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Schule
Corona: Regeln an Bayreuther Schule – „Lehrer kommen auf dem Zahnfleisch“
Für die Schulen in Bayern gelten wegen der Corona-Pandemie besondere Regeln. Der Rektor der Johannes-Kepler-Realschule in Bayreuth hat mit dem bt über die aktuellen Regeln, Homeschooling und die Situation der Lehrer gesprochen.
Durch die Corona-Pandemie gibt es in vielen Bereichen in Deutschland inzwischen neue Regeln und Vorschriften. Davon sind auch die Schulen betroffen. Eine davon ist die Johannes-Kepler-Realschule in Bayreuth. In Bayreuth mussten kürzlich 114 Schüler einer Schule in Quarantäne.
Infektionsschutz an Schule in Bayreuth
„Für uns gäbe es nichts schlimmeres, als wenn die Schule wieder zugesperrt wird“, sagt Rektor Rudi Stopfer. „Das gilt es aus unserer Sicht absolut zu vermeiden. Wir werden alles unternehmen damit wir Infektionen verhindern können.“ Stopfer wisse natürlich, dass es keinen Hundertprozentigen Schutz gibt. Im Eingang der Schule stehen zwei kontaktlose Desinfektionsspender. „Beim Betreten des Gebäudes, sollen sich die Schüler die Hände desinfizieren.“ Das werde auch von Aufsichten kontrolliert.
Das Desinfektionsmittel gehe der Schule auch in nächster Zeit nicht aus. „Das haben wir in großen Mengen bekommen. Zwischendurch hätte ich bestimmt eine Badewanne damit füllen können“, sagt er. Der Rektor ist positiv überrascht, wie gut die Schüler mit den meisten Maßnahmen umgehen. „Was aber aus den Augen verloren wird ist, dass die Schüler auch einfach ihre Hände waschen können, anstatt das alkoholhaltige Desinfektionsmittel zu benutzen.“
Maskenpflicht an Bayreuther Schule
Stopfer sei auchfroh, wie gut die Maskenpflicht an der Schule funktioniert. „Also an der Maskenpflicht scheitert’s nicht. Ich glaube ich musste in den letzten Wochen erst einmal zu einem Schüler sagen, dass er die Maske bitte auch über die Nase ziehen soll“, erzählt er. Natürlich käme es vor, dass vereinzelt Schüler mal ihren Mund-Nase-Schutz vergessen, aber das sei kein Problem. „In dem Fall stellen wir unseren Schülern natürlich eine Maske zur Verfügung.“ Die gibt es im Sekretariat. Also wenn eines der Kinder oder Jugendlichen mal seine Maske vergisst, müsse einfach das T-Shirt über die Nase gezogen und ins Sekretariat gegangen werden. Ministerpräsident Markus Söder hat sich mit einer Videobotschaft wegen Corona zu Wort gemeldet. Er möchte „mehr testen, mehr Maske, weniger Alkohol und weniger Partys“.
Abstandsgebot fällt Schülern schwer
So gut es auch mit der Maskenpflicht läuft, gibt es dafür an einer anderen Stelle ein Problem. „Wir achten darauf, dass die Schüler Abstand halten und das ist schon eine kleine Sisyphusarbeit“, sagt Stopfer. Er verstehe das. „Ich glaube mal, auch in der Gesellschaft hat man die Erfahrung gemacht, dass das Fordern von Abständen verwässert.“ Gerade am Anfang der Corona-Zeit hätten die Menschen beim Einkaufen penibel auf den Abstand geachtet. Inzwischen sei das anders. „Unsere Konrektorin hat extra eine Schwimmnudel mit 1,50 Meter Länge besorgt, damit die Schüler auch mal wissen, was 1,50 Meter ist.“ Gerade beim Pausenverkauf falle es den Schülern schwer sich an den Abstand zu halten. „Wir sind da hartnäckig. Wer den Abstand nicht einhält, muss sich hinten in der Schlange anstellen. Das wirkt“, sagt Stopfer.
