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Pflege

Pflegende Angehörige in Bayreuth sind verzweifelt: “Nach der Arbeit zum dementen Papi” – nun handelt der VdK

Angehörige klagen über schlechte Bedingungen in der Pflege von Angehörigen – auch in Bayreuth. Der VdK Oberfranken setzt jetzt ein Zeichen.

Pflegende Angehörige werden von der Politik im Regen stehen gelassen – das sagt der VdK in Oberfranken. Zwei Einzelschicksale pflegender Frauen aus Bayreuth stützen diese Behauptung.

Der VdK will in Bayreuth auf diesen Missstand aufmerksam machen. Eine “Stimme” werden privat Pflegende dennoch nicht bekommen. Das hat einen triftigen Grund.

VdK in Oberfranken: Pflegende Angehörige fordern bessere Unterstützung

Zwei Frauen aus Bayreuth erzählen, was die Pflege von engen Angehörigen für Sie bedeutet – und wie viel Kraft und Nerven sie kostet. Der VdK Oberfranken wird in Bayreuth demnächst für die Schicksale solcher Pflegenden demonstrieren. Dahinter steckt eine groß angelegte Kampagne. Lesen Sie auch: Im Landkreis Bayreuth gibt Ende Juni ein ambulanter Pflegedienst auf. 51 Hilfsbedürftige sind betroffen.

Jutta Bühl aus Bayreuth pflegt ihren dementen Vater zu Hause. Gemeinsam mit ihren Geschwistern. Alzheimer wurde bei ihrem “Papi”, wie sie in einem Pressegespräch des VdK in Bayreuth nennt, im Oktober 2020 diagnostiziert. Bühl selbst arbeitet in Vollzeit und versucht den herausfordernden Spagat zu bewältigen, so gut es geht. “Und nach der Arbeit dann zum dementen Papi” steht bei Bühl regelmäßig auf dem Programm. Für sie bedeutet das viel “emotionalen Stress”. Der könnte ihrer Meinung nach weniger sein, erhielte sie bessere Unterstützung der Politik.




Michaela Ziegler sieht dies ähnlich. Sie pflegt ihre 27-jährige Tochter zu Hause. Die ist von Geburt an spastisch gelähmt. “Die Krankenkasse zahlt zwar eine Verhinderungspflege, doch die reicht hinten und vorne nicht.” Der Umfang dieser Hilfsleistungen belaufe sich Ziegler zufolge auf rund sechs Arbeitsstunden von Pflegekräften im Monat. Sie selbst stehe rund um die Uhr für die Pflege bereit – und wünscht sich dafür “ehrliche Unterstützung” aus der Politik – vor allem in Form höherer finanzieller Zuwendungen.

VdK demonstriert in Bayreuth: “Stille Demo” für pflegende Angehörige

Der VdK in Oberfranken möchte auf diese Situation aufmerksam machen. Am Dienstag, 21. Juni 2022, findet deshalb eine Demo auf dem Stadtparkett in Bayreuth statt. Genauer gesagt: eine stille Demo. “Wir wollen Angehörigen eine Stimme geben”, sagt Andrea Stühler-Holzheimer, Bezirksgeschäftsführerin des VdK Oberfranken im Pressegespräch. Der VdK stellt von 10 bis 17 Uhr auf dem Stadtparkett 200 Schilder auf. “Jedes Schild steht für einen Menschen, der zu Hause pflegt oder gepflegt wird – und somit schlicht keine Zeit hat, selbst zu demonstrieren”, führt Stühler-Holzheimer aus. VdK-Mitglieder hätten dafür Zitate formuliert und geliefert. Lesen Sie auch: Die Tafel in Bayreuth hat Anfang Juni einen Hilferuf gesendet – nicht den ersten dieser Art.

Die Stille Demo des VdK in Bayreuth ist eingebettet in eine bundesweite Kampagne mit dem Namen #Nächstenliebe. Dieses Problem bestehe in Bayreuth, jedoch natürlich nicht nur dort.