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Bayreuth

Neues NS-Museum beim Hofgarten: Jean Paul soll weichen

Die Stadt Bayreuth will ein NS-Dokumentationszentrum einrichten. Das bt hat aktuelle Details zu dem Projekt erfahren.

Das NS-Dokumentationszentrum soll dort einziehen, wo sich bisher das Jean-Paul-Museum befindet. Eine Kosteneinschätzung liegt nun vor.

Das bt hat mit Kulturreferent Benedikt Stegmayer über den aktuellen Stand der Planungen gesprochen.

So steht es um die Finanzierung des neuen Bayreuther Museums

Die Stadt Bayreuth rechnet damit, dass sie für den Aufbau des NS-Dokumentationszentrums rund 23 Millionen Euro ausgeben wird, so Kulturreferent Benedikt Stegmayer. Ihm zufolge brauchen die Räumlichkeiten, in denen bisher das Jean-Paul-Museum untergebracht ist, eine Sanierung.

Die Sanierung wäre in den veranschlagten Kosten bereits enthalten. 50 Prozent der Kosten könnten voraussichtlich über eine Förderung durch den Bund abgedeckt werden, so Stegmayer. Die Stadt wolle außerdem einen Antrag an die Oberfrankenstiftung stellen, um weitere 20 Prozent gefördert zu bekommen.

Jean Paul soll umziehen

Ein Rechnungsposten ist aber noch nicht beziffert: “Wir haben noch keine Kostenschätzung zum Umzug des Jean-Paul-Museums”, sagt Stegmayer gegenüber dem bt. Das Museum soll in die Friedrichstraße 5 umziehen, in das Haus, in dem Jean Paul gelebt hat und gestorben ist.

Das Jean-Paul-Musum soll weichen, weil in dem Haus früher der Schriftsteller Houston Stewart Chamberlain (1855-1927) gewohnt hat. Chamberlain war nicht nur Wagner-Verehrer, sondern verbreitete in seinen Schriften ein rassistisches Weltbild, das als eine Grundlage der Nazi-Ideologie gilt. Lesen Sie auch: Während das Dokumentationszentrum noch einige Jahre zum Entstehen brauchen soll, blickt die Stadt Bayreuth im neuen Jahr auf viele drängende Projekte.




Ein Museum zur Entstehung der NS-Ideologie

“Die Stadt Bayreuth hat jahrelang nicht gewusst, wie sie mit dem Thema Chamberlain umgehen soll”, sagt Stegmayer. Nun soll das NS-Dokumentationszentrum im ehemaligen Chamberlain-Wohnhaus dieses Kapitel der Stadtgeschichte aufarbeiten. Das neue Museum soll sich um die “Ideologiegeschichte” des Nationalsozialismus drehen, so Stegmayer. “Es geht um die antisemitische Kultur und Rassen-Ideologie.” Chamberlain habe zum “Bayreuther Kreis” um Cosima Wagner gehört, der das Erbe von Richard Wagner für seine rassistische Weltsicht missbrauchte.

In das Haus beim Hofgarten soll unter anderem die Bibliothek Chamberlains einziehen – eine Sammlung von rund 12.000 Bänden. “Die Bibliothek zeigt, wie der Antisemitismus im 19. Jahrhundert gerade auch vom Bildungsbürgertum ausging”, sagt Stegmayer.

Spart das neue Museum sogar Kosten?

Der Umzug des Jean-Paul-Museums bietet sich laut Stegmayer ohnehin an, weil das Haus sanierungsbedürftig sei. Wenn das neue Museum einzieht, könne die Sanierung größtenteils mit Fördermitteln bezahlt werden. “Das ist wahrscheinlich sogar günstiger, als das Haus so zu sanieren”, sagt Stegmayer dem bt. Ihm zufolge ließe sich so eine Förderquote von 70 bis 90 Prozent erreichen.

Das neue NS-Dokumentationszentrum soll aber auch noch einen zweiten Standort bekommen, in der Brautgasse 2, wo sich bisher das Liber-Mann-Antiquariat befindet. Dort soll es laut Stegmayer eine Ausstellung geben über die Geschichte Bayreuths und der Region in der Nazi-Zeit.

Stadtrat muss noch grünes Licht geben

Wann das neue Museum fertig sein soll, dazu gibt es noch keine realistische Einschätzung, so Stegmayer. “Ich hoffe, dass wir Ende des Jahres den Beschluss vom Stadtrat zum Umzug des Jean-Paul-Museums bekommen.” Bisher habe der Stadtrat Grundsatzbeschlüsse zu beiden Vorhaben gefasst – dem Dokumentationszentrum und dem Umzug. Der Durchführungsbeschluss stehe aber in beiden Fällen noch aus. Und wenn die Beschlüsse kommen sollten, müsse das überlastete Hochbauamt der Stadt erst mal die Zeit für die Umsetzung finden.