Zuletzt aktualisiert am

Oberfranken

Teichwirte in Oberfranken beklagen Verluste: Ärger über Fischotter

Teichwirte in Oberfranken haben mit dem Fischotter zu kämpfen. Jetzt zeigt sich, welche Verluste er beim heimischen Fisch verursacht.

Einige Teichwirte in Oberfranken haben ihre Betriebe schon aufgegeben. Schuld sind fleischfressende Wildtiere wie der Fischotter und der Kormoran.

Das bt hat nachgefragt, wie groß die Probleme in dieser Saison sind.

Zahl der Teichwirte in Oberfranken nimmt ab

“In Oberfranken haben viele Teichwirte mit Fischottern zu kämpfen. Insbesondere im östlichen Teil”, erklärt Viktor Schwinger von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken. Teichwirte in der Region erleiden erhebliche Verluste und bisher “gibt es noch keine Möglichkeit den Fischotter zu fangen, umzusiedeln oder zu erlegen”, so Schwinger.

Es gebe aber Möglichkeiten für die betroffenen Teichwirte, gegen die Wildtiere vorzugehen – mit Hilfe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Diese bietet Schwinger zufolge Beratung, einen Entschädigungsfond und eine Förderung für Fischotterzäune an. Lesen Sie auch: Die oberfränkischen Keltereien verarbeiten derzeit die Ernte zu Saft und Glühwein.




Fischräuber im Fichtelgebirge

Der Teichwirt Wolfgang Maisel aus Bad Berneck, der mehrere Teiche bewirtet, gibt einen Einblick in die derzeitige Situation. Viele Teichwirte im Fichtelgebirge haben ihm zufolge mit fleischfressenden Wildtieren wie Fischottern, Graureihern und Kormoranen zu kämpfen. Besonders der Fischotter ist den Betreibern ein Dorn im Auge. “Nester von Enten sind von heute auf morgen ausgeräumt”, berichtet Wolfgang Maisel. “Der Otter holt sogar die Ringelnatter.”

Gegen die Schädlinge, die nicht nur die Fischbestände bedeutend dezimieren, sondern auch den Lebensraum für andere Tiere zerstören, können die Teichwirte nur wenig machen. Der Fischotter steht unter Artenschutz, weshalb nur präventive Maßnahmen in Frage kämen.

Wolfgang Maisel erklärt, dass es die Möglichkeit zur Einzäunung der Teiche gibt, jedoch würden dafür Genehmigungen und hohe Kosten fällig werden. Besonders für Hobby- und Nebenerwerbs-Teichwirte lohne sich dies nicht. “Außerdem: Wie schaut das aus, wenn jeder Weiher eingezäunt ist?”, sagt Wolfgang Maisel.

“Gewachsen sind sie. Zumindest die, die noch da sind”

In einem seiner eigenen Teiche hat Wolfgang Maisel bereits gefischt. Wo er sonst knapp 500 Fische gefangen hat, waren es dieses Jahr nur etwa 220 Tiere. Die gefischten Tiere waren in Größe und Qualität überzeugend. “Gewachsen sind sie. Zumindest die, die noch da sind”, scherzt Wolfgang Maisel. Er schätzt, dass die Fische, die der Fischotter nicht erwischt hat, mehr Futter fressen konnten, da die Konkurrenz im Teich nicht so groß war wie früher.

Teichwirte, deren Fischbestand von Fischottern verkleinert wird und deshalb Einbußen im Erwerb machen, können Entschädigungen beantragen. “Es heißt immer, man bekommt Entschädigung, aber ich hab das mittlerweile aufgegeben”, erklärt der Teichwirt Wolfgang Maisel. Der bürokratische Aufwand und die Wartezeiten seien einfach zu hoch.

Er selbst kennt einige Teichwirte, die ihr Geschäft bereits aufgeben mussten, da ihnen zu viel der Einnahmen weggefallen ist. “Leben könnt man sowieso nicht davon”, erklärt er. Er selbst ist Rentner und betreibt seine Teiche, weil es ihm Spaß macht.

Die Situation in der Fränkischen Schweiz

Nicht überall berichten die Teichwirte von derartigen Verlusten. Die Fischzucht Schwegel, die im Aufseßtal in der Fränkischen Schweiz ansässig ist, nimmt die diesjährige Fischsaison als “ganz gut” wahr, so Maria Schwegel. Sie betreibt die Fischzucht im Aufseßtal zusammen mit ihrem Mann Karl Schwegel. Die beiden verkaufen ihren Fisch auch auf dem Bayreuther Wochenmarkt.

Sichtungen von Fischottern gab es in der Region bereits. “Ich weiß nicht, ob er bei uns vorbeigeschwommen ist”, erzählt Karl Schwegel, “man merkt erst nach zwei Jahren, dass der Fischotter da ist.” Er erklärt außerdem, dass Fischotter, die einen hohen Futterverbrauch haben, die Fische oft nur anfressen und dann liegen lassen. Die Reste schnappen sich dann meistens Füchse, weshalb der Fischotter oft über längere Zeit unentdeckt bleibt. Die Situation anderer Teichwirte in der Region Oberfranken bleibt jedoch nicht unbemerkt. “Da haben wir jetzt auch noch Glück dieses Jahr”, sagt Maria Schwegel.

Dennoch kämpft die Fischerei Schwegel mit anderen fleischfressenden Wildtieren, wie dem Kormoran. Die Vögel fraßen in einem von Karl Schwegels Teichen knapp 95 Prozent der Karpfen. Besonders enttäuscht ist der Teichwirt aber über die derzeit verfügbaren Maßnahmen gegen die Fischotter, wie beispielsweise Zäune, die die guten Kletterer nur bedingt abhalten und zudem hohe Kosten verursachen. Auch von Ablenk-Teichen hält Karl Schwegel nichts. “Das sind alles Gedanken von Leuten, die am Schreibtisch sitzen”, sagt er.

Gastronomen sind noch entspannt

Eine geringere Ausbeute beim Fischfang in der Region bedeutet auch einen teilweisen Anstieg der Preise. “Alles wird teurer, aber das ist normal”, sagt Harald Kaiser, Wirt des Bayreuther Restaurants “Eule”.

Die derzeitigen Probleme mit Fischottern und anderen fleischfressenden Wildtieren in Teilen der Region Oberfranken ist dabei “sicher auch ein Faktor”, meint Harald Kaiser. Aber: “Wenn man was Regionales will, muss man auch weiterhin zu den Teichwirten stehen und von ihnen beziehen”, so der Wirt.