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Technologie

ChatGPT im Selbstversuch: So hilft die KI im Alltag – oder auch nicht

ChatGPT gilt als Meilenstein in der Künstlichen Intelligenz. Das bt hat untersucht, ob die App den Alltag erleichtert – und wo die Grenzen sind.

ChatGPT gibt es mittlerweile als kostenlose App. Was bringt die Künstliche Intelligenz auf dem Smartphone?

Der bt-Redakteur Hans Koch hat den Selbstversuch gewagt.

KI scheitert am Wetter in Bayreuth

Die Anmeldung für ChatGPT ist einfach. Ich gebe meinen Namen, meine E-Mail-Adresse sowie meine Telefonnummer zur Verifizierung ein. Und schon kann ich mit der KI schreiben. Meine erste Frage an die KI ist simpel: “Wie ist das Wetter heute in Bayreuth?”

Hierbei scheint die künstliche Intelligenz schon an ihre Grenzen zu stoßen. “Es tut mir leid, aber ich habe keinen Zugriff auf aktuelle Wetterdaten, da meine Informationen auf Daten bis September 2021 beschränkt sind”, schreibt die KI.

Was hinter ChatGPT steckt

Bei ChatGPT handelt es sich um eine Chat-Anwendung, die mithilfe künstlicher Intelligenz Texte auf menschliche Anfragen hin generiert. Anhand dieser Fragen oder Aufgaben erstellt das Programm eine Antwort in natürlicher Sprache. Lesen Sie auch: Im November zieht ein neues Modegeschäft in das Rotmain-Center ein.

Die Antworten von ChatGPT basieren auf einem großen Datensatz von unzähligen Texten bis zum September 2021. Aus diesem Datensatz leitet sich die Sprachkompetenz von ChatGPT ab. ChatGPT kann also kein eigenes Wissen wiedergeben und der Datenkorpus ist etwas veraltet.

Was mich überraschte, war, dass mir die KI mehrere Lösungsansätze für meine Frage nach dem Wetter gab. So könne ich doch das Wetter auf einer Wetter-App oder Webseite nachschauen. Die KI scheint also meine Intention mit der Frage “verstanden” zu haben: Ich wusste nicht wie das Wetter ist und hätte es gerne gewusst.

ChatGPT erstellt Wocheneinkauf und Rezepte

Bei meiner nächsten Anfrage sollten mir nicht nochmal die veralteten Daten einen Strich durch die Rechnung macht. Also forderte ich ChatGPT auf, eine Liste für den Wocheneinkauf eines Vegetariers zu kreieren.

Und genau das erstellt die KI dann auch: Eine abwechslungsreiche Einkaufsliste, unterteilt in verschiedene Kategorien wie Obst und Gemüse, Gewürze, Proteine und so weiter. Jedoch fehlten die Mengenangaben. Doch eine kurze Anweisung, dass die KI doch bitte Mengenangaben hinzufügen solle, löste das Problem.

Als Letztes sollte mir die KI Rezepte samt Kochanleitung auf Basis der Einkaufsliste erstellen. Innerhalb von wenigen Sekunden gibt die KI mir Rezepte für Gemüsepfannen mit Tofu, Linsensuppen und Salate aus. ChatGPT kann also zumindest zum Planen des Wocheneinkaufs gut verwendet werden.

Das Tolle an ChatGPT: Es “merkt” sich die Konversation. Man muss also nicht ständig die Frage neu formulieren sondern kann einfach Anweisungen hinzufügen. Bilder: Hans Koch

ChatGPT arbeitet nicht fehlerfrei

Noch einmal habe ich die KI auf die Probe gestellt. ChatGPT sollte eine Polizeimeldung in Form eines journalistischen Artikels umschreiben. Was dabei herauskam, war durchaus leserlich, hätte sprachlich aber nochmal überarbeitet werden müssen.

Im erstellten Artikel brachte die KI auch die Rollen der beteiligten Personen durcheinander. Hier arbeitet ChatGPT anscheinend nicht fehlerfrei.

Das sagt der Experte

Möchte man mit ChatGPT über komplexere Themen reden, kann es zu mehreren Problemen kommen. Die Korrektheit einer Antwort reicht “von richtig und schön dargestellt, bis hin zu komplett falsch”, sagt Dominik Henrich, Professor für Informatik an der Universität Bayreuth. “ChatGPT weiß nicht, wovon es spricht”.

Hinzu kommt, dass Antworten von ChatGPT auf einer Vielzahl anderer Formulierungen basieren. Laut Henrich kann es also zu Problemen hinsichtlich Rassismus, Sexsimus etc. kommen, da der Datensatz nicht völlig neutral sei.

Auch die Sache mit dem Urheberrecht ist kompliziert. ChatGPT kann kein Urheberrecht für seine Texte beanspruchen. Jedoch können die Anfragen der Nutzer selber urheberrechtlich geschütztes Material sein.

ChatGPT wird viele Berufsfelder beeinflussen

Nutzer sollten bei ChatGPT also vorsichtig sein. “Wir müssen als menschliche Nutzer lernen, damit umzugehen”, sagt Henrich, “man muss die Leute ausbilden und nicht die Technologie verdammen”.

Henrich geht davon aus, dass vor allem Berufe, die mit Texten und Sprache arbeiten, durch ChatGPT beeinflusst werden. Vor allem bei textproduzierenden Berufen kann es dazu kommen, dass durch Technologien wie ChatGPT Arbeitsstellen verloren gehen. Er weist aber auch daraufhin, dass dadurch auch neue Berufszweige entstehen werden.

Trotzdem sollte man in der Technologie eine Chance sehen. “Jedes Werkzeug ist eine Chance”, sagt Henrich, “die Technologie ist da und ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen”. So könnten wir uns laut Henrich zukünftig stärker auf Sachen konzentrieren, welche die Technologie nicht beherrscht. Zudem hält er fest, dass die “menschliche Kontrolle unabdingbar ist”.