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Richard-Wagner-Festspiele Bayreuth

Trotz der geklauten Wagner-Figuren: Künstler will wieder nach Bayreuth kommen

Künstler Ottmar Hörl ist begeistert von seinem Bayreuth-Besuch – obwohl ihm so viele Wagner-Figuren geklaut wurden.

Künstler Ottmar Hörl will wieder nach Bayreuth kommen – mit einem neuen Wagner-Projekt im Gepäck.

Der Künstler verlässt Bayreuth – vorerst

115 goldfarbene Richard-Wagner-Figuren haben die Festspiel-Gäste in diesem Jahr am Grünen Hügel begrüßt. Zumindest anfangs. Dann klauten Unbekannte nach und nach die 45 Zentimeter großen Figuren, schließlich war keine einzige mehr übrig.

Der Erschaffer der Figuren, der Frankfurter Künstler Ottmar Hörl, hat derweilen weiter Figuren von sich in einem kleinen Laden in der Ludwigstraße verkauft. Jetzt geht die Festspielzeit zu Ende, am heutigen Montag, den 28. August 2023, schließt der Laden. Der Künstler zieht trotz allem eine positive Bilanz.

“Wie die Leute hier reagieren, ist Wahnsinn”

Ottmar Hörl blickt trotz der dreisten Diebe zufrieden auf seinen diesjährigen Bayreuth-Besuch: “Das waren vielleicht zehn Leute. Da kann ich ja Bayreuth nicht vorwerfen, dass die Stadt kunstfeindlich wäre”, sagt er.

Im Gegenteil, sagt Hörl, die positive Reaktion der Bayreuther sei überwältigend: “Wie die Leute hier reagieren, ist Wahnsinn.” Etwa 300 der goldfarbenen Wagner-Figuren habe er verkauft, dazu seien etwa 350 Bestellungen eingegangen – die Produktion ruhe derzeit bis Ende September.

Nächstes Jahr zehnmal so viele Figuren?

Es war schon das vierte Mal, dass Hörl mit einem Kunstprojekt nach Bayreuth gekommen ist. Das erste Mal war 2004, als er Smart-Autos in Bayreuth aufstellte, in die sich Passanten setzen konnten, um Wagner-Opern zu hören. Auch die Figuren von Wagners Hund stammen aus diesem Jahr.

Und Hörl will trotz der geklauten Figuren wieder nach Bayreuth kommen, sagt er. “Ich hab schon überlegt, ob ich nicht nächstes Jahr wieder das Gleiche mache – aber dann mit zehnmal so vielen Figuren.” Eine andere Idee fürs nächste Mal hat Hörl von einem achtjährigen Fan aus Bayreuth bekommen.

Meerschweinchen-Figuren für die Eremitage?

Als das bt Hörl am vergangenen Freitag, den 25. August 2023, in seinem Bayreuther Laden besuchte, wurde deutlich, welche Begeisterung Hörls Figuren auslösen können. Der achtjährige Jonathan aus Bayreuth brachte Hörl eine Zeichnung. Darauf zu sehen: viele kleine Meerschweinchen-Figuren, die vor dem Sonnentempel in der Eremitage sitzen. Eine Idee für die nächste Kunst-Aktion.

Hörl war begeistert: “So etwas passiert in einer normalen Kunst-Galerie nie.” Der achtjährige Jonathan erklärte, was ihn an Hörls kleinem Kunst-Laden so fasziniert: “Hier gibt es fast nur tolle Sachen. In normalen Kunstgeschäften gibt es oft nur langweilige Bilder mit Blumen.”

Wann er wiederkommt, ist ungewiss

Ob der Frankfurter Künstler tatsächlich schon nächstes Jahr wieder nach Bayreuth kommt, ist ungewiss. Wie er sagt, müsse er zunächst mit Festspiel-Chefin Katharina Wagner über künftige Projekte sprechen. Fest steht für ihn, dass er trotz der Diebe weiter im öffentlichen Raum arbeiten will. “Ich gehe weiterhin das Risiko ein”, sagt er.

Denn die Kunst im öffentlichen Raum ermögliche Begegnungen, die im Museum unmöglich wären, so Hörl. Er finde es gut, wenn die Menschen völlig offen mit ihren Fragen zu ihm kämen. “Die Leute fragen mich: ‘Wieso soll das eigentlich Kunst sein?’ Das traut sich in einer Galerie keiner.”