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Handwerkerknappheit aktiv bekämpfen

Fehlende Chancen und Verdienstmöglichkeiten im Handwerk? Weit gefehlt!

Externe Redakteurin Nadja

Die Handwerkerknappheit entwickelt sich seit Jahren zu einem zunehmenden Problem. Nicht nur der Nachwuchs, sondern auch qualifiziertes Personal fehlt in zahlreichen handwerklichen Bereichen. Die Gründe dafür sind vielfältig und Lösungen dringend nötig. Dabei kommt es unter anderem auf die vermehrte Aufklärung bei bestehenden Vorurteilen an. Diese ließen sich oftmals einfacher aus dem Weg schaffen als angenommen.

Beruflicher Erfolg wird nicht selten mit dem möglichen Verdienst gleichgesetzt. Dabei gehen viele zu Unrecht davon aus, dass das Einkommen im Handwerk gering ist und es kaum Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Das monatliche Gehalt von Elektrikern kann sich bereits sehen lassen und lässt sich durch ein Studium, den Aufstieg zum Gesellen oder Meister noch steigern. Auch der Auswahl eines spezialisierten Bereichs mit Potenzial zum Aufstieg bringt erhebliche Vorteile mit sich. Dabei stellen Modernisierungen und Veränderungen in den Branchen immer wieder neue Chancen dar.

Als Handwerker gilt es daher ebenso wie in anderen Bereichen, lebenslanges Lernen groß zu schreiben. Selbst ohne diese Ambition ist es einfach, eine Ausbildungsstelle oder eine neue Anstellung zu finden. Nach qualifizierten Bewerbern wird vielerorts verzweifelt gesucht. Wichtig ist es daher, über das Handwerk als Karriere aufzuklären. Die Vorzüge sind nicht von der Hand zu weisen, aber oftmals unbekannt. Im Rahmen von Berufsmessen rund um handwerkliche Jobs sollen die Informationen einfach zugänglich und die Chance gegeben sein, direkt in Kontakt zu treten und beispielsweise Praktika zu vereinbaren. Sind diese Methoden aber noch zeitgemäß?

Fest steht, dass bereits interessierte oder noch unschlüssige Schüler*innen durch die Messen eine Anlaufstelle erhalten. Dennoch wird nur ein vergleichsweise kleines Publikum erreicht. Empfehlenswerter ist es daher, die Zielgruppe schon im Vorfeld über andere Kanäle anzusprechen. Vorstellungen des Unternehmens, der Arbeit und der Möglichkeiten auf sozialen Medien könnten dabei helfen, mit negativen Vorurteilen aufzuräumen und Interesse für das Handwerk erzeugen.

Ausbildungswille allein reicht nicht

Viele Unternehmen sind bereits dazu, auszubilden. Dennoch bleiben selbst bei vorhandenen Bewerbern Stelle häufig unbesetzt. Das Problem liegt in unzureichenden Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Schreiben und Rechnen. Abseits der Ausbildung bleiben trotz vorhandener Bewerber ebenfalls Stellen offen. Wiederum sind es mangelnde Qualifikationen, die als Grund dafür angeführt werden. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit Unternehmen selbst zu rigide in ihren Anforderungen sind. Die Förderung von Weiterbildungen und die Bereitschaft, hierdurch fehlende Qualifikationen aufholen zu lassen, könnte die Personalknappheit positiv beeinflussen. Zeitgleich könnte hierdurch eine stärkere Personalbindung entstehen und die Motivation erhöht ausfallen.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei geringen Bewerberzahlen ist die stärkere Neigung, nach dem Schulabschluss ein Studium zu beginnen. Vor allem in Gymnasien spielen handwerkliche Berufe daher eine untergeordnete oder gar keine Rolle. Dabei schließen sich Handwerk und Studium nicht aus. Nach einer Ausbildung ist es möglich, einen Bachelorabschluss anzuschließen. Die Kombination aus praktischen Erfahrungen und Studium führen zu verbesserten Einkommenschancen und machen die Berufe auch für Abiturienten interessant.

Wiederum ist es sinnvoll, die Aufklärung bereits in niedrigeren Klassenstufen durchzuführen und über Einblicke in die Unternehmen und Berufe via soziale Medien vorzustellen. Hierdurch kann eine größere Anzahl an jungen Menschen erreicht und zugleich das große Spektrum an Möglichkeiten aufgeführt werden. Der positive Nebeneffekt besteht aus der Verbesserung des Images. Diese kann dringend notwendig sein, denn handwerkliche Berufe gelten unter anderem als monoton und wenig anspruchsvoll. Dabei kann oftmals bereits die Lösungsfindung für spezifische Probleme eine Herausforderung darstellen.

All das zu vermitteln und sich darauf einzustellen, dass eine Unterstützung der Bewerber in Hinblick auf nötige Qualifikationen hilfreich und für beide Seiten von Vorteil ist, kann zu einer verbesserten Situation im Handwerk beitragen.

Frauen im Handwerk fördern

Zahlreiche Handwerkerberufe gelten als nahezu reine Männerdomänen, dabei können Unternehmen von weiblichen Angestellten ebenso profitieren wie die Handwerkerinnen von einer Karriere in diesen Bereichen. Vor allem kleine und mittelständische Handwerksunternehmen bieten oftmals eine familiäre Atmosphäre. Familie und Beruf lassen sich dadurch einfacher vereinbaren. Hinzu kommt, dass Frauen sich positiv auf das Betriebsklima auswirken und Mitarbeiterinnen eine deutliche Botschaft senden. Sie lassen das Handwerksunternehmen fortschrittlicher und offener wirken. Nicht nur bei jungen Zielgruppen sorgt das für eine bessere Bewertung. Frauen schneiden zudem häufiger besser in den Prüfungen ab und sind hoch motiviert, sie finden andere Lösungsansätze und können damit eine enorme Bereicherung sein.

Entscheidend für die Bekämpfung der Handwerkerknappheit sollte es daher ebenso sein, Mädchen und junge Frauen für die Branchen zu interessieren. Speziell auf Berufseinsteigerinnen abgestimmte Info-Veranstaltungen sollten dabei auch die typischen Probleme und Ängste abdecken. Nach wie vor gibt es gegenüber Handwerkerinnen vielerorts Vorurteile. Ihnen wird weniger zugetraut als männlichen Kollegen, sie befürchten abwertende und sexistische Kommentare, eine schlechtere Bezahlung und widrige Arbeitsbedingungen. Gelingt es Unternehmen, diesen Ängsten von vornherein respektvoll und lösend zu begegnen, könnte aus dem vagen Interesse ein gezielter Karrierewunsch werden.

Hinzu kommt als überzeugendes Argument für die Ausbildung und Arbeit im Handwerk die Arbeitsplatzsicherheit. Zahlreiche Branchen des Handwerks sind bundesweit vertreten und weder auf eine bestimmte Region noch auf einzelne Projekte beschränkt. Es fällt daher leicht, eine passende Stelle vor der eigenen Haustür zu finden.

Die Weiterentwicklungen des Handwerks, die große Nachfrage und die mittlerweile guten Einkommensmöglichkeiten könnten für ein deutlich gestiegenes Interesse sorgen, wenn das Bewusstsein dafür wächst. Hierbei sind die Unternehmen in der Verantwortung, zum einen Aufmerksamkeit zu erzeugen und zum anderen die Zielgruppen anzusprechen, die bisher von Vorurteilen und falschen Vorstellungen von den handwerklichen Berufen abgestoßen werden.