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Oberfranken

So wollen Förster den Wald im Fichtelgebirge retten

Der Forstbetrieb im Fichtelgebirge stellt sich auf einen weiteren trockenen Sommer ein. Der Waldumbau soll die Probleme lösen.

Der Borkenkäfer wütet weiter in den Wäldern des Fichtelgebirges, die Fichte weicht nach und nach für andere Baumarten.

Das bt hat mit dem zuständigen Forstbetrieb darüber gesprochen, wie der Fichtelgebirgswald der Zukunft aussehen soll.

Wo im Fichtelgebirge das Problem liegt

“Die Extreme werden extremer”, sagt Martin Hertel, stellvertretender Forstbetriebsleiter beim Forstbetrieb Fichtelberg. Der Forstbetrieb gehört zu den Bayerischen Staatsforsten. Er ist für einen großen Teil des Waldes im Fichtelgebirge verantwortlich, von Goldkronach bis Marktredwitz, von Weidenberg bis kurz vor Gefrees – eine Fläche von 15.700 Hektar.

Um 1 bis 1,5 Grad Celsius ist die Temperatur im Fichtelgebirge laut Martin Hertel in den vergangenen 20 Jahren gestiegen. “Es ist noch nicht die große Katastrophe”, sagt er. Doch es bereite einige Probleme: Die Fichte mache 80 Prozent des staatlichen Fichtelgebirgswaldes aus. Sie ist laut Hertel durch die Trockenheit geschwächt – ein leichtes Spiel für den Borkenkäfer. Lesen Sie auch: Vandalen haben nahe Bayreuth zwei Maibäume zerstört.

Esskastanien statt Fichten?

Die 48 Forstwirte und Forstwirtschaftsmeister des Staatsbetriebs im Fichtelgebirge versuchen tagtäglich, vom Borkenkäfer befallene Fichten zu erkennen und so schnell wie möglich aus dem Wald zu schaffen. Die Frage ist, was an die Stelle der Fichten treten soll. “Wir sind leider etwas eingeschränkt, weil der Boden bei uns relativ nährstoffarm ist”, sagt Hertel. Doch es gebe einige Baumarten, die hier gedeihen.

Der Forstbetrieb setzt unter anderem auf Buchen, Tannen, Eichen, Linden, probiert es aber auch mit Esskastanien und Kirschbäumen. Man wolle aber keinen Kahlschlag machen und alles auf einmal neu bepflanzen, so Hertel. “Der Waldumbau zieht sich über einen langen Zeitraum hin.” Auch der Altbestand sei wichtig, er liefere den Humus für die nächste Generation.

Der Experte erklärt im bt-Video vor Ort bei Weidenberg, wie der Waldumbau funktioniert:

60 Hektar pro Jahr neu anpflanzen

“Unser Ziel ist es, in alle Gebiete vier bis fünf Baumarten reinzukriegen”, sagt Hertel. “Wer streut, rutscht nicht.” Der Forstbetrieb Fichtelberg pflanze jährlich etwa 50 bis 60 Hektar neu an. Der Waldumbau soll bis 2035 abgeschlossen sein. Das Ende der Fichte sei das aber nicht. “Die Fichte wird noch über viele Generationen bleiben.”

Wenn es weniger Fichtenholz gibt, dann gibt es auch weniger Bauholz, so Hertel. Denn die anderen Baumarten eignen sich dafür nicht so gut, wobei etwa Kiefer und Lerche auch zum Bauen dienen könnten. Beim Brennholz hingegen sei keine Knappheit zu befürchten. Die Wirtschaftlichkeit sei im Staatsforst aber ohnehin nicht das wichtigste Kriterium. “Wir können nicht gegen die Natur wirtschaften.”

Der Forstbetrieb habe daher einen bestimmten Hiebsatz: nicht mehr als 114.000 Kubikmeter Holz entnehme er dem Wald im Fichtelgebirge pro Jahr.

Vorbereitung auf Borkenkäfer-Saison

Der Borkenkäfer-Befall war im vergangenen Jahr deutlich höher als in den Vorjahren, so Hertel. Der Forstbetrieb hat ihm zufolge in diesem Jahr etwa 70.000 Festmeter Käfer-Holz gefällt – etwa 60 Prozent des regulären Einschlags.

Der Käfer werde nun im Mai wieder ausfliegen, die Vorbereitungen im Fichtelgebirge laufen. Die Förster inspizieren den Wald, schauen, wo Bohrmehl aus einer Fichte rieselt oder die Rinde abfällt – beides Zeichen für einen Borkenkäfer-Befall. Wo nötig, rückt der Harvester an. Wo der Harvester nicht hinkommt, erledigen die Forstwirte Handarbeit.

Ein Problem beim Waldumbau wird den Forstbetrieb auch dieses Jahr beschäftigen: “Saatgut ist momentan Mangelware”, sagt Gerhard Schirbel, Leiter des Forstreviers Sophiental. Das liege daran, dass in den vergangenen Jahren die Blüten teils im Frühjahr erfroren, teils im Sommer vertrocknet seien.

Das Fichtelgebirge in 100 Jahren

Einst standen im Fichtelgebirge die Fichten wohl nur in den höheren Lagen, so Hertel, in den tieferen herrschten wahrscheinlich Tannen und Buchen vor. Im Mittelalter hätten Bergbauer im Fichtelgebirge nach Zinn und Eisenerz gegraben. Der Wald war teils im Weg, teils für Brennholz nötig – ein Kahlschlag war die Folge. Auf den sonnenreichen Freiflächen kam die Fichte am besten zurecht.

Die dunklen Fichtenwälder werde es in 100 Jahren im Fichtelgebirge nicht mehr geben, sagt Hertel. “Aber es wird noch einen Wald geben. Das versprechen wir.”