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Bayreuth

Stadtwerke Bayreuth überprüfen ihr Ökogas: „schwerwiegende Vorwürfe“

„Correctiv“ wirft vielen Anbietern von Öko-Gas vor, ihre Kunden zu täuschen. Der Vorwurf trifft auch die Stadtwerke Bayreuth.

Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ erhebt in seiner neuen Veröffentlichung „Die Ökogas-Lüge“ den Vorwurf, zahlreiche deutsche Gasanbieter würden mit Ökogas werben, das in Wahrheit gar nicht ökologisch sei. Sie erheben auch Vorwürfe gegen die Bayreuther Stadtwerke.

Die Stadtwerke Bayreuth wollen die Vorwüfe nun prüfen. Vorerst wollen sie nicht mehr mit Ökogas werben.

Das steckt hinter den Anschuldigungen

Das Medienunternehmen „Correctiv“ hat nach eigenen Angaben die Kompensations-Aktivitäten und CO2-Gutschriften von 150 deutschen Gasversorgern und kommunalen Stadtwerken im Zeitraum von 2011 bis 2024 ausgewertet. Gasversorger können das CO2, das beim Heizen mit Gas entsteht, ausgleichen, indem sie beispielsweise nachhaltige Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern unterstützen.

Das „Correctiv“-Netzwerk wirft nun zahlreichen Unternehmen vor, ihre Kunden zu täuschen. Die CO2-Gutschriften würden teils in Projekte fließen, die alles andere als umweltfreundlich seien. „Angeblich geschützte Wälder werden abgeholzt, selbst Gaskraftwerke ausgebaut“, heißt es in dem Artikel.

Die „Correctiv“-Journalisten beschuldigen insgesamt 116 Gasversorger, in den vergangenen 13 Jahren CO2-Gutschriften aus Klimaschutzprojekten genutzt zu haben, „die laut wissenschaftlicher Einschätzung nicht plausibel nachweisen können, dass Emissionen tatsächlich reduziert oder eingespart wurden“.

Bayreuther Stadtwerke für Wasserkraftprojekt in Nordindien kritisiert

Die Kritik trifft auch Projekte, deren Ausgleichszertifikate die Stadtwerke Bayreuth nach eigenen Angaben erworben haben. „Konkret hat uns Correctiv zu einem Wasserkraftprojekt in Nordindien befragt, dessen Zertifikate, die wir erworben haben, keinen Zusatznutzen für die Umwelt haben sollen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer. „Vielmehr soll das Projekt vor Ort gravierende Auswirkungen für die Umwelt und die dort lebenden Menschen haben.“

Zudem attestiere „Correctiv“ in seinem Artikel weiteren Projekten, von denen die Stadtwerke Bayreuth Kompensations-Zertifikate erworben haben, dass diese keinen positiven Umweltnutzen haben sollen.

Stadtwerke überprüfen Vorwürfe

„Im Raum stehen schwerwiegende Vorwürfe, die wir sehr ernst nehmen“, sagt Bayer. „Das ist für uns ein Schock, weil wir ausschließlich Kompensationsprodukte von zugelassenen und bislang anerkannten Zertifizierern erworben haben.“ Bezüglich des Projekts in Nordindien habe man bereits Verra als verantwortlichen Zertifizierer kontaktiert und verlange eine detaillierte Stellungnahme. „Solange diese und die anschließende Prüfung ausstehen, pausieren wir zeitnah die Bewerbung unseres Erdgases als Ökogas.“

Jürgen Bayer sagt, dass die Stadtwerke Bayreuth keineswegs blindlings Kompensationszertifikate erworben hätten: „Da wir die Projekte nicht persönlich vor Ort überprüfen können, kaufen wir ausschließlich Kompensationsprodukte von hierfür zugelassenen Zertifizierern wie Verra oder Gold Standard.“ Auch haben die Stadtwerke ihm zufolge den TÜV-Nord beauftragt, das eigene Vorgehen jährlich zu prüfen.

„Wir tun also viel, um sicherzustellen, dass wir im Sinne unserer Kunden einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten“, so Bayer. „Sollten sich die Vorwürfe im Zuge unserer Prüfung erhärten, werden wir rechtliche Schritte gegen die beteiligten Unternehmen erwägen und den Kauf von Kompensationszertifikaten grundsätzlich prüfen.“