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Landkreis Bayreuth

Ein Osterbrunnen mit persönlicher Geschichte: nahe Bayreuth

Der Osterbrunnen in Unternschreez (Landkreis Bayreuth) ist für Juliane Jaeßing zu einem Symbol für geglücktes Dorfleben geworden.

Die 35-Jährige aus der Uckermark hat im kleinen Unternschreez eine neue Heimat gefunden. Der Osterbrunnen des Ortes spielt dabei eine besondere Rolle.

Warum der Osterbrunnen aus ihrer Sicht von einer echten Dorfgemeinschaft zeugt, hat sie im Gespräch mit dem bt erklärt.

Ein Osterbrunnen wird zum Quell des Dorflebens

„Diese Form der Gemeinschaft kannte ich vorher nicht“, sagt Juliane Jaeßing gegenüber dem bt. Sie stammt aus einer rund 450 Kilometer entfernten Kleinstadt in der Uckermark, an der Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Nach verschiedenen Stationen in Bayern hat sie 2016 geheiratet und mit ihrem Mann ein Haus gebaut – im kleinen Unternschreez, einem Teil der Gemeinde Haag im Landkreis Bayreuth.

Der Osterbrunnen von Unternschreez, der auch dieses Jahr wieder bunt geschmückt ist, ist für sie ein Zeichen des gelungenen Dorflebens. „Es sind überwiegend Frauen, die das seit vielen Jahren machen“, sagt Juliane Jaeßing. „Eine bringt die Hühnereier, die andere malt sie an, eine andere schneidet den Buchs. Jeder hat seine Aufgabe.“

Ein fester Platz in der Gemeinschaft

Auch die „Zugezogene“ hat ihre Aufgabe – dieses Jahr hat sie unter anderem Schwarzbeer-Kraut vom Waldboden geschnitten. „Jeder macht jedes Jahr das Gleiche“, sagt sie. Eine leichte Arbeit sei das nicht. Alleine das Schneiden des vielen Buchs würde drei, vier Stunden dauern, das Schmücken würde fünf bis sechs Stunden dauern.

Sie schätzt das gemeinschaftliche Dorfleben von Unternschreez. Hatte sie als „Auswärtige“ Probleme, in die Gemeinschaft reinzukommen? „Überhaupt nicht“, sagt sie. „Ich komme mir hier sehr willkommen vor.“ Das liege sicher auch daran, dass die gelernte Kosmetikerin auch mal „mit rotlackierten Fingernägeln am Waldboden nach Schwarzbeer-Kraut suchen kann“, wie sie selbst sagt. Lesen Sie auch: Bayreuther Museen bieten Osterprogramme für Kinder an.

Der diesjährige Osterbrunnen in Unternschreez (Landkreis Bayreuth) als Bilder-Galerie. Fotos: Juliane Jaeßing

Doch auch hier ändern sich die Zeiten

Trotzdem haben sich auch im beschaulichen Unternschreez die Zeiten geändert. Die meisten der Damen, die am Dorfbrunnen arbeiten, sind Seniorinnen, so Jaeßing. An der jüngeren Generation fehle es zwar nicht, doch die habe einen anderen Rhythmus. „Der Zeitpunkt ist für viele schwierig.“

Denn die ältere Generation sei es gewohnt, den Osterbrunnen unter der Woche am Nachmittag zu schmücken – wohl auch, weil in dieser Generation mehr Frauen noch nicht Vollzeit gearbeitet haben. Die jüngeren Frauen des Dorfes hingegen hätten unter der Woche nachmittags keine Zeit. Die 35-Jährige schätzt, dass dieses Detail der Tradition sich auch in Unternschreez früher oder später ändern muss.

Auch die Eltern schmücken jetzt mit

Übrigens ist sie nicht das einzige Beispiel für „gelungene Integration“ in Unternschreez: „Meine Eltern sind vor drei Jahren hinterhergezogen. Die helfen auch beim Osterbrunnen mit.“

Die Osterbrunnen-Tradition stammt aus der Fränkischen Schweiz, die Familie kannte das in der Uckermark nicht. Einer der vielen Gründe, wieso Juliane Jaeßing ihre neue Heimat mag: „Ich finde es unglaublich schön, wenn in dieser grauen Jahreszeit der Brunnen mit bunten Eiern geschmückt wird.“