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Bayreuth
Update: Mainleus-Prozess – Das Urteil lautet Mord
von Benedikt Günther
Nach langer Verhandlung im Mordprozess Mainleus fiel heute das Urteil am Landgericht Bayreuth.
Update von Montag, dem 18. Dezember, um 14:30 Uhr
Richter Bernhard Heim eröffnete mit wenigen Minuten Verspätung um kurz nach 11 Uhr die Sitzung am heutigen Montag. Gleich zu Beginn verlas er die Beschlüsse des Schwurgerichts.
Wie Heim verkündete, habe man während des Prozesses „Licht in das Dunkel der Vorgänge“ gebracht.
Auflagen für Marcel E.
Für den Angeklagten Marcel E. lautet das Urteil 12 Jahre Freiheitsstrafe wegen des Mordes an Heiko F.. Nach der Hälfte der Zeit muss er sich außerdem für zwei Jahre in eine Entziehungsanstalt begeben. Sind dann acht der 12 Jahre verbüßt, kann über eine Aussetzung der restlichen vier Jahre Freiheitsstrafe auf Bewährung verhandelt werden.
Es wirkte sich für E. strafmildernd aus, dass er eine angeborene Persönlichkeitsstörung habe, die in Kombination mit einer Alkoholsucht sein Verhalten negativ beeinflusse und vor allem sein Aggressionspotential steigere.
Obendrein habe er sich kooperativ bei der Vernehmung durch die Polizei verhalten. E. war allerdings bereits mehrfach vorbestraft, zuletzt sei er auf Bewährung gewesen. Auch ein Anti-Gewalt-Training war ihm verordnet worden – dies sei „zu wenig“ gewesen, so Richter Heim.
Tat sei auch ohne Tina H. möglich gewesen
Tina H. wird wegen Beihilfe zum Totschlag zu einer Freiheitsstrafe von 2,5 Jahren verurteilt. Sie profitierte von der Auslegung, dass sie lediglich als Gehilfin, nicht aber als Mittäterin eingestuft wurde.
H. habe auf Anweisung von E. sowie ihrem Lebensgefährten Ronald K. gehandelt. Allerdings sei sie sich dessen bewusst gewesen, welche Auswirkungen ihr Handeln gehabt habe. Da die Tat laut Richter Heim auch ohne sie durchgeführt werden hätte können, sei ihre Rolle so zu bewerten.
Auch sie habe sich während der Ermittlungsarbeiten der Polizei kooperativ verhalten. Zudem sei sie ebenfalls alkoholkrank und leide an einer amnestischen Störung. Eine therapeutische Maßnahme habe sie jedoch abgelehnt.
Heiko F. war Schikanen ausgesetzt
Im Rahmen des Prozessendes wurde noch einmal die gesamte Vorgeschichte, wie auch der Tathergang durch Richter Heim aufgezeigt. Das Opfer, Heiko F., lebte gemeinsam mit den beiden Angeklagten Marcel E. und Tina H. sowie deren Lebensgefährten Ronald K. in einem Haus in Mainleus.
Regelmäßig hätten die Bewohner dort Alkohol konsumiert. F. sei dort hierarchisch den anderen Bewohnern klar untergeordnet gewesen, sei regelmäßig schikaniert und beleidigt worden. Für Missstände, wie fehlendes Geld oder kaputte Gegenstände, habe er oft die Schuld bekommen – wohl auch zu Unrecht.
Für diese mutmaßlichen Fehler sei F. auch regelmäßig bestraft worden, habe sich dabei jedoch immer ruhig und zurückhaltend verhalten.
Opfer erlag schweren Verletzungen
Während eines Streits aufgrund einer angeblich durch F. verstopften Toilette sei dieser am 11. Februar 2023 zunächst von Ronald K. und anschließend von Marcel E. mit mehreren Gegenständen, darunter einer Krücke, zusammengeschlagen worden.
F. habe dabei schwere innere Verletzungen, sowie mehrere Knochenbrüche erlitten. K. und E. sollen, nachdem sie die Schwere der Verletzungen einschätzen konnte, beschlossen haben, den Schwerverletzten ‚loszuwerden‘. E. lud F. unter Beihilfe von Tina H. in seinen Transporter.
In einem Waldstück bei Mainleus habe Marcel E. sein – noch lebendes Opfer – im Wald abgelegt und ihn dort zum Sterben zurückgelassen. Die beiden Angeklagten schwiegen während der Urteilsverkündung und nahmen ihr Schicksal hin.
Update von Montag, den 18. Dezember, um 11:05 Uhr:
Im Mordprozess Mainleus ist heute das Urteil gefallen. Der Angeklagte Marcel E. wurde wegen Mord in Verbindung mit gefährlicher Körperverletzung zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Nach sechs Jahren Haft muss er sich für zwei Jahre zudem in eine Entziehungsanstalt begeben. Im Anschluss daran kann über eine mögliche Aussetzung der verbleibenden Strafe auf Bewährung verhandelt werden. Die Angeklagte Tina H. wurde wegen Beihilfe zum Totschlag zu einer Freiheitsstrafe von 2,5 Jahren verurteilt.
Update von Montag, den 18. Dezember, um 08:50 Uhr:
Die Urteilsverkündung wurde von 9:00 Uhr auf 11:00 Uhr verlegt. Grund für die Verlegung ist, dass die Abschlussplädoyers bereits vergangenen Donnerstag gehalten wurden. Die heutige Urteilsverkündung nehme somit, laut Gericht, keinen ganzen Tag in Anspruch, sondern lediglich ein bis zwei Stunden.
Ursprungsmeldung vom 18. Dezember 2023, um 7:30 Uhr:
Das lang erwartete Urteil im Mordprozess Mainleus wird heute fallen.
Damit wird der ursprüngliche Verhandlungszeitplan eingehalten.
Mord oder Körperverletzung?
Im Februar sorgte ein Leichenfund bei Mainleus für Aufsehen. Bei dem Verstorbenen handelte es sich um Heiko F., einem von vier Bewohnern einer WG. Zwischen dem Opfer und zwei der Mitbewohner, Marcel E. und seiner Freundin Tina H. kam es zum Streit und schließlich zu einer körperlichen Auseinandersetzung.
Heiko F. erlitt dabei innere Verletzungen, an denen er schließlich starb. Die beiden anderen Beteiligten stehen nun seit November wegen Mordes vor Gericht. Das bt berichtete ausführlich über den Prozessbeginn. Am heutigen Montag, dem 18. Dezember 2023, um 9 Uhr wird das Urteil fallen.
Marcel E. droht seitens der Staatsanwaltschaft lebenslänglich wegen Mordes, die Verteidigung plädiert auf Körperverletzung mit Todesfolge und maximal 8 Jahre Haft. Für Tina H. als Komplizin stehen 4 Jahre Haft auf der einen Seite einem Freispruch auf der anderen gegenüber. Lesen Sie auch: Vor dem Rotmain-Center in Bayreuth zückte ein Mann bei einem Streit ein Messer.