digitaler Distanzunterricht besser sei als Wechselmodelle. Das Beste sei natürlich der Präsenzunterricht, aber dieser sei – laut Aussagen der Gesundheitsämter – schwierig umsetzbar.

Bayreuths Oberbürgermeister hat sich für Verschiebung eingesetzt

Auch Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) kann die Haltung der Schüler gut nachempfinden. Er habe sich deswegen auch selbst dafür eingesetzt, dass die Rückkehr zum Wechselunterricht in Bayreuth um eine Woche verschoben wird. „Gerade die Altersgruppe der Abschlussklassen ist am besten mit der Technik vertraut und hat die meiste Motivation, gezielt mitzuarbeiten“, glaubt Ebersberger.

Stadträtin Ingrid Heinritzi-Martin (CSU) hat sich mit Lehrkräften über den Distanzunterricht unterhalten. Diese kämen mit dieser Form des Unterrichts gut klar. Jedoch müsse hierbei das Alter der Schüler berücksichtigt werden. „Ich glaube, dass Schüler, die bald Prüfungen schreiben, Angst haben, sich anzustecken und dann nicht fit für den Abschluss sind“, sagt sie.

Wechselunterricht in Bayreuth zu gefährlich?

Bei der Rückkehr zum Wechselunterricht in Bayreuth sind sich die Mitglieder des Bayreuther Stadtrats nicht einig. Stefan Schlags verweist bei diesem Thema auf die Experten, die die Entwicklung einschätzen und beurteilen. „Ich möchte nicht in deren Haut stecken. Die Entscheidung über die Schulöffnung bleibt bei den Fachleuten. Denen sollte der Rücken gestärkt werden“, erklärt Schlags. Die Zahl der Neuinfektionen in Bayreuth befindet sich in den vergangenen Tagen im zweistelligen Bereich. „Ich halte daher eine Rückkehr für zu gefährlich“, sagt Ingrid Heinritzi-Martin.

Stefan Schuh ist der Meinung, dass an den Schulen alles Mögliche getan wird, um Ansteckungen zu minimieren. Deswegen räumt er dem Präsenzunterricht den Vorrang ein. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger sieht das ähnlich. Wenn Hygiene und Abstand eingehalten würden, sei das Risiko, sich zu infizieren, eher gering. In Bayreuth gebe es zwar das Problem mit den Mutationen, jedoch konzentrierten sich diese eher auf bestimmte Einrichtungen.

Stephan Müller hat hingegen wegen der aktuellen Corona-Lage in Bayreuth große Bedenken. „Ich würde gerne eine weitere Beruhigung in Bayreuth abwarten. Das muss ja nicht übers Knie gebrochen werden“, sagt er.

Bayreuther Tagblatt - Katharina Adler

 bt-Redakteurin Online/Multimedia
Katharina Adler