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Tiere
Quirliger Hund mit trauriger Vorgeschichte im Bayreuther Tierheim: „Ich will endlich jemandem vertrauen können“
Miley ist seit fast zwei Jahren im Tierheim Bayreuth. Das Herz der aufgeweckten Hündin wartet darauf, im Sturm erobert zu werden.
Hündin Miley ist ein liebes Tier, dem Schlechtes widerfahren ist. Das macht sich auch in ihrem Verhalten bemerkbar. Doch da gibt es nichts, was man nicht mit Vertrauen, Geduld und Liebe wieder hinbiegen kann.
Hund im Bayreuther Tierheim
Begegnet man Miley das erste Mal, wirkt sie im ersten Moment fast schon eingeschüchtert. Sie scheint immer auf der Hut zu sein und als Fremder darf man ihr zunächst nicht zu nahe kommen.
Denn missachtet man den Rat der Tierpflegerin Ivonne Schug des Bayreuther Tierheims, kann die Hündin – die sich in dem Moment bedroht fühlt – mit einem Mal nach vorne schnellen und nach einem schnappen.
Mileys Misstrauen hat einen Grund
Dieses Verhalten kommt jedoch nicht von ungefähr und hat einen traurigen Grund. „Sie wurde in den letzten Jahren in ihrem alten Zuhause nicht so gut behandelt“, erzählt Schug. Deswegen sei es auch etwas schwierig, Miley zu vermitteln. „Sie neigt dazu, Fremde, die sie nicht kennt, abzuschnappen.“
Miley ist nämlich ein unsicherer Hund. Da sie nicht weiß, wie sie ansonsten mit der Situation umgehen soll, legt sie dieses Verhalten an den Tag, um sich zu verteidigen. „Sie hat gelernt, dass die Menschen sie in Ruhe lassen, wenn sie nach vorne geht und schnappt“, erklärt Schug.
Mileys traurige Geschichte
Bereits als Welpe musste sie einen großen Rückschlage verkraften: „Sie wurde viel zu früh von ihrer Mutter getrennt“, erzählt Karin Stanzel, Vorsitzende des Bayreuther Tierheims. Dann wurde Miley frei gekauft und lebte bei älteren Leuten. Dort war sie sehr glücklich und ein ganz normaler, lieber Hund. Doch irgendwann konnten ihre damaligen Besitzer nicht mehr.
„Und dann kam jemand ins Spiel, der sie nicht so gut behandelt hat“, sagt Stanzel. Derjenige habe sie dann schließlich auch im Tierheim abgegeben. „Er hat sie wahrscheinlich unterdrückt und ihr vielleicht mal eine drauf gegeben“, vermutete Tierpflegerin Ivonne Schug. Daraufhin ist Miley immer unsicherer geworden und zeigt seitdem dieses Verhalten.
Verträglich mit anderen Tieren?
Miley ist ca. elf Jahre alt, nicht kastriert und topfit. Sie ist bereits seit dem 7. Mai 2019 im Bayreuther Tierheim. Ihre Impfungen sind auf dem aktuellen Stand. Allerdings gibt es noch eines Sache: „Sie ist nur bedingt mit anderen Tieren verträglich“, sagt Schug. Ist jedoch ein souveräner Rüde im Haushalt, kann das Zusammenleben gut funktionieren.
Denn die Hündin wolle schon das Zepter in der Hand haben. Kann der Rüde damit gut umgehen und hat ein gutes Nervensystem, sollte es keine Probleme geben. Schug würde sie aber trotzdem lieber einzeln vermitteln.
Hündin sucht neues Zuhause
Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich eines: Mileys neues Zuhause muss ruhig sein und die künftigen Besitzer sollten bereits Erfahrung mit Hunden haben. Damit das Tier ein stressfreies Umfeld hat, sollten Kinder mindestens 15 Jahre alt sein und mit Hunden umgehen können. „Die neuen Besitzer sollten die Hündin stärken“, sagt Schug.
Diese müssen Miley beibringen, dass der Mensch die Situation im Griff hat und sie sich nicht darum kümmern muss. „Dann wird sie auch sicherer in ihrer Art und geht nicht mehr nach vorne“, erläutert die Tierpflegerin. Die Hündin muss lernen, dass der Mensch ihr nicht automatisch etwas Schlechtes will.
Intelligente Hündin im Tierheim Bayreuth
Und dass sie das lernen kann, hat sie bereits eindrucksvoll den Tierpflegern des Bayreuther Tierheims bewiesen. „Sie kann sehr viel“, berichtet Schug. Miley beherrscht nicht nur die Grundkommandos „Sitz!“ und „Platz!“, sondern auch ein paar Kunststückchen.
„Sie kann Rolle, sie kann Männchen und sie kann Apportieren.“ Die Hündin hat also einiges auf dem Kasten und deswegen müsse ihre Intelligenz auch weiter gefördert werden. Wenn sie künftig mehr mit dem Kopf arbeitet, denkt sie sich auch keinen Blödsinn mehr aus. Ist Miley erstmal ausgelastet und wird gefördert, kriegt man ihre Macken in den Griff, ist sich die Tierpflegerin sicher.
„Sie ist eine ganz Liebe“ – Tierpflegerin gerät ins Schwärmen
Wenn Miley einen Menschen richtig gut kennt, verhält sie sich anders. „Da ist sie unheimlich lieb und man kann alles mit ihr machen“, sagt Schug. Die Tierpflegerin habe mit Miley einmal ein Seminar besucht, das den ganzen Tag lang dauerte. Die Hündin habe nur dagelegen und geschlafen. „Sie ist eine ganz Liebe, die man überall mitnehmen kann“, sagt Schug.
Wichtige Information zur Abholung
Wer sich für Miley oder ein anderes Tier aus dem Tierheim Bayreuth interessiert, muss vorher anrufen und einen Termin vereinbaren. Durch das Coronavirus gelten seit Mittwoch (9.12.2020) neue Regeln. Die Vermittlung kann trotz Kontaktbeschränkungen stattfinden, allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen.
Man kann nicht mehr einfach so vorbeikommen, sondern muss sich auf der Homepage die Tiere ansehen. Wenn man sich für ein bestimmtes Tier interessiert, kann ein Termin vereinbart werden.
Bei Miley ist es allerdings nicht ganz so einfach. „Da muss erst eine Bindung aufgebaut werden, bevor man sie mitnehmen kann“, sagt Schug. Termine können unter folgender Telefonnummer ausgemacht werden: 0921/62634.
Außer Miley warten noch weitere Tiere im Bayreuther Tierheim auf ein neues Zuhause
bt-Redakteurin Online/Multimedia
Katharina Adler