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Veranstaltung
F*ckup Night in Bayreuth: Unternehmer feiern ihr Versagen – „Erfolgsgeschichten kennt jeder“
von Michael Kind
Auf der „F*ckup Night“ trafen sich unter anderem die Bayreuther Unternehmer in der Schlossgalerie, um sich über ihre Fehler bei der Firmengründung auszutauschen.
Zu einer „Veranstaltung der etwas anderen Art“ lud am Donnerstag, 20. Oktober 2022, um 18 Uhr Landrat Florian Wiedemann ein.
Die „F*ckup Night“ hauste am Abend im Foyer der Bayreuther Schlossgalerie. Dort trafen sich Bayreuther Unternehmer und einige Sondergäste, um über ihre Fehler und Irrtümer bei der Firmengründung zu sprechen.
F*ckup Night in Bayreuth
Die Idee hinter der F*ckup Night ist zwar eine simple, aber nichtsdestotrotz eine schöne: „Erfolgsgeschichten kennt jeder. Aber wenn man Unternehmer ist, dann darf man nicht aufgeben, man muss durchhalten und weitermachen. Mit der Veranstaltung wollen wir deutlich machen, dass Scheitern nicht immer das Ende sein muss“, so Anja Pasquet von der Wirtschaftsförderung der Stadt Bayreuth zur Einleitung der Veranstaltung.
Es ist die erste F*ckup Night in Bayreuth, wird aber vermutlich nicht die letzte bleiben, sagt auch Jana-Lisa Mönch von der Wirtschaftsförderung im Landkreis Bayreuth. Entstanden ist die Idee offenbar recht locker und spontan: „Es ist bemerkenswert, was aus einem Kaffee im Landratsamt werden kann. Wird auf jeden Fall nicht die letzte Veranstaltung, die wir zusammen machen.“ Lesen Sie auch: In Bayreuth gibt es einen Start-up Point.
Mit anwesend waren auch Dominik Weiß, Präsident der Wirtschaftsjunioren Bayreuth, und Denise Schurzmann, Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren. Beide zeichneten im Rahmen der Veranstaltung ihre langjährige Regionalsprecherin Jenny Sochmann mit der Goldenen Juniorennadel aus.
Auch bei Politikern gehört Scheitern dazu
Natürlich ließen sich bei solch einer Veranstaltung auch die Chefs des Landkreises und der Stadt Bayreuth blicken. Landrat Florian Wiedemann gab eine Anekdote zu seiner Tennis-Karriere zum besten: „Ich war am Anfang immer in der letzten Gruppe bei den schlechtesten dabei. Aber ich hab‘ trotz der schlechten Ergebnisse bei den Turnieren nicht aufgehört und irgendwann habe ich auf einmal gegen dieselben Gegenspieler gewonnen.“
Oberbürgermeister Thomas Ebersberger gab noch einen motivierenden Satz von Franz-Josef Strauß den Unternehmerinnen und Unternehmern mit: „Man muss die Messlatte so hoch legen, dass man bequem darunter durchlaufen kann.“
Die Krux der Bürokratie
Für einen etwas ungemütlichen Moment wurde nach der Vorstellung des Start-ups „degaso-cash“ von Gründer Valentin Kummert gesorgt. Kummert bietet mit degaso-cash eine neue Kassensoftware an, die den extrem teuren und komplizierten Verfahren bei den üblicherweise verwendeten Kassen in der Gastronomie entgegenwirken soll. Der „F*ckup“ war hierbei, dass sein Freund Julius bei der Gründung seines Restaurants „Tokoluna“ in Fürth aufgrund der zahlreichen Bürokratiehürden fast gescheitert wäre. Derartige Probleme schlagen sich auch in der Technik eines Restaurants, also beispielsweise der Kasse, nieder.
Ein Zuschauer war mit dem Vortrag gar nicht zufrieden und unterstellte Kummert eine „Themaverfehlung“. Er habe die F*ckup Night als Werbeveranstaltung genutzt. Kummert verteidigte sich mit der Aussage, dass er dies keineswegs beabsichtigt hatte und schlichtweg zeigen wollte, wie sich bei ihm der F*ckup zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt hatte.
Ehrlich zu sich selbst sein
Bevor es zum „Get Together“ kam und das Buffet eröffnet wurde, meldete sich noch Paul Redetzky aus dem Publikum zu Wort. Heute ist Redetzky Co-Chef des Computerspiel-Unternehmens Emergo Entertainment im Start-up Point in Bayreuth. Doch bereits 2014 war er Mitbegründer des Games-Studios White Pony, sagt er auf der Bühne bei der F*ckup Night.
Leider ist das Unternehmen, das zeitweise aus „zehn oder zwölf Mitarbeitern“, so Redetzky, bestand, gescheitert – auch weil man zeitweise nicht ehrlich zu sich selbst war. Die Idee war ambitioniert: eine Art „Pokemon Go kombiniert mit Stadtführungen“. Die Entwickler saßen teilweise wochenlang jeden Tag von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachts vor dem Computer und haben versucht, die Features umzusetzen. Ohne zu sehen, dass es aus ganz verschiedenen Gründen nicht zu machen war.
Heute gibt es White Pony nicht mehr und Redetzky ist von den damaligen Mitgliedern der einzige, der noch in einem eigens gegründeten Games-Studio arbeitet. In seinem Studium sei er der beste Programmierer im Jahrgang gewesen, schließlich hatte er es sich autodidaktisch seit seinem 13. Lebensjahr beigebracht. „Wir dachten halt wir kriegen das auf jeden Fall hin. Aber manchmal ist es auch wichtig, einzusehen und zuzugeben, dass man etwas nicht kann. Selbst als Vorgesetzter oder als Chef wird eine derartige Ehrlichkeit nach meiner Erfahrung nicht schlecht aufgenommen.“