Darum rollen 500 Traktoren durch Bayreuth
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In Bayreuth sollen am Dienstag mehr als 500 Traktoren durch die Stadt rollen. Dahinter steckt ein Protest gegen das Agrarpaket der Bundesregierung.
Drei wesentliche Punkte sieht das Agrarpaket der Bundesregierung vor: Das endgültige Aus für Glyphosat Ende 2023, ein freiwilliges Tierwohllabel und die Umschichtung der EU-Subventionen für Landwirte. Viele Bauern haben ein Problem mit dem Paket. Aus diesem Grund protestieren sie am Dienstag bundesweit gegen dieses Paket. Mehr als 500 Traktoren rollen dann durch Bayreuth.
Umdenken in der Agrarmarktpolitik
Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM), erklärt als ebenfalls betroffener Bauer, worum es den Landwirten geht und wogegen sie demonstrieren. „Uns ist bewusst, dass wir eine Veränderung brauchen. Aber die Politik geht wie ein Zahnarzt vor, der Schmerzen nur mit Schmerzmitteln behandelt, statt die Ursache der Schmerzen zu bekämpfen“, sagt Foldenauer. Verändert werden müsse vielmehr die gesamte Agrarmarktpolitik. Dabei ginge es hauptsächlich darum, die Ernährungsindustrie mit möglichst billigen Rohstoffen zu versorgen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies müsse sich ändern. Bei den Landwirten müssten Markterlöse ankommen, die den Wert der Produkte widerspiegeln.
Wir brauchen faire Preise für die Produkte.
(Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter e.V.)
Bauern müssen sich Standards leisten können
Zusätzliche Auflagen und Verschärfungen des Ordnungsrechts für Insekten- und Klimaschutz, die mit zusätzlichen Kosten verbunden seien, bereiten den Landwirten Sorgen. „Sie wissen nicht, wie sie das finanzieren sollen“, sagt das Sprachrohr des BDM. Glyphosat beispielsweise habe zur Kostenreduktion bei der Produktion beigetragen, das Aus des Pflanzenschutzmittels verteuere die Produktion, da Alternativen teurer seien. Dies bedeute nicht, dass die Landwirte gegen das Verbot seien, das Agrarpaket packe das Problem der Bauern aber nicht an der Wurzel.
Die Erlöse müssten es für die Bauern möglich machen, die notwendigen Veränderungen in Bezug auf Umwelt-, Klima-, Naturschutz- und Tierwohl-Standards zu leisten. Deshalb sei es gut, dass die Landwirte am Dienstag auf die Straße gehen.
Vorwurf: Agrarpaket ist zu pauschal
Geht es nach Foldenauer und vielen anderen Landwirten, ist das Agrarpaket der Regierung zu pauschal. Viele Auflagen würden zu wenig differenziert betrachtet. Der Landwirt nennt ein Beispiel: Ein Bauer dürfe nur 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar aus organischen Düngern ausbringen. Das mag in trockenen Gebieten reichen oder gar zu viel sein, ein Landwirt in einer feuchten Gegend wie dem Allgäu zum Beispiel aber, braucht wegen der Auflage zusätzlichen Dünger und hat dadurch mehr Kosten. Ähnliches gelte für die Vorschriften bei der Nitratbelastung. Auch die sei nicht in jeder Gegend gleich hoch.
Man kann das nicht über einen Kamm scheren.
(Hans Foldenauer)
Umdenken vom Verbraucher kommt beim Bauern nicht an
Es sei eine positive Entwicklung, dass viele Verbraucher gerne mehr für eine gute Qualität und fair produzierte Produkte bezahlen. „Allerdings kommt bei den Bauern vom Mehrerlös nichts an. Nur, wenn die Kunden direkt beim Bauern kaufen“, sagt Foldenauer. Die Landwirte hätten eine viel zu schwache Marktstellung.