Zuletzt aktualisiert am
Bayreuth
Bayreuther Straßenkunst: In welchen Ecken sich die Highlights verstecken
Der „Street Art“-Enthusiast Peter Oberndorfer öffnet die Augen für Bayreuther Straßenkunst. Selbst Einheimische übersehen manches Highlight.
Der Szenekenner erklärt bei seinen Führungen, was hinter den Graffitis steckt, die Bayreuth prägen – und wo kaum bekannte Meisterwerke zu finden sind.
Das bt hat ihn bei einer Führung begleitet.
„Auch Bayreuther entdecken Bilder, die sie noch nicht kennen“
Der Bayreuther Peter Oberndorfer ist ein eingefleischter Fan der Altstadt – und der „Street Art“. So nennt er Kunstwerke, die meist mit Sprühdosen im öffentlichen Raum entstehen. „‚Street Art‘ ist nicht gleich Graffiti“, sagt er. „Illegale Sprayer wollen vor allem ihren Namen verbreiten. Ein Street-Art-Künstler will die Umgebung verschönern.“
Ihn interessieren daher keine illegalen Namens-Schnörkel auf Wänden – sogenannte „Tags“ -, sondern legale, meist großflächige Bilder. Regelmäßig führt er Gäste und Einheimische durch die Bayreuther Street-Art-Welt. „Auch wenn Bayreuther die Tour mitmachen, entdecken sie Bilder, die sie noch nicht kennen“, sagt er.
Ein solches Bild versteckt sich nahe der früheren Rosenau.
Wilhelmines Lieblingshund, künstlerisch seziert
Gleich mehrere namhafte Größen der Street-Art-Szene haben sich im Jahr 2018 in Bayreuth verewigt. Als damals das Markgräfliche Opernhaus seine Wiedereröffnung feierte, haben eine Kunst-Agentur und das Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium (MWG) Künstler nach Bayreuth eingeladen. Unter dem Motto „She’s back“ sprühten sie Bilder, die sich mit der Markgräfin Wilhelmine (1709-1758) befassten.
„Ein absolutes Meisterwerk“ entstand dabei aus Peter Oberndorfers Sicht an einer Hauswand neben der früheren Rosenau. Das Bild zeigt die Markgräfin mit ihrem Lieblingshund, dem Zwergspaniel Folichon – mit tiefen Einblicken. „Der Künstler ‚Nychos‘ ist weltbekannt für seinen anatomieverliebten Style“, sagt Oberndorfer. In der Hand hält Wilhelmine ein Skalpell.
„Eines der wichtigsten Graffiti-Bilder Bayreuths“
Wer die rund anderthalbstündige Führung bei dem Street-Art-Kenner bucht, erhält auch tiefe Einblicke in die Bayreuther Graffiti-Szene. Besonders wichtig sind die Bilder auf den Mauern am Main, sie prägen die Stadt seit Jahren. Wie etwa das Überraschungsei des Bayreuther Graffiti-Urgesteins „Dusty“. „Viele kennen das Bild seit ihrer Kindheit. Es ist seit über 30 Jahren hier“, sagt Oberndorfer.
Ein Bild am Kanal ist laut dem Kenner besonders wichtig: „Sprayreuth“ heißt es. „Es ist ein Bild von der und über die ganze Bayreuther Graffiti-Szene.“ Wagner und Wilhelmine sind ebenso darauf zu sehen wie die Kürzel Bayreuther Rap-Crews. Oder der Schriftzug „Coast2Coast“, er verweist auf den heute noch bestehenden Schallplatten- und Graffiti-Laden des Bayreuther Sprühers „Ties“. Auch die Bayreuther Street-Art-Aktion „#liebefüralle“ ist hier verewigt.
Dass die Bilder über Jahrzehnte hinweg Bestand haben, liegt an den ungeschriebenen Regeln der Szene, so Oberndorfer. „Es gehört zum Ehrenkodex, dass man ein solches Bild nicht übermalt.“ Lesen Sie auch: Eine etwas andere Stadtführung bietet der Bayreuther Bierkutscher.
Wo die Street-Art in Bayreuth wohnt
Der Street-Art-Fan führt seine Gäste auch zum Liebesbier-Hotel und -Restaurant. Auf dem ganzen Areal schmücken große Graffitis die Fassaden. Hier verlässt die Street Art aber auch die Straße und hält Einzug in den Innenräumen.
„Das Liebesbier-Hotel ist einzigartig auf der Welt“, sagt Oberndorfer. „Es ist ein Gesamtkunstwerk.“ Jedes der 51 Zimmer sei von einem Street-Art-Künstler auf andere Weise gestaltet, jedes Zimmer ein Unikat. Auch im Liebesbier prägen Street-Art-Bilder die Wände. Dort endet auch die Tour – mit einem Bierchen, bei dem der Kenner noch viel über die Bayreuther Street-Art-Szene erzählen kann.
Hier können Interessierte eine Tour buchen
Veranstalter der Touren ist „Maisel & Friends“. Interessierte können auf der Maisel-Homepage Gruppenführungen buchen, ein Ticket kostet 12 Euro, dazu kommt eine Pauschale von 55 Euro pro Gruppe. Auch Einzeltermine werden regelmäßig angeboten mit 14 Euro pro Ticket.