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Bayreuth
Bayreuther Biochemiker forscht an “Pille für den Mann”
von bt-Redaktion
Eine neu veröffentlichte vorklinische Studie ist wegweisend für die Entwicklung einer “Antibabypille für den Mann”.
Der Bayreuther Biochemiker Prof. Dr. Clemens Steegborn ist Ko-Autor einer vorklinischen Studie, welche die Entwicklung der “Antibabypille für den Mann” vorantreiben soll.
Immer weniger Frauen wollen die Pille nehmen
In den meisten Fällen liegt die Verhütung beim Sexualverkehr immer noch in der Hand der Frau. Doch immer weniger Frauen wollen durch die Antibabypille verhüten. Waren es laut der AOK 2010 noch 46% der Frauen, die die Pille als Verhütungsmittel wählten, sind es 2021 nur noch 32% gewesen.
Grund hierfür ist, dass sich vor allem junge Frauen zunehmend dem bewusst sind, dass die Pille in ihren Hormonhaushalt eingreift, was oft Nebenwirkungen mit sich zieht. Laut AOK reichen diese von Kopfschmerzen, Übelkeit, Unterleibsschmerzen und Stimmungsschwankungen bis hin zu einem erhöhtem Risiko für Thrombosen. Auch andere Verhütungsmethoden haben gesundheitliche Nebenwirkungen oder eine deutlich geringere Sicherheit bei der Verhütung. Deshalb wird zunehmend an einer “Antibabypille für den Mann” geforscht. Lesen Sie auch: Innovation made in Bayreuth.
Entwicklung einer “Antibabypille für den Mann”
Die Notwendigkeit einer Pille für den Mann sieht auch der Bayreuther Biochemiker Prof. Dr. Clemens Steegborn: “Als wirkungsvolle Verhütungsmethoden stehen Männern bis heute nur Kondome oder ein sterilisierender chirurgischer Eingriff, die Vasektomie, zur Verfügung. Hormonfreie Kontrazeptiva werden daher dringend benötigt und nachgefragt.”
Deshalb arbeitete der Professor der Universität Bayreuth zusammen mit einem Forschungsteam an einer Studie, die bei der Entwicklung eines nicht-hormonellen Verhütungsmittel für Männer helfen soll. Eine solche “Antibabypille für den Mann” wird vom Mann vor dem Sexualverkehr eingenommen, um eine Schwangerschaft der Frau zu verhindern.
Ziel war es, einen Wirkstoff zu entwickeln, der die Aktivität des Enzyms sAC verringert oder vollständig hemmt, ein sogenannter sAC-Inhibitor. Denn dieses Enzym produziert den Botenstoff cAMP, welcher unter anderem für die Beweglichkeit und Reifung der Spermien benötigt wird. Ohne den Botenstoff können die Spermien nicht bis zur Membran der weiblichen Eizelle vordringen, die Spermien sind dann also unfruchtbar.
Erfolgreiche transatlantische Zusammenarbeit
Tatsächlich gelang es in enger transatlantischer Zusammenarbeit, einen besonders vorteilhaften Wirkstoff, den Inhibitor TDI-11861, zu identifizieren. Dieser Wirkstoff wurde jetzt in einer neuen vorklinischen Studie der medizinischen Fakultät der Cornell University an männlichen Mäusen getestet.
Nach nur einer einzigen Injektion des Inhibitoren wirkte dieser auch noch zweieinhalb Stunden danach zu 100 Prozent. 24 Stunden später ist die normale Fruchtbarkeit der Spermien wiederhergestellt. Außerdem zeigten die männlichen Mäuse während der sechswöchigen Dauer der Studie keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen.