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Bayreuth

Für den Umbau der Erlanger Straße: Kindergarten fordert mehr Sicherheit

Sie plädieren für den Umbau der Erlanger Straße in Bayreuth: die evangelisch-reformierte Gemeinde und der zugehörige Kindergarten.

Der geplante Umbau der Erlanger- und Bismarckstraße hat in den vergangenen Monaten für viel Kritik gesorgt. Nun verschaffen sich Befürworter Gehör.

Was ein ansässiger Kindergarten von dem Umbau hält

„Ich fühle mich unwohl, wenn ich mit einer Gruppe von Kindern nach draußen gehe“, sagt Sylvia Jahn. Sie leitet den integrativen Montessori-Kindergarten in der Erlanger Straße. Er gehört zur evangelisch-reformierten Gemeinde, die auf dem gleichen Grundstück ansässig ist und die rund 450 Mitglieder zählt.

Die Kirchenbesucher müssen seit Dezember 2022 den Hintereingang nehmen, sagt Pfarrer Simon Froben. Damals sei ein Auto von der Erlanger Straße abgekommen und gegen das Treppengeländer am Haupteingang gefahren. „Viele Unfälle enden damit, dass die Fahrzeuge auf dem Gehweg landen“, sagt Sylvia Jahn.

Gottseidank seien noch keine Unfälle mit den Kindern geschehen, so die Kindergarten-Leiterin. Für Eltern sei es aber oft eine Herausforderung, ihre Kinder herzubringen. Zumal manche Kinder im Rollstuhl sitzen. „Die Eltern fühlen sich sehr unsicher.“

„Es ist eine Rennbahn“

Der Kindergarten liegt gegenüber der Bushaltestelle Albert-Preu-Straße. Wenn Eltern morgens ihre Kinder mit dem Auto bringen, können sie beim Unteren Tor oder in der Austraße halten. Mit dem Fahrrad können sie vom Radweg an der Mistel anfahren. In all diesen Fällen führt der Weg letztlich über die zweispurige Erlanger Straße.

„Aber am Unteren Tor habe ich keinen Einblick, wer vom Ring kommt“, sagt Pfarrer Froben. Wenn jemand die erste Spur überquert habe, könne plötzlich auf der zweiten Spur ein Auto um die Kurve gerast kommen. Denn die Autofahrer überschreiten seiner Einschätzung nach oft die 50 km/h. „Es ist eine Rennbahn.“

Das sagen Stadt und Polizei

Kindergarten-Leiterin Sylvia Jahn und Pfarrer Froben sprechen sich für den Umbau aus. Wenn die Autos nur noch eine Spur hätten und zudem die Busse auf der gleichen Spur halten würden, wäre das Gebiet aus ihrer Sicht für Fußgänger sicherer. Und Radfahrer hätten ihre eigene Spur.

Auch die Stadt Bayreuth begründet die Umbau-Pläne nicht nur damit, den Radfahrern ihren eigenen Weg geben zu wollen. Sondern auch mit der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, „gerade im Umfeld von Einrichtungen für Kinder, wie hier die Kita in der Erlanger Straße und die Luitpoldschule in der Bismarckstraße“, so Stadtsprecher Joachim Oppold gegenüber dem bt.

Die Bayreuther Polizei stelle „insbesondere im Kreuzungsbereich Erlanger Straße / Unteres Tor / Albert-Preu-Straße eine Unfallhäufung fest“, sagt Polizeirat Martin Prechtl. Der Bereich gelte zwar nicht als „Unfallschwerpunkt“. Die Bayreuther Polizei stehe jedoch mit der Stadt in Verbindung, um Maßnahmen für eine Reduzierung der Unfälle zu finden.

Der Streit um die Busse

Dass die Autos gut durchkommen, sei ihnen natürlich auch wichtig, sagt Pfarrer Froben. Den Gegnern des Umbaus wirft er vor, sich nicht genügend mit den Plänen auseinandergesetzt zu haben. Die Gegner spielen aus seiner Sicht etwa das Problem der wegfallenden Busbuchten unnötig hoch. Die Stadt Bayreuth habe die Pläne schließlich von unabhängigen Experten prüfen lassen, so Froben.

Die Planung sieht vor, dass die Bushaltestellen in der Erlanger- und Bismarckstraße barrierefrei werden. Das heißt: Die Busse hätten keine Bucht mehr, sondern würden auf der einzig verbliebenen Autospur halten. Das wäre laut Stadt gerade auch für den Kindergarten in der Erlanger Straße notwendig, der als integrative Einrichtung besonders behindertengerecht sein soll.

Die Gegner befürchten gerade zu den Stoßzeiten lange Staus, wenn die Busse auf der Autospur halten. Die Stadtwerke halten das laut Sprecher Jan Koch für unwahrscheinlich. „Ein durchschnittlicher Halt dauert rund 20 Sekunden“, so Koch.

Die Kritik von Pfarrer Froben und Kindergarten-Leiterin Sylvia Jahn gilt unter anderem dem Mistelgauer Bürgermeister Karl Lappe, der kürzlich Unterschriftenlisten aus dem Landkreis gegen den Umbau an den Bayreuther Oberbürgermeister übergeben hat. „Die Gegner meiden jede Sachdiskussion“, sagt der Pfarrer. „Wir müssen in den Dialog kommen.“

Mistelgauer Bürgermeister hat anderen Vorschlag

Karl Lappe sagt im Gespräch mit dem bt, dass er Verständnis habe für den Wunsch nach mehr Sicherheit. „Es gibt aber meiner Meinung nach bessere Möglichkeiten.“ So gebe es etwa im Umfeld des Kindergartens in der Erlanger Straße bereits zwei Fußgängerampeln: in der Kurve vom Hohenzollernring und vor dem Stadtfriedhof. „Wenn die vorhandenen Ampeln nicht ausreichen, wäre das Problem meiner Meinung nach mit einer zusätzlichen Ampel leichter lösbar.“

Lappe schlägt vor, über eine Ampel zwischen den beiden bestehenden nachzudenken. Wären alle drei Ampeln in Reihe geschalten, würde sich das aus seiner Sicht kaum auf den Verkehr auswirken – und zugleich das Problem des Kindergartens lösen.

Bereit zur Diskussion

Der Mistelgauer Bürgermeister wehrt sich außerdem gegen den Vorwurf, nicht gesprächsbereit zu sein. So habe er etwa im Dezember zu einem Treffen in die Bayreuther Gaststätte Tierzuchtklause eingeladen. Nach der Übergabe der Unterschriftenlisten hatte er ebenfalls zu einer Gesprächsrunde eingeladen. „Ich diskutiere gerne mit jedem“, sagt er.