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Mordfall Innstraße: Urteil aufgehoben

Firat T. und Anton S. haben am 12. April 2017 den Rentner Friedrich K. in seinem Haus in der Bayreuther Innstraße überfallen. Am Ende war Friedrich K. tot und Firat T. wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Jetzt hat der Bundesgerichtshof das Urteil des Landgerichts Bayreuth aufgehoben.

Die Tat

Firat T. wurde zur Last gelegt, den Rentner Friedrich K. am 12. April 2017 in der Bayreuther Innstraße getötet zu haben. Dabei stellte das Gericht 2018 fest, dass Firat T. den 88-Jährigen eine Treppe herunter prügelte.

Urteil aufgehoben

Der Bundesgerichtshof vertritt die Auffassung, dass nicht bewiesen sei, dass die Schläge des Angeklagten den Tod des Rentners herbeigeführt haben.

Die Strafkammer konnte seiner Zeit belegen, dass der Angeklagte Firat T. dem Rentner Schläge gegen den Kopf zugefügt habe. Zugleich wurde bewiesen, dass der Geschädigte eine Treppe hinuntergestürzt sei und dabei tödliche Verletzungen erlitten habe. Der Bundesgerichtshof schlussfolgert jedoch, dass so nicht bewiesen wurde, dass die Schläge an oder auf der Treppe erfolgt seien. Das Beweismaterial würde Raum für die Möglichkeit anderer Geschehensabläufe lassen.

Innstraße. Foto: Susanne Jagodzik.

Rechtsfehler

Auf diesem Rechtsfehler beruhe auch das Urteil. Ohne die Feststellung, dass der Geschädigte auf Grund der Schläge des Angeklagten Firat T. die Treppe hinuntergestürzt sei, gibt es keine Grundlage für die Annahme, dass der Angeklagte den Tod des Geschädigten verursacht habe.

Aus diesem Grund sei auch der Tötungsvorsatz des Angeklagten Firat T. durch die Strafkammer nicht tragfähig festgestellt worden. Mangels sonstiger Beweismittel  konnte dieser Vorsatz nur aus dem äußeren Tatgeschehen habe hergeleitet werden können.

Der Beginn der Hauptverhandlung steht noch nicht fest.

Der Mittäter

Der neben Firat T. angeklagte Anton S. wurde wegen Diebstahls in Tatmehrheit mit unterlassener Hilfeleistung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 5 Jahren und 2 Monaten verurteilt. Das Urteil gegen den Mittäter Anton S. ist inzwischen rechtskräftig.

Flixbus-Unglück: Der verletzte Altenploser spricht

Es sollte der entspannte Ausklang eines Wochenendes mit alten Freunden in Berlin werden. Als Alexander “Ali” Engel am Sonntagnachmittag in den Flixbus zurück nach Bayreuth steigt, macht er die Augen zu, döst und freut sich auf Frau und Kinder, die zu Hause in Altenplos auf ihn warten. Zwei Stunden später bricht die Hölle los. Bei Leipzig verunglückt der Bus. Ein Mensch stirbt, etliche werden zum Teil schwer verletzt.

“Ali” Engel kommt mit einem komplizierten Oberarmbruch zunächst ins Klinikum Merseburg, dann in das nach Bayreuth. Im Krankenhaus erzählt der 33-Jährige dem Bayreuther Tagblatt, was sich während und nach dem Unfall in dem Bus abgespielt hat. Und dass er wahrscheinlich nur deshalb ohne lebensgefährliche Verletzungen davon gekommen sei, weil er sich im Bus angeschnallt habe. “Ali” saß im oberen Abteil des Flixbusses, in der fünften Reihe auf dem zweiten Platz von links. Nur wenige Meter vor ihm hatte sich eine Leitplanke in den Bus gebohrt.

Alexander “Ali” Engel im bt-Interview:

Mittlerweile wartet der Familienvater darauf, aus dem Krankenhaus entlassen zu werden. Durch eine komplizierte Operation und mithilfe einer Platte und 15 Nägeln, haben Ärzte am Klinikum seinen fünffach in der Länge und einfach in der Breite gebrochenen Oberarmknochen wieder stabilisiert. Jetzt sucht Engel seinen Nachbarn von Sitz 5A, dem er danken möchte. Weil der Bus auf der linken Seite lag und “Alis” rechter Arm mehrfach gebrochen war, konnte sich der Altenploser ohne Hilfe nicht abschnallen. Dabei war der unbekannte Mann behilflich, über den Engel sagt:

Ich habe es mehrfach versucht, aber ich wäre nie von selbst an den Abschnaller gekommen. Ohne meinen Nachbarn hätte ich viel länger in dem Bus bleiben müssen. Und die Angst davor, dass ein Lastwagen unseren verunglückten Bus rammt, war riesengroß.

(Alexander “Ali” Engel sucht seinen Sitznachbarn)

Zitate aus dem Interview:

Alexander Engel darüber, wie er sich verletzt hat:

Vielleicht ist ein Mensch gegen den Arm geflogen und hat ihn frontal gestaucht.

…darüber, wie er sich befreien konnte:

Mein Nachbar, der war geistesgegenwärtig, war zwar völlig blutverschmiert, aber hat sich irgendwie aufgerafft und mich schnell abgeschnallt.

… über das Bild, das sich ihm bot:

Menschen lagen auf dem Asphalt und zwischen den Sitzen eingeklemmt, vorne von der Leitplanke eingequetscht.

… über seine ersten Gedanken am Straßenrand:

Zum Glück hast du dich angeschnallt. Du hast zwei Kinder, zwei Jungs und du hast ne Frau. Wenn du das nicht gemacht hättest, wäre vielleicht nicht mehr viel von dir übrig.