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Zu heiß und zu trocken: Der Bayreuther Klimawald braucht Hilfe

Der Bayreuther Klimawald ist in Gefahr! Die anhaltende Trockenheit in den letzten Wochen macht auch den 4.700 Jungbäumen an dem Waldgrundstück nahe der Adolf-Wächter-Straße zu schaffen. Deshalb wird Anfang August die zweite große Gießaktion gestartet. Weil dann die überwiegend studentischen Helfer aber noch in den Semesterferien sind, bitten die Organisatoren um Hilfe aus der Bevölkerung.

In diesem Waldstück gegenüber der Adolf-Wächter-Straße findet die Pflanzaktion zum Klimawald statt.

In diesem Waldstück gegenüber der Adolf-Wächter-Straße fand die Pflanzaktion zum Klimawald statt. Foto: Carolin Richter

Im April pflanzten 270 freiwillige Helfer mehrere tausende Setzlinge und ließen somit den Bayreuther Klimawald entstehen, der durch die Kohlenstoff-Speicherung einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten sollte.

Klimawald: So entstand die Idee

Wegen des fehlenden Regens mussten allerdings bereits Anfang Juli zahlreiche Helfer die Bewässerung der Jungbäume übernehmen. Bereits im Vorfeld wurde vor einem trockenen, heißen Sommer gewarnt. “Wenn die Jungpflanzen anfangen die Blätter hängen zu lassen, sollte man zügig eingreifen”, so Udo Wenzel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth.

Klimawald: Diese Bäume wurden gepflanzt

Schon der Juni war in Bayreuth 5 Grad wärmer und 70 Prozent trockener als das langjährige Mittel. Dieser Trend hat sich dann auch im Juli fortgesetzt. Die Witterungsbedingungen, die schon für gewachsene Wälder problematisch sind, fordern die Jungbäume umso mehr. Deshalb ruft das Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung erneut zu einer großen Gießaktion auf.

Hier können die Helfer Wasser holen, um die Jungpflanzen anzugießen.

Hier können die Helfer Wasser holen, um die Jungpflanzen anzugießen. Foto: Carolin Richter

Dazu wird ein 13.000 Liter-Fass der Landwirtschaftlichen Lehranstalten mit Wasser gefüllt, das dann mit Gießkannen zu den Pflanzen gebracht wird. Wasser sowie Gießkannen werden vor Ort gestellt. Die Aktion findet am 2. und 3. August statt. Freiwillige können sich online für die Aktion anmelden.

Antrag: Stadtrat soll Klima-Kommission bilden

Die Grünen fordern in einem Antrag, dass der Bayreuther Stadtrat eine sogenannte Klima-Kommission bildet. Eine solche Kommission solle aus Politikern und Experten bestehen und künftige Bau- und Mobilitätsprojekte vorberaten.

Nach Warnung eines Klimaforschers

Dem Antrag vorausgegangen war ein Vortrag des Klimaforschers Christoph Thomas von der Uni Bayreuth, der darauf hinwies, dass die Temperaturen in Bayreuth schneller anstiegen, als in anderen deutschen Städten vergleichbarer Größe. Thomas begründete das unter anderem mit der Tal-Lage der Stadt und zahlreichen Projekten zur Nachverdichtung. Der Professor hatte sein mitwirken in einer entsprechenden Kommission daraufhin angeboten.

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In dem Antrag, den die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayreuther Stadtrat, Sabine Steininger, jetzt stellt, heißt es:

Der Sommer 2018 war im Juni und Juli geprägt von extremen Wetterereignissen. Der Klimawandel stellt derzeit die größte Herausforderung dar, der wir uns stellen müssen. Nicht nur global, sondern auch lokal.

(Sabine Steininger, Grüne)

Daher sei es es im Hinblick auf die künftige Entwicklung der Stadt Bayreuth unerlässlich, sich den Rat von Experten einzuholen und Projekte gemeinsam mit ihnen in einer Kommission vorzuberaten und zu erörtern.

Denn wir möchten, dass unser Bayreuth auch für die nachfolgenden Enkelgenerationen noch lebens- und liebenswert ist.

(Sabine Steininger, Grüne)

Grundwasser: Besorgniserregende Lage – Niedrigstwert erreicht

Nach zwei Tagen Hitze-Hammer in Folge, beherrscht die Trockenheit weiterhin das Klima in Oberfranken. Und das hat fatale Auswirkungen auf die Natur und das Grundwasser.

Grundwasserspiegel sinkt dramatisch

Wie das Wasserwirtschaftsamt Hof, welches auch für Bayreuth zuständig ist, auf Nachfrage von bt-Redakteurin Susanne Jagodzik erklärte, seien vor allem die Grundwasserstände äußerst besorgniserregend. Im Pegnitzer Ortsteil Lüglas, sei der Grundwasserstand historisch niedrig. Auch an den meisten anderen Messstellen im Landkreis Bayreuth ist der Stand zu niedrig.

