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Bayreuth

Zeitumstellung: Spart Bayreuth dadurch Strom?

In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren wieder um eine Stunde vorgestellt. Strom spart Bayreuth dadurch nicht.

Für viele ist die Zeitumstellung ein unbeliebtes Ritual – besonders im Frühling, wenn die Nacht eine Stunde kürzer wird. Doch welche Auswirkungen hat das für Bayreuth?

Das bt hat sich umgehört: bei den Stadtwerken, bei einem Uhrenhändler und den Kirchen.

Müssen Bayreuther Uhrenhändler alle Uhren umstellen?

Die Sommerzeit kommt. Die Uhren werden in der Nacht zu Sonntag von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Wer in den folgenden Monaten nicht immer zu spät kommen will, muss seine Uhren umstellen. Was bedeutet das für Bayreuther, die beruflich mit Uhren arbeiten?

Einer davon ist Juwelier Berthold Hoffmann. In seinem Geschäft “Heyder” in Bayreuth gibt es zahlreiche Armbanduhren und auch die ein oder andere Standuhr. Doch die Uhren in seinem Geschäft sind ausgeschaltet, so wie es bei Juwelieren üblich ist, erklärt er dem bt. Die Uhren sind laut Hoffmann “auf die freundliche Uhrzeit eingestellt” – 10 Minuten nach 10 Uhr. Die beiden Zeiger bilden so einen lächelnden Mund.

Ein paar Uhren mehr stellt er trotzdem um: “Wir sind gerne für unsere Kundschaft bereit, die Uhren kostenlos von der aktuellen Winterzeit auf die Sommerzeit umzustellen.” Lesen Sie auch: Das bt hat sich in Bayreuth umgehört, was die Menschen von der Zeitumstellung halten.

So funktioniert die Zeitumstellung an den Kirchtürmen und den Straßenlaternen

Auch die großen Zeiger an den Bayreuther Kirchtürmen müssen um eine Stunde vorrücken. Handarbeit ist dabei aber wohl kaum noch gefordert. In der Ordenskirche in St. Georgen gehen die Uhren per Funk und stellen sich so automatisch um. Übrigens hat man es in der Ordenskirche bisher nicht wahrgenommen, dass am Tag der Zeitumstellung weniger Leute den Gottesdienst besuchen.

Laut den Stadtwerken werden auch die meisten Straßenlaternen in Bayreuth nach der Zeitumstellung nicht früher oder später angeschaltet. Die Straßenbeleuchtung wird nämlich anhand von Helligkeitssensoren gesteuert: die Lichter gehen an, sobald ein bestimmter Helligkeitswert unterschritten wird. Doch spart Bayreuth eigentlich Strom durch die Sommerzeit?

Auswirkungen auf den Bayreuther Stromverbrauch

Der ursprüngliche Grund für die Zeitumstellung war es, Energie einzusparen. Es gibt allerdings nur Einschätzungen dazu, wie hoch die Einsparung tatsächlich ist. Laut einer Untersuchung des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) bewegt sich die Abweichung des Stromverbrauchs zwischen -0,9 und 1 Prozent. Dies bestätigten auch die Stadtwerke Bayreuth: “Beim Stromverbrauch können wir keine signifikanten Einsparungen durch die Zeitumstellung feststellen”, heißt es auf bt-Anfrage.

Auswirkungen auf die Gesundheit

Das Drehen an der Uhr bringt den biologischen Rhythmus bei vielen Menschen durcheinander. Laut dem TAB gibt es vermehrt wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür, dass sich besonders bei der Zeitumstellung im März der biologische Rhythmus nicht so einfach anpasst. Es gibt Hinweise darauf, dass dieser Anpassungsprozess selbst vier Wochen nach der Umstellung bei manchen Menschen möglicherweise nur unvollständig beziehungsweise gar nicht gelungen ist.

ADAC warnt vor Wildunfällen

Viele Menschen nervt es – doch für die Wildtiere ändert sich nichts. Egal ob Füchse, Wildschweine oder Rehe – sie alle verhalten sich nach der Zeitumstellung so wie immer. Das Problem ist, dass zu Beginn der Sommerzeit der morgendliche Berufsverkehr in die Dämmerung fällt.

Deshalb warnt der ADAC vor einer erhöhten Risiko von Wildunfällen nach der Zeitumstellung. Besonders in Waldnähe besteht die Gefahr, dass Tiere die Fahrbahn überqueren. Hier sollten Autofahrer deshalb langsamer und mit erhöhter Aufmerksamkeit fahren.

Seit wann es die Zeitumstellung in Deutschland gibt

Doch seit wann und warum gibt es überhaupt die Zeitumstellung in Deutschland? Zum ersten Mal wurde die Sommerzeit im Jahr 1916 während des 1. Weltkriegs im Deutschen Kaiserreich eingeführt. Der Grund dafür waren die energieintensiven Materialschlachten. Doch auch damals war die Zeitumstellung schon unbeliebt und so wurde sie nach dem Krieg, im Jahr 1919, wieder abgeschafft.

Auch während des Zweiten Weltkriegs führte Deutschland mit dem Ziel der Energieeinsparung die Sommerzeit ein. 1949 einigten sich dann die DDR und die Bundesrepublik Deutschland, das alljährliche Uhrenumstellen zu beenden.

Doch ausgelöst durch die internationale Ölpreiskrise 1973 beschlossen in den Folgejahren immer mehr europäische Staaten, die Sommerzeit wieder einzuführen. Seit 1980 gab es dann auch in den beiden deutschen Staaten die Zeitumstellung wieder.

Abschaffung unwahrscheinlich

Besonders beliebt war das alljährliche Vor- und Zurückdrehen der Uhren noch nie, nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Bei einer Online-Umfrage der EU-Kommission im Jahr 2018 sprachen sich ganze 84 Prozent der Befragten für die Abschaffung der Zeitumstellung aus. Doch ein solcher Beschluss müsste in der EU einheitlich sein, weshalb sich eine Änderung schwer gestaltet. In naher Zukunft ist deshalb nicht mit dem Ende der Sommerzeit zu rechnen.