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Bayreuth

Bayreuther Schutzengel eröffnen Computerladen – Einnahmen fließen in gemeinnützige Arbeit

Der Verein Bayreuther Schutzengel eröffnet in der Jahnstraße einen zweiten Sozialladen. Der Fokus liegt dabei auf erschwinglichen Computern.

Der Verein Bayreuther Schutzengel e.V. eröffnet das “Drucker und PC-Paradies” in der Innenstadt.

Das bt sprach im Laden mit dem Vereinsvorsitzenden Detlef Dehnert.

Zweiter Laden für die Schutzengel

Die Bayreuther Schutzengel sind seit Jahren ein fester Bestandteil der gemeinnützigen Arbeit im Stadtgebiet. In der Maximilianstraße 87 findet sich seit August 2020 bereits der “Sozialladen”, wo es Kleidung und Elektroartikel gibt. Auch eine Tiertafel gibt es dort.

Jetzt erweitert der Verein seine Geschäftsräume, praktischerweise in direkter Umgebung. Am morgigen Freitag, den 1. März 2024, eröffnet in der Jahnstraße 16 das neue “Drucker- und PC-Paradies”. Dort kann jeder günstige und neu aufbereitete Elektrogeräte kaufen. Der Erlös wird dann in gemeinnützige Projekte investiert.

Das bt hat sich den neuen Laden bereits angeschaut und sprach mit dem Vereinsvorsitzenden Detlef Dehnert, der sich sehr über das neue Projekt freut. Lesen Sie auch: Die Birken-Apotheke in Bayreuth soll bald wieder öffnen – das bt sprach mit Betreiberin Simone Landwehr.

Aufbereitete und verbesserte Geräte

Im “Drucker- und PC-Paradies” gibt es künftig vor allem preiswerte Laptops und PCs sowie Bildschirme zu kaufen, aber auch eine breite Auswahl an anderen Elektrogeräten und DVDs findet sich in dem Laden.

Die Laptops und PCs sind dabei alles andere als abgelegte Ware. Die Geräte werden von anderen Vereinen, unter anderem aus Regensburg und Würzburg, aufbereitet und sogar mit einigen Upgrades, wie neuen Prozessoren oder mehr Arbeitsspeicher ausgestattet.

“Das ist top Ware für wenig Geld”, erklärt Detlef Dehnert. Er und Geschäftsführer Peter Meisel sind selbst “Technikfreaks”. Sie kennen sich aus und beraten auch gerne, wenn jemand sich mit einem neuen Computer ausstatten will.

Jeder Einkauf unterstützt den Verein

Im Laden einkaufen kann “jeder, der nicht so viel Geld hat”, so Detlef Dehnert. Der Erlös aus den Verkäufen wird dann, bis auf die Miete und Stromkosten, die der Verein bezahlen muss, vollständig in andere gemeinnützige Vereine oder Projekte reinvestiert.

“Jeder kann hier was kaufen und unterstützt dadurch den Verein”, erklärt der Vorsitzende der Bayreuther Schutzengel. Die Idee dazu kam ihm spontan, Dehnert spricht von einer “Erleuchtung”. In der Innenstadt gebe es aktuell eine Marktlücke, was Computerläden angeht.

Auch Familien können in der Jahnstraße beispielsweise Laptops für Kinder erwerben, die mittlerweile von immer mehr Schulen für den Unterricht gefordert werden. “Da ist man neu eigentlich immer bei mindestens 500 Euro”, so Dehnert. Im “Drucker- und PC-Paradies” wird man schon ab etwas mehr als 100 Euro fündig.

Spenden werden weniger

Für den Verein kommt die Vergrößerung gerade recht, besonders was die Lagerung der Ware angeht. Denn im Sozialladen “ist alles aus den Nähten geplatzt”.

Es gehörte aber auch eine Portion Glück dazu, denn die Räumlichkeiten in der Jahnstraße kosten vergleichsweise wenig Miete. “Der Vermieter hier ist glücklicherweise sehr sozial eingestellt”, freut sich Dehnert. “Andere Läden in der Innenstadt stehen ewig leer, weil da die Mieten sogar noch angezogen werden”, ergänzt er.

Für einen gemeinnützigen Verein ist es heutzutage allgemein schwierig, sich zu finanzieren. “Ohne Laden kann kein Verein mehr existieren”, so Detlef Dehnert. Klassische Spenden werden immer weniger. “Wenn etwas fünf Euro kostet, bezahlen manche eben zehn und sagen, dass man den Rest als Spende behalten soll”, erklärt er weiter.

Persönliche Ebene wichtig

Daneben ist es Dehnert besonders wichtig, auch noch eine persönliche Ebene im Laden zu behalten. Er vergleicht das Konzept mit den Tante-Emma-Läden. “Da hat niemand gedrängt, dass es schnell gehen muss. Die Leute haben sich unterhalten und dann haben sich andere sogar noch mit eingeklinkt”, so der Vorsitzende.

Sowas finde man in den Läden heutzutage nicht mehr, was schade sei. “Bei uns kann jemand auch mal über seine Probleme reden und wir können ihnen dann Ansprechpartner nennen”, so Dehnert.

Foto: Benedikt Günther

Vereine helfen – wer sonst?

In Bayreuth gebe es immer mehr Menschen, die Hilfe benötigen und am Existenzminimum leben. Allein ein Blick auf die steigenden Obdachlosenzahlen würde dabei schon reichen. Hilfe und Unterstützung gebe es ebenfalls zu wenig – die käme nur von den Vereinen.

“Wer würde denn helfen, wenn die Vereine sich nicht kümmern?”, fragt Dehnert in den Raum. Die Bayreuther Schutzengel haben erst im November 2023 den Förderpreis der Stadt Bayreuth erhalten. “Da war ich echt baff”, freut sich der Vorsitzende noch immer.

Ehrenamtliche Helfer sind Mangelware

Dabei ist es gar nicht einfach, den Verein am Laufen zu halten. “Das ist knallharte Arbeit, man muss immer am Ball bleiben”, erklärt Dehnert. Die Mitgliederzahlen sind durch die Corona-Pandemie geschrumpft, von 22 auf nur noch 15. Mit der Gewinnung von neuen Helfern tut man sich schwer.

Die Schutzengel arbeiten mit der Ehrenamtsstelle zusammen. Dort würden sich laut Dehnert immer wieder Interessierte melden. “Man macht dann auch mal einen Termin aus, aber die Leute kommen oft einfach nicht. Das ist unzuverlässig.” Dabei wird sogar eine Ehrenamtspauschale sowie Fahrtkostenübernahme angeboten.

Hilfe bekommen die Schutzengel tatsächlich auch weniger aus Bayreuth selbst. Die “größeren Spenden” kämen alle aus Städten wie Augsburg, Düsseldorf oder Berlin.

Hilfe bei der Integration

Mit dem wachsenden Angebot in den mittlerweile zwei Läden wollen die Schutzengel Bayreuth möglichst viel Hilfe bieten. So könne man sich im Sozialladen einkleiden und durch Beratung auch den Weg zurück in die Gesellschaft finden.

Wer dann eine neue Wohnung bekommt, findet in der Jahnstraße auch schnell eine günstige Kaffeemaschine oder eben einen Laptop, geht Detlef Dehnert die Schritte durch.

Neben dem Verkauf wird auch weiterhin ein Copy-Shop betrieben. Diesen gibt es bereits seit Mai 2023 und er erfreut sich großer Beliebtheit. “Wir drucken alles: T-Shirts, Tassen, Caps. Und auch Plakate im großen Format”, so Dehnert. Am morgigen Freitag öffnet der neue Laden.