Beim Grundwasserstand wurden neue Niedrigstwerte erreicht. Die Messdaten stammen aus Lüglas im Landkreis Bayreuth. Foto: Bayerisches Landesamt für Umwelt

Der Grundwasserspiegel sinkt, ähnlich wie im Rekordjahr 2018, deutlich ab. Auch die Flüsse und Bäche in der Region sind davon betroffen. Man muss von einer besorgniserregenden Situation sprechen.
(Gabriele Merz, Wasserwirtschaftsamt Hof)

Der Sommer 2019 knüpft damit nahtlos an das Rekordjahr 2018 an. Nach den Hitzerekorden im Juni und Juli ist kaum Besserung in Sicht. Doch das Problem liegt nicht nur im Sommer. Auch der letzte Winter war deutlich zu trocken und es gab wenig nennenswerte Niederschläge.

Im Winter konnte kaum neues Grundwasser gebildet werden. Das macht sich jetzt bemerkbar. Es bräuchte mehrere Wochen lang gleichmäßigen Regen, um die Grundwasserneubildung anzuregen.

(Gabriele Merz, Wasserwirtschaftsamt Hof)

Neben dem niedrigen Grundwasserstand, seien auch die Flüsse und Bäche in der Region betroffen. Um den Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere zu erhalten, weist das Wasserwirtschaftsamt daraufhin, dass Bürger kein Wasser zum Gießen aus den Bächen entnehmen sollten.

Symbolfoto: pixabay

Die Folgen der anhaltenden Dürre machen sich auch bei den Landwirten in der Region bemerkbar. Da der Boden komplett ausgetrocknet ist und es wochenlang keinen Niederschlag gab, ist die Ernte der Bauern ebenfalls in Gefahr.

Die Situation ist sehr dramatisch. Letztes Jahr gab es schon eine schlechte Futterernte und dieses Jahr kann diese auch nicht kompensiert werden. Die Bauern fürchten eine große Futterknappheit.

(Klaus Meier-Harnecker, Bereichsleiter Landwirtschaft im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten)

Folgen für das Trinkwasser

Sinkt der Grundwasserspiegel weiter ab, könnte das auch Folgen für alle Privatpersonen haben. Ohne genügend Grundwasser ist nämlich auch die Trinkwasserversorgung in Gefahr. Jan Koch, Sprecher der Stadtwerke, gibt auf Nachfrage des bt, allerdings Entwarnung.

Bei einem unserer drei Brunnenfelder merkt man es schon, dass weniger Grundwasser vorhanden ist.

Generell sind wir bei den Stadtwerken aber nicht nur auf Grundwasser angewiesen. In Bayreuth muss sich also niemand Sorgen machen, dass aus dem Hahn kein Wasser mehr kommt.

(Jan Koch, Sprecher der Stadtwerke)

Klimaforscher schlägt Alarm: Bayreuth heißer als andere Städte

Der Klimaforscher Christoph Thomas schlägt Alarm. Während die Temperatur in den vergangenen 100 Jahren weltweit um 0,8 und in Deutschland um 1,4 Grad Celsius gestiegen sei, habe sie in Bayreuth um 3,8 Grad zugelegt.

Woran das liegt? Dem Klimaforscher zufolge daran, dass Bayreuth immer mehr verdichtet werde und an der Tal-Lage der Stadt. Bayreuth habe damit trotz seiner geringen Größe mit einem Problem zu kämpfen, das sonst nur von Großstädten bekannt sei. Und Thomas warnt: Mit jedem Grad mehr verdopple sich die Sterberate von Menschen über 65 Jahren.

Wie zum Beweis, dass Bayreuth klimatisch auf ein großes Problem zusteuert, spricht der Klimaforscher im Stadtrat an einem Tag, an dem es draußen, vor dem klimatisierten Tagungsraum im Rathaus, 36,6 Grad heißt ist. Der Mittwoch, der 26. Juni, ist damit nur ein Grad kälter als ein Tag im August 2003, der mit 37,3 Grad als wärmster jemals in Bayreuth gemessener Tag in die Geschichte eingegangen ist.

Der Forscher liefert weitere Daten:

Demnach lagen acht der zwölf wärmsten Monate aller Zeiten in den vergangenen 30 Jahren. Thomas sagt weiter, in den vergangenen Jahren sei in Bayreuth immer genügend Oberflächenwasser vorhanden gewesen um den Main oder den Grundwasserspiegel zu speisen. Im vergangenen Jahr sei das bis zum Dezember nicht so gewesen. Und: In der Innenstadt, allen voran in der Kämmereigasse, sei es regelmäßig um gut fünf Grad wärmer als an kühleren Orten der Stadt. Auch der Stadtteil St. Georgen sei wegen der Art der Bebauung und des vielen Kopfsteinpflasters ganz besonders warm.

“Kalte Finger” erhalten

Die kühleren Orte, Thomas spricht von den “kalten Fingern” der Stadt, seien die Mistel, der Röhrensee, der Botanische Garten und der Rote Main. Dort warnt der Klimaforscher vor weiteren Baumaßnahmen. Vor allem an der Mistel werden aber genau diese gerade geplant.

Bauprojekte an der Mistel sind problematisch und sollten überdacht werden.
(Christoph Thomas, Klimaforscher)

Auch die Stadtteile Birken und Altstadt sollten dem Klimaforscher zufolge nicht weiter verdichtet werden. Bezüglich der seit Monaten hitzig geführten Diskussion um ein Neubaugebiet am Eichelberg, sagt Thomas:

Wir werden demnächst konkrete Messungen vornehmen um zu prüfen, ob der Eichelberg stadtklimatisch wirksam ist.

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