Zuletzt aktualisiert am

Kriminalität

Beunruhigende Entwicklung: mehr Schockanrufe in Oberfranken

Oberfrankens Kriminalstatistik für 2022 zeigt: Die Fälle von Trickbetrug am Telefon häufen sich und die Täter entwickeln ständig neue Methoden.

Am Mittwoch, dem 15. März 2023, stellte das Polizeipräsidium Oberfranken die Kriminalstatistik für 2022 vor. Was auffiel, waren die besorgniserregend vielen Fälle von Telefonbetrug.

Sprunghafter Anstieg von Telefonbetrug

Im letzten Jahr zeichnete sich eine Entwicklung ab, die Oberfrankens Polizeipräsidenten Markus Trebes große Sorgen bereitet: Die Fallzahl von Schockanrufen ist im Jahr 2022 sprunghaft angestiegen. Waren es 2021 noch 984 Fälle, wurden 2022 ganze 2.520 Betrugsfälle verzeichnet. Der Betrug bleibt zwar in den meisten Fällen im Versuchsstadium stecken, trotzdem waren in Oberfranken die Betrüger in 355 Fällen erfolgreich. Das ist dreimal so oft wie noch im Jahr 2021.

Damit hat sich der Telefonbetrug inzwischen zu einem Massenphänomen entwickelt, nicht nur in Oberfranken, sondern deutschlandweit. Was diese Form des Betrugs besonders hinterhältig macht: er zielt direkt auf die Schwächsten in unserer Gesellschaft ab, die älteren Menschen. Die Prävention gestaltet sich für die Polizei schwierig, denn die Betrüger passen sich so schnell an veränderte gesellschaftliche Bedingungen an, dass selbst aufgeklärte Menschen darauf hereinfallen.

Schockanrufe bewegen Opfer zur Geldübergabe

Zwei Arten des Telefonbetrugs fielen den Polizisten 2022 besonders ins Auge. Einerseits war der sogenannte Schockanruf besonders beliebt. Dabei wird den Geschädigten von einem angeblichen Anwalt oder Polizisten vorgeschwindelt, dass ein naher Verwandter einen schweren oder gar tödlichen Verkehrsunfall verursacht hat.

Laut der obefränkischen Polizei läuft der Anruf meist so ab: “Zuerst spricht ein falscher Amtsträger, der vorgibt Anwalt, Polizist oder Notar zu ein, sowie wahlweise ein falscher Sohn oder Tochter, die weinend und völlig aufgelöst um Hilfe bitten.”

Bei den Opfern solcher Anrufe kommt es oft zum Schockeffekt, der die Angerufenen in eine emotionale Ausnahmesituation bringt und sie so zu irrationalem Handeln bewegt. Die übergebenen Geldsummen bewegen sich oft im Bereich von mehreren zehntausend Euro. Der so entstandene Schaden ist in Oberfranken von 1,1 Millionen Euro 2021 auf 2,2 Millionen Euro 2022 angestiegen. Lesen Sie auch: Kriminalitätsstatistik Oberfranken: Fallzahlen steigen nach Pandemie.




“Hallo Mama / Hallo Papa!” – Abzocke über Messenger-Dienste

Eines der neuesten Phänomene ist der Betrug über WhatsApp. Richten sich die Schockanrufe überwiegend an ältere Menschen, zielt diese Betrugsmasche auch auf jüngere Generationen ab.

Das Opfer erhält dabei eine Nachricht eines angeblichen Angehörigen oder Freundes mit dem Inhalt, das alte Handy sei verloren und dies sei die neue Telefonnummer. Meist folgt nach einem kurzen Gespräch die Bitte eine Rechnung zu begleichen – wegen des verlorenen Handys habe der vermeintliche Absender selbst keinen Zugriff mehr auf sein Online-Banking.

Kinder können ihre Großeltern schützen

Um besonders ältere Menschen vor dem Telefonbetrug zu schützen, hat die Bayerische Polizei die Präventionskampagne #NichtMitMeinerOma bzw. #NichtMitMeinemOpa ins Leben gerufen. Die Polizei setzt dabei auf die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern, die ihre Großeltern sowie ältere Bekannte vor der Betrugsmasche warnen sollen. Außerdem stellt die Polizei Pappaufsteller bereit, die helfen sollen, den Telefonbetrug zu entlarven. Darauf stehen vier Fragen:

  • Fühlen Sie sich gerade am Telefon unter Druck gesetzt?
  • Gibt sich der Anrufer als Polizist aus?
  • Braucht ein Verwandter angeblich sofort finanzielle Hilfe?
  • Werden Sie nach Wertgegenständen, Geld oder Ihren Bankkonten gefragt?

Darunter steht der Appell: “Legen Sie auf!”

Ziel ist es, die Betroffenen im Moment des Anrufs darauf aufmerksam zu machen, dass es sich um Betrug handeln könnte. Denn viele der Geschädigten berichten, dass sie eigentlich über das Betrugsphänomen Bescheid wussten. Die Pappaufsteller werden in Kommunen, Banken und allen Polizeidienststellen ausgegeben.