Kein Corona-Fall an Bayreuther Schule
Derzeit wird die Johannes-Kepler-Realschule, auch R2 genannt, saniert. „Wir sind glücklich, dass die neuen Klassenzimmer mit Systemen ausgestattet sind, die die Luftqualität überwachen“, erzählt Stopfer. Nimmt die Luftqualität ab, so bekomme man einen akustischen Hinweis. Spätestens dann sollte gelüftet werden. „Das effektivste gegen Corona ist ja das Lüften.“ Der Rektor ist zufrieden mit dem Hygienekonzept für Schulen. „Ich kenne keinen einzigen Fall, der sich in der Schule angesteckt hat. Wenn dann werden Infektionen von privaten Partys in die Schule reingetragen.“ Aber an der R2 gab es noch keinen Fall. „Und das bei 560 Schülern. Wir haben auch keinen aktuellen Quarantäne-Fall. Uns geht es heute noch gut.“ Stopfer bleibt aber realistisch. Es sei blauäugig zu behaupten, dass es langfristig keinen Corona-Fall an der Schule geben werde. In Oberfranken hat sich ein Schüler mit dem Coronavirus infiziert. Als Folge müssen nun zwei Klassen und zehn Lehrer in Quarantäne.
Negative Auswirkungen von Homeschooling?
Am 16. März 2020 waren die Schulen für mehrere Monate auf Homeschooling umgestellt worden. Fachliche Defizite bemerkt der Rektor dadurch bei seinen Schülern nicht. Trotzdem hat sich etwas gewandelt: „Das typische Arbeitsverhalten der Schüler ist während der Homeschooling-Phase geschwunden“, erzählt Stopfer. „Die Inhalte wurden vermittelt, aber das Arbeitsverhalten hat gelitten.“ Die Inhalte müssten nur in einem Unterrichtsgespräch nochmal wiederholt werden. Die Schule bietet deswegen für alle Jahrgangsstufen in den Kernfächern Förderunterricht an. „Das wird auch gut angenommen.“ Stopfer werde dabei vor allem eins nicht vergessen. „In der 8. Jahrgangsstufe haben sich dann plötzlich 50 Schüler für den Förderunterricht Englisch angemeldet. Da mussten wir nachbessern.“
Gut vorbereitet für den nächsten Lockdown
Das Homeschooling habe damals alle kalt erwischt. Die Schule hat inzwischen sowohl eine eigene Cloud aufgebaut als auch Systeme für das Geben von Feedback in petto. „Wir haben auch Videomöglichkeiten“, sagt Stopfer. Es gebe auch 35 Laptops zum Leihen für die Schüler, die zuhause keinen eigenen zur Verfügung haben. „Sollte es nochmal zu einem Lockdown kommen, sind die notwendigen Strukturen da.“ Rein technisch sei die Schule gut auf einen Lockdown vorbereitet. „Wo wir wenig Einfluss drauf haben ist, wenn Schüler zuhause kein Internet haben. Da waren wir schon überrascht, dass das in nicht wenigen Fällen der Fall ist“, erzählt er. Insbesondere im Stadtbereich gebe es Kinder, die zwar ein Handy haben, aber zuhause keinen Telefonanschluss und kein Internet. „Wie kann so ein Kind ins Internet gehen? Da haben wir noch Nachholbedarf“, sagt Stopfer.
Lehrer in der Corona-Zeit
Wer nicht vergessen werden darf, sind die Lehrer. „Für die Lehrer ist es sehr anstrengend“, berichtet der Rektor. Das Problem sei hierbei weniger die Maske. „Beim Unterrichten braucht die Lehrkraft, wenn sie vorne ist, keine Maske tragen.“ Es sei dagegen etwas anderes, wenn der Lehrer durch die Reihen geht. Dann müsse ein Mund-Nase-Schutz getragen werden. Auch im Lehrerzimmer gilt die Maskenpflicht, wenn Lehrer auf ihrem Platz sitzen. Die Vorgaben für Lehrer seien deswegen strenger als für Schüler, weil sie von Klassenzimmer zu Klassenzimmer wandern.
Jedoch sei etwas anderes entscheidend für die Erschöpfung der Lehrkräfte. „Wir haben viele Pausenbereiche und brauchen dementsprechend sehr viele Aufsichten.“ Eine Lehrkraft komme um 7:40 Uhr in den Unterricht. Nun könne es passieren, dass durch die Pausenaufsichten die Lehrkraft zwischendrin bis 13 Uhr keine Zeit zum Durchatmen habe. „Für Lehrer ist es sehr viel Arbeit. Man merkt wirklich, dass einige auf dem Zahnfleisch herkommen“, erklärt Stopfer.
bt-Redakteurin Online/Multimedia
Katharina Adler