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Oberfranken

Spargelsaison in Oberfranken beginnt: Preise steigen

von Hannah Neudecker

Der Spargelpreis ist erheblich angestiegen, doch nicht nur die Inflation ist dafür verantwortlich. Das bt sprach mit zwei Spargelexpertinnen über die Probleme der Branche.

Spargelbauern hatten in den letzten Jahren mit vielen Problemen zu kämpfen – Spargelliebhaber müssen deshalb für ihr Lieblingsgemüse tiefer in die Tasche greifen.

Das bt sprach über die Probleme der Branche mit Sandra Stenglein vom Spargelhof Stenglein und mit Miriam Adel, der Vorsitzenden des Spargel-Erzeugerverbands Franken e.V.

Spargelbauern haben schwierige Jahre hinter sich

Eigentlich gilt Unterfranken als das typische Spargelanbaugebiet, aber auch in Oberfranken wird auf 42 Hektar das beliebte Gemüse angebaut. Einer der zehn oberfränkischen Spargelbetriebe ist der Spargelhof Stenglein in Rothwind (Landkreis Kulmbach). Wie auch viele andere Spargelbauern, hat auch der Hof mit vielen Problemen zu kämpfen.

“Die letzten Jahre waren sehr schwierig”, erzählt Sandra Stenglein dem bt. Der Spargelhof lebe einerseits vom Spargelverkauf im hofeigenen Laden, andererseits vom Verkauf an die heimische Gastronomie. Durch die Schließung der Restaurants im Lockdown sei wichtige Kundschaft weggebrochen. “Wir haben uns dann verkleinert und den Spargel frühzeitig aus der Ernte genommen”, sagt Sandra Stenglein.

Und mit diesen Problemen ist der Spargelhof nicht allein. “Die Inflation, die anhaltende – wenn auch abschwächende – Energiekrise und Kostensteigerungen bei sämtlichen Betriebsmitteln belasten die Betriebe”, heißt es auf Anfrage vom Spargel-Erzeugerverband Franken.

Neuer Mindestlohn beeinflusst Spargelpreis

Doch nicht nur die Krisen der letzten Jahre ließen den Kilopreis von Spargel in die Höhe schnellen, auch eine weitere politische Entscheidung hat den Preis stark beeinflusst: Die Spargelsaison 2023 ist die erste Saison seit dem Anstieg des Mindestlohns auf 12 Euro. Die starke Auswirkung auf den Spargelpreis erklärt Miriam Adel: “Etwa die Hälfte des Spargelpreises ist auf die Löhne zurückzuführen, denn nach wie vor ist viel Handarbeit beim Anpflanzen, Ernten, Waschen, Verkaufen etc. gefordert.”

Den Erzeugern bereitet diese Veränderung Sorgenfalten. “Die plötzliche Steigerung des Mindestlohns (und weiterer Löhne) macht uns schon zu schaffen. Es war untypisch, dass der Lohn um ein Vielfaches von heute auf morgen steigt – allein aus politischem Willen”, sagt Miriam Adel. “Die Frage, die sich viele Betriebe jetzt stellen, ist: Ist der Verbraucher bereit, den notwendigen Preis für einen regionalen Spargel zu zahlen?”

Auch beim Spargelhof Stenglein macht sich der Lohnanstieg bemerkbar. “Wir haben jetzt höhere Stechkosten und auch höhere Sozialversicherungskosten”, sagt Sandra Stenglein. “Wir versuchen halt besonders gute Leute zu beschäftigen. Aber wir müssen auch den ein oder anderen durch Maschinen einsparen, die die Arbeit übernehmen.” Lesen Sie auch: Der Bayreuther Herzogkeller hat einen neuen Pächter gefunden.




Schlechtes Wetter bereitet Probleme

Als wären die Probleme noch nicht genug, will auch das Wetter in diesem Jahr nicht so richtig mitspielen. “Leider hat der Frühling auch in Franken noch nicht so richtig losgelegt”, so Miriam Adel. Besonders sonniges Wetter sei wichtig. Dies liegt daran, dass Thermo- oder Schwarz-Weiß-Abdeckungen auf den Spargelfeldern die Kraft der Sonne zum Erwärmen des Bodens nutzen.

“Der Spargel muss mindestens zwölf Grad unten an der Wurzel haben”, erklärt Bäuerin Sandra Stenglein. Aber da der Frühling “relativ schlecht” war, konnten sie entgegen ihrer Hoffnung das Ostergeschäft nicht mitnehmen.

Spargelpreis in der Saison 2023

Angesichts der vielen Probleme ist es nicht verwunderlich, dass Spargelliebhaber für ihr Lieblingsgemüse tiefer in die Tasche greifen müssen. Um wie viel der Spargelpreis in der diesjährigen Saison gestiegen ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Fest steht, dass sich in Franken der Kilopreis von heimischen Spargel in den letzten Jahren schon um einiges erhöht hat: Von 9,50 Euro (2019) auf 11,25 (2022).

Die Preiserhöhung des Rothwinder Spargels sei laut Sandra Stenglein moderat, 50 Cent müssen Kunden pro Kilo Spargel mehr zahlen. Der besonders beliebte weiße Spargel kostet im Hofladen je nach Klasse zwischen 9 und 14 Euro.

Für alle Sparfüchse gibt es noch einen Tipp von der Spargelexpertin Miriam Adel: Der Preis zu Saisonbeginn im April ist immer etwas höher als der Preis gegen Ende der Saison.

Konkurrenz durch importierten Spargel

In vielen Supermarktregalen treffen Kunden neben dem teuren, regionalen Spargel auch importierte Produkte an. “In anderen Ländern gibt es keine Mindestlöhne oder viel niedrigere, auch niedrigere Energiepreise. Das sind ganz andere Produktionsbedingungen”, erklärt Miriam Adel. Sie appelliert deshalb an die Kunden: “Wenn ein Kilo Fränkischer Spargel und ein Kilo Importierter im Supermarkt nebeneinander liegen, und einen Preisunterschied von ein paar Euro haben, dann muss der Verbraucher natürlich bewusst zum heimischen Produkt greifen.”

Trotzdem sei Spargel weiterhin ein Lebensmittel, das viele Verbraucher typischerweise beim Bauern vor Ort kaufen. Beim Spargelhof Stenglein merkt man bisher nicht, dass sich mehr für die günstigere Version entscheiden. “Aber wenn sie bei uns im Hofladen einkaufen, ist die Entscheidung schon gefallen, heimischen Spargel zu kaufen”, sagt Sandra Stenglein. Sie vertraut trotz der Preissteigerung weiterhin auf ihre langjährige, treue Kundschaft, die auch bereit ist, etwas mehr für regionalen Spargel zu bezahlen.

Regionaler Spargel lohnt sich

Doch obwohl die Preise für den regionalen Spargel höher sind als beim Discounter, viele Kunden entscheiden sich trotzdem, das deutsche Lieblingsgemüse von den Bauern direkt vor Ort zu kaufen.

Sandra Stenglein sieht beim regionalen Spargel mehrere Vorteile. Einerseits würde man durch den Kauf die heimische Landwirtschaft unterstützen, andererseits habe man so kurze Transportwege. Das spare nicht nur Kraftstoff und Kosten, sondern auch der CO2-Ausstoß wird dadurch reduziert. “Durch die kurzen Transportwege kommt der Spargel außerdem direkt vom Feld auf die Ladentheke. So frisch kriegen Sie den nirgends”, so Sandra Stenglein.

Dem schließt sich auch Miriam Adel an: “Wir bauen hier vor Ort ein hochwertiges Produkt an, welchen in hohem Maß für Regionalität und Saisonalität steht – genau das, was vom Verbraucher immer gewünscht wird. Wir hoffen auf eine gute Nachfrage unserer heimischen Produkte.”