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Verkehrsversuch

Verkehrsversuch Bayreuth: Fronten nach Podiumsdiskussion immer noch verhärtet

Heute fand im Forum 1.5 eine Podiumsdiskussion zum Thema “Erlanger Straße und Bismarckstraße – Vorbild für die Mobilitätswende oder Beginn des Verkehrschaos” statt.

Im Rahmen der Wandelwochen 2022 veranstaltete das Forum 1.5 in Bayreuth heute, am 04. Oktober 2022, eine Podiumsdiskussion. Thema war “Erlanger Straße und Bismarckstraße – Vorbild für die Mobilitätswende oder Beginn des Verkehrschaos”.

Beteiligt an der Diskussion waren neben zahlreichen Besuchern auch Prof. Dr. Susanne Tittlbach, Vizepräsidentin für Digitalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit der Universität Bayreuth, Stefan Steurer, 1. Vorsitzender ADFC Bayreuth, Andreas Zippel, 2. Bürgermeister der Stadt Bayreuth, Karl Lappe, Kreisrat und 1. Bürgermeister der Gemeinde Mistelgau und Dr. Stephan Huttner, Mitglied des Stadtrates Bayreuth.

Verkehrsversuch in Bayreuth: Ergab sehr viel Feedback

Angefangen hat Leiter des Planungsamtes in Bayreuth Ulrich Meyer zu Helligen. Er gab einen generellen Überblick über das Projekt und sagte, dass sie sehr viel Feedback zu dem Verkehrsversuch erhalten haben. Die größten Kritikpunkte dabei waren unter anderem, es gibt schon einen Fahrradweg entlang der Mistel, es führt zu erheblichem Rückstau auf die Bamberger Straße, man kann nicht mehr überholen, aber auch einfach generelle Kritik am Fahrradfahren selbst.

Positive Rückmeldungen waren unter anderem, dass die Fahrgeschwindigkeit abgenommen hat – wodurch es für alle sicherer wurde und es zu weniger Überholvorgängen kam – wodurch es für Anwohner leiser wurde. Das Fazit des Planungsamtes wird auf jeden Fall mit in die zukünftige Planung einbezogen, so Meyer zu Helligen.

Bayreuth bis 2040 Klimaneutral

Als erster seine Meinung vertreten hat 2. Bürgermeister von Bayreuth Andreas Zippel. Er ist großer Verfechter des Verkehrsversuchs. Als erstes gab er an, dass der Stadtrat im Dezember 2021 einen Grundsatzbeschluss gefasst hat, der besagt, dass Bayreuth bis 2040 Klimaneutral werden soll. Wollen wir dieses Ziel erreichen, müssen wir jetzt etwas ändern. Dieser Meinung war auch Prof. Dr. Susanne Tittlbach, sie stimmte Zippel zu und gab an, dass wir eigentlich keine Zeit mehr zum Planen haben. Bedeutet, dass wir in Sachen Klimaschutz wirklich etwas bewirken, müssen wir jetzt handeln und nicht nur planen.

Zippel hat drei Erkenntnisse aus dem Verkehrsversuch geschlossen. Die erste Erkenntnis ist, dass es die richtige Entscheidung war, erstmal da zu handeln, wo es auch Platz gibt, heißt es in zweispurigen Straßen. Weiterhin gibt er an, er wolle auf keinen Fall Autos aus der Stadt verbannen. Es braucht mehr Kommunikation zwischen allen Parteien, war seine zweite Erkenntnis. Es wurde laut ihm zu wenig kommuniziert. Die letzte Erkenntnis war die Anwohner Kritik. Diese fiel mal gut, mal weniger gut aus.

Verkehrsversuch in Bayreuth: “Sinnlose Symbolpolitik und geistige Totgeburt”

“Gottseidank war es zunächst ein Versuch und wir haben hoffentlich die Zeit daran zu arbeiten, dass der Blödsinn nicht gebaut wird.” Diese Aussage von Karl Lappe führte zu großem Applaus. Daran merkt man schon, dass Bürgermeister von Mistelgau Karl Lappe dem ganzen eher skeptisch gegenüber steht. Er hält das Vorhaben nicht richtig, unter anderem weil es schon gute Fahrradwege entlang der Mistel gibt. Man sollte hier lieber die vorhandenen Wege ausbauen und modernisieren.

Stephan Huttner, Mitglied des Stadtrates, bekennender Fahrradfahrer, ist dem Fahrradfahren eigentlich sehr zugetan. Er gibt jedoch an, dass “diese Verkehrswende vom Herrn Zippel dient nicht dem Menschen, ich halte es für eine sinnlose Symbolpolitik und eine geistige Totgeburt”.

Er ist der Meinung, Pendler bringen Steuern und sind eine große Einkaufskraft, aus diesem Grund sollten diese auch nicht mit so einer Verkehrssituation bestraft werden. Auch der neue Bus aus Hummelgau, der nun alle 30 Minuten fährt, bringt nicht mehr viel, wenn er nur im Stau steht, so Huttner. Er sieht ein, dass Handlungsbedarf besteht, aber nicht so. Lesen Sie auch: Das Bayreuther Stadtbad wird nicht abgerissen. Die Stadtwerke brauchen für das Heizkraftwerk einen Alternativstandort.




Fronten immer noch verhärtet

Stefan Steurer, 1. Vorsitzender des ADFC Bayreuth gibt von sich selbst an, dass er Fahrradlobbiest ist, weshalb er das Projekt auch uneingeschränkt positiv findet. Er gibt an, dass die meisten Pendler von Kulmbach kommen oder dahin fahren. Auf dieser Strecke habe es aber auch nur einspurige Straßen und hier würde es auch funktionieren.

Als letzte gab Susanne Tittlbach noch ihr Statement ab. Aus Sicht der Wissenschaft sei dieses Projekt auf jeden Fall positiv wahrgenommen worden. Auf die Vorwürfe, dass während des Verkehrsversuchs kaum Fahrradfahrer unterwegs waren, gibt sie an, dass sehr viele Fahrradfahrer in Bayreuth Studenten sind. Diese waren aber im September kaum in Bayreuth vertreten, aufgrund der Semesterferien. 70 bis 80 Prozent der 13.000 Studierenden in Bayreuth fahren regelmäßig Fahrrad, diese gut 10.000 Fahrradfahrer haben bei dem Verkehrsversuch deshalb gefehlt.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Fronten immer noch sehr verhärtet und verschieden sind. Auf was für eine Einigung man Schlussendlich kommt, steht also noch in den Sternen.