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Bayreuth

Bayreuther Gericht ehrt Schöffen zum Abschied: Was das Ehrenamt bedeutet

Im Bayreuther Justizpalast haben rund 80 Schöffen Abschied genommen. Zur Feierstunde gab es Einblicke in das Ehrenamt.

Das Bayreuther Landgericht und das Amtsgericht haben am Freitag, den 1. März 2024, langjährige Schöffen verabschiedet.

Deutlich wurde: Das Ehrenamt bedeutet nicht nur Ehre, sondern auch private Opfer und teils grausige Einblicke.

Was bewegt die Schöffen zu ihrem Ehrenamt?

„Mir ist es immer gut gegangen, da wollte ich etwas zurückgeben“, sagte Jürgen Neubauer bei der Feierstunde gegenüber dem bt. Er war einer der rund 80 Schöffen, die zur Verabschiedung in den Schwurgerichtssaal des Landgerichts gekommen waren. Neubauer kommt aus Pegnitz, hat als Versicherungskaufmann gearbeitet. Kaum war er in Rente, hat er das Schöffenamt aufgenommen.

Fünf Jahre lang hat der 67-Jährige in Bayreuth am Jugendgericht als Schöffe gedient. „Im Jugendgericht geht es nicht um Bestrafung, sondern um die Frage: Wie bringe ich die Jugendlichen auf den richtigen Weg zurück?“, sagt Neubauer.

Zwischen 30 und 40 Verhandlungstage habe er mitgemacht. Und dabei eine Erkenntnis gewonnen: Wenn Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten, sei das nach seiner Erfahrung „immer bedingt durchs Elternhaus. Sie sind mit Gewalt, Diebstahl und Drogen aufgewachsen.“

Der Wert von Vereinen

Die straffälligen Jugendlichen, die Jürgen Neubauer kennengelernt hat, waren fast nie in Vereine eingebunden. Dabei könnten gerade die aus seiner Sicht zurück auf den rechten Weg führen. „Die jungen Leute gehören in Vereine.“ Neubauer selbst hält das Ehrenamt hoch: Nach der Verabschiedung aus dem Schöffenamt will er sich weiterhin bei der Tafel in Pegnitz engagieren.

Um den Wert des Ehrenamts ging es auch Landgerichts-Präsident Matthias Burghardt in seiner Dankesrede. Lesen Sie auch: Das Amtsgericht hat nun das Insolvenzverfahren um die Tigers eröffnet.

Problem der Einzelgänger-Gesellschaft

Die Schöffen, die zur Verabschiedung kamen, haben zwischen fünf und 20 Jahre lang ihr Amt ausgeübt. „Manchmal hat es sie vielleicht mehr in ihren Träumen beschäftigt, als sie erhofft hatten“, sagte Landgerichts-Präsident Burghardt in seiner Dankesrede.

Die Schöffen hätten deprimierende Schicksale und schreckliche Taten kennengelernt, aber auch Hoffnungsvolles. Und Qualitäten an den Tag gelegt, die in unserer heutigen Zeit mehr denn je nötig wären. „Die Menschen scheinen verlernt zu haben, einander zuzuhören“, sagte Burghardt. Die Schöffen hingegen hätten die wertvolle Fähigkeit, „in Betracht zu ziehen, dass auch der andere Recht haben könnte“.

Es sei jedoch immer schwieriger, Menschen für solche wichtigen Aufgaben zu finden, so der Landgerichts-Präsident. „Wie vielen Menschen in unserer sehr individualistisch gewordenen Gesellschaft ist das Ehrenamt noch ein Begriff?“, fragte er.