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Oberfranken

Wie Oberfrankens Brauereien durch die Krise kommen

Oberfrankens Brauereien haben seit über einem Jahr mit enormen Preissteigerungen zu kämpfen. Doch es gibt Lichtblicke.

Herbe Zeiten herrschen für Oberfrankens Brauereien. Mancher mag um die Vielfalt der hiesigen Bierlandschaft fürchten. Aber es ist auch von positiven Entwicklungen zu hören.

Das bt hat sich nach der Lage erkundigt – bei der Brauerei Schroll in Nankendorf, bei Maisel in Bayreuth und bei der Kulmbacher-Brauerei.

Traditionsbrauerei in Oberfranken sorgt sich um den Hopfen

“Ganz schlimm ist es beim Hopfen”, sagt Braumeister Georg Schroll. In dem Familienbetrieb in der Fränkischen Schweiz entsteht seit 1848 das Nankendorfer Schroll Bräu. Doch seit einigen Jahren verändert sich der Rohstoffmarkt, sagt Schroll – so etwa beim Hopfen. “Da hatten wir jetzt zwei schlechte Jahre. Die Lager sind leer.” Die Trockenheit habe dem Hopfen im großen bayerischen Anbaugebiet Hallertau zugesetzt. “Eigentlich müsste der Hopfenanbau jetzt weiter in den Norden”, sagt Schroll.

Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben dafür gesorgt, dass Lieferketten zusammenbrechen und die Energie- und Rohstoff-Preise rasant steigen. Das merkt der Braumeister auch beim Malz, wie er gegenüber dem bt sagt. Für das Malz habe er noch im September 2021 390 Euro pro Tonne gezahlt. Nun müsse er 880 Euro pro Tonne bezahlen. Lesen Sie auch: Bayreuther Experten kritisieren geplantes Verbot neuer Öl- und Gasheizungen.

Eigentlich müsste sogar das Pfand erhöht werden

Georg Schroll musste die Preise für sein “Nankendorfer” schon im Mai 2022 um einen Euro pro Kasten anheben, in den nächsten Wochen muss er einen weiteren Euro raufgehen. Der Kasten Landbier habe Anfang 2022 etwa 13,50 Euro gekostet, bald könnte er damit bei 15,50 Euro liegen.

Doch auch für die Kästen, Flaschen und Etiketten muss der Braumeister mehr bezahlen. Für 1.000 Etiketten etwa habe er früher 4,50 Euro gezahlt, jetzt zahle er über 10 Euro. “Eigentlich müsste auch der Pfandpreis hoch.” Insbesondere, da die Kästen oft nicht wiederkehren. “Wenn ein Urlauber einen Kasten mitnimmt und ihn in Frankfurt abgibt, kommt der nie mehr hierher.”

“Da wurde auch Panik gemacht”

Angesichts der Krisen stellt sich die Frage, ob die oberfränkische Brauerei-Vielfalt gefährdet ist. Das gilt insbesondere für Gebiete wie die Fränkische Schweiz, die noch viele kleine Brauereien beheimatet. Georg Schroll hat einen eher beruhigten Blick auf die Lage: “Ich habe gedacht, heuer wird es schlimmer”, sagt er.

Die Strompreise etwa seien nicht so stark gestiegen, wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs prophezeit wurde. “Da wurde auch Panik gemacht.” Die Leute hätten im vergangenen Sommer viel Bier getrunken, er merke insgesamt nur einen leichten Rückgang beim Absatz. Seine Produktion habe er nicht gedrosselt. Etwa 2.700 Kästen verlassen pro Monat seine Brauerei, 4.000 Hektoliter jährlich produziert der Braukessel.

Allerdings, sagt Schroll, habe er die notwendigen handwerklichen Kenntnisse, um seine Maschinen selbst instand zu halten. “Sonst gehörst du der Katz”, sagt er. Brauer, die das nicht können, müssten viel für Handwerker bezahlen – und kämen entsprechend schwieriger durch die Krise. Sein Personal besteht aus zwei Mitarbeitern, die nicht Vollzeit angestellt sind.

Keine Existenzangst

Ein Problem sei aber, dass es nicht reiche, den Betrieb am Laufen zu halten. “Ein Betrieb braucht Investitionen”, sagt Schroll. Das Sudhaus müsse modernisiert werden, damit es weniger Energie verbraucht. Und eine Photovoltaik-Anlage müsste aufs Dach. Das sei momentan schwierig umzusetzen.

Dennoch blickt der Nankendorfer Braumeister optimistisch in die Zukunft. “Sorgen um den Betrieb brauchen wir uns nicht machen”, sagt er.




Maisel-Brauerei: “Spreu trennt sich vom Weizen”

Die Bayreuther Maisel-Brauerei sieht noch keine Entspannung. “Wir erleben gerade sehr harte Zeiten und dadurch trennt sich die Spreu vom Weizen”, sagt Inhaber Jeff Maisel. “Auf der einen Seite gibt es gesunde Unternehmen, deren Marken von den Verbrauchern gut angenommen werden und auf der anderen Seite stehen Unternehmen, die schon seit Jahren Probleme haben, welche durch die vielen Einflussfaktoren wie Kostensteigerungen nun verstärkt werden.” Für diese Betriebe, die ohnehin schon Probleme hatten, könnten die jetzigen Krisen das Aus bedeuten.

Auch für die Verbraucher sieht Jeff Maisel noch keine Zeichen für Entspannung: “Insgesamt muss es zu breit angelegten Preiserhöhungen im Markt kommen und diese wurden von vielen Brauereien auch schon angekündigt”, sagt er. “Wir haben unsere Preise für Fass und Flasche ebenfalls angepasst.”

Kulmbacher-Brauerei: Verfügbarkeit der Rohstoffe ist ein Problem

“Die Versorgungslage ist angespannt”, teilt die Kulmbacher-Brauerei auf bt-Anfrage mit. Das Risiko bleibe groß. Dennoch habe die Brauerei bisher ihre Produktion nicht eindämpfen müssen. “Es sind unterschiedliche Faktoren, die dazu beitragen: Die tiefe Verwurzelung der Kulmbacher Brauerei in der Region spiegelt sich beispielsweise in unserer partnerschaftlichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Lieferanten wider. Das hilft uns sehr, die Verfügbarkeit von Grundstoffen sicher stellen zu können.”

Doch die Energiekrise sei nicht vorbei – und ihre Entwicklung nicht vorhersehbar.

Ist das “Bierland Oberfranken” nun gefährdet?

Auch der Verein “Bierland Oberfranken” gibt noch keine Entwarnung. “Die Brauereien befinden sich derzeit im Blindflug”, sagt Geschäftsführer Bernd Sauer gegenüber dem bt. “Keiner weiß, ob und wie lange die Kostensteigerungen noch anhalten.” Die Brauereien könnten die Steigerungen nicht vollständig an die Kunden weitergeben. “Manchmal müssen die Brauereien bestellen, bekommen aber weder den Preis noch den Liefertermin genannt.”

Aktuell gebe es in Oberfranken 165 aktive Brauereien. Ob die Zahl zurückgeht, das hängt laut Sauer davon ab, wie lange die Krise noch andauert. Doch auch er sieht einen Lichtblick: “Die Kunden bleiben ihren Brauereien treu, Gottseidank